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Das Vermächtnis Das ist die neue Vorsitzende des Hohenmölsener Seniorenbüros

Silvia Förster ist die neue Vorsitzende des Hohenmölsener Seniorenbüros. Welches persönliche, traurige Schicksal sie in dieses Amt gebracht hat.

Von Tobias Schlegel Aktualisiert: 01.06.2021, 16:58
Als Leiterin des Hohenmölsener Seniorenbüros möchte Silvia Förster Senioren der Stadt helfen und Freizeitangebote ermöglichen.
Als Leiterin des Hohenmölsener Seniorenbüros möchte Silvia Förster Senioren der Stadt helfen und Freizeitangebote ermöglichen. (Foto: Peter Lisker)

Hohenmölsen - Selbstbewusst und zielstrebig wirkt Silvia Förster, wenn sie über die Pläne und zukünftigen Vorhaben des Seniorenbüros in Hohenmölsen spricht. Dessen Leiterin ist sie seit Anfang Mai. Die 65-Jährige weiß, was sie will, alles soll Hand und Fuß haben. Doch als sich das Gesprächsthema darauf lenkt, wie sie zu ihrer neuen Aufgabe gekommen ist, schlägt die Stimmung um. Mit schwerer Stimme erzählt sie von den vergangenen Monaten - den wohl schwersten in ihrem Leben.

Ehemann starb im November

Denn ihr Vorgänger ist ihr im November 2020 nach langer Krankheit verstorbener Ehemann Michael Förster (65). Der Hohenmölsener ist Gründer und langjähriger Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins, der 22 Mitglieder umfasst und sich um Belange von Senioren der Stadt kümmert, Ausflüge und Veranstaltungen organisiert und da ist, wenn Senioren Probleme haben, eine helfende Hand oder einfach mal jemanden zum Reden brauchen. „Das Seniorenbüro war sein Baby, sein Lebenswerk“, sagt Silvia Förster mit schwerer Stimme. Es fällt ihr nicht leicht, die Tränen zurückzuhalten - Worte, die ihren Schmerz beschreiben können, gibt es nicht.

Bereits Ende des vergangenen Jahres wurde die 65-Jährige angesprochen und gefragt, ob sie die neue Leiterin des Seniorenbüros werden möchte. Sie konnte nicht. „Ich brauchte Abstand“, sagt Silvia Förster. Jetzt, mehr als ein halbes Jahr später, ist sie bereit, das soziale Erbe ihres Mannes anzutreten, der sich jahrelang für Senioren und Menschen mit Behinderung eingesetzt hat. 2008 erlitt er einen Schlaganfall, saß zwischenzeitlich im Rollstuhl - was ihn nicht daran hinderte, das Seniorenbüro und den Senioren- und Behindertenbeirat der Stadt zu leiten. Seine Frau unterstützte ihn dabei, war selbst einfaches Mitglied des Seniorenbüro e.V. „Ich war bei Veranstaltungen immer mit dabei, habe diese mit organisiert und viel über die Arbeit des Vereins erfahren“, sagt sie.

„Mir hat die Zeit hier im Seniorenbüro auch immer viel Spaß gemacht“

Als bei ihrem Mann dann „immer mehr die Kräfte nachließen“, war es sein Wunsch, dass sie die Geschicke des Seniorenbüros für ihn leitet. „Ich sagte zu ihm: ,Du hast so große Spuren hinterlassen, die keiner ausfüllen kann - und ich schon gar nicht’“, sagt Silvia Förster. Schließlich versprach sie ihm dann aber doch, sein Lebenswerk fortzusetzen. „Mir hat die Zeit hier im Seniorenbüro auch immer viel Spaß gemacht“, sagt sie. Auch sei es wichtig, dass die Einrichtung im Haus der Stadtgeschichte weiter besteht - gerade in der jetzigen Pandemie-Zeit, wo viele Senioren doch recht einsam seien und jemanden brauchen, der ein offenes Ohr für sie hat. Für diese Menschen will Silvia Förster, die per Briefwahl in das Amt gewählt wurde, da sein - genauso wie ihre Vorstandskolleginnen Cornelia Reimann und Monika Käding.

Sie alle versuchen, auch in Zeiten der Pandemie älteren Menschen zu helfen. So ist das Seniorenbüro Teil eines Helfernetzwerkes, bei dem freiwillige Helfer Einkäufe und sonstige Erledigungen für Senioren anbieten. Auch hilft die Einrichtung bei der Buchung von Impfterminen, vor Kurzem verteilten Vereinsmitglieder kleine Geschenktüten an gute Freunde des Seniorenbüros (die MZ berichtete). Auch an die Zeit nach Corona wird gedacht. Das Projekt der Lese- und Vorlesepaten, bei dem Senioren in Schule und Kindergärten gehen, um zu lesen oder Kindern dabei zu helfen, soll wieder durchstarten. Ausflüge und Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Englisch- und Computerkurse sollen angeboten werden - genauso wie Spielnachmittage. Auch Geflüchteten will die Einrichtung weiter zur Seite stehen, Feste oder andere Zusammenkünfte anbieten und organisieren.

Rentenalter schon erreicht

Mindestens zweimal die Woche will Silvia Förster im Büro vor Ort sein - mehr ist erstmal nicht drin, denn die 65-jährige Zahnärztin ist noch berufstätig. In Predel in der Elsteraue betreibt sie eine eigene Praxis. Zwar habe sie das Rentenalter erreicht und könnte problemlos in den Ruhestand gehen. „Die Arbeit macht mir aber nach wie vor Spaß und ich will meine langjährigen Patienten nicht aufgeben“, sagt die gebürtige Zembschenerin, die über Teuchern und Lützen nach dem Studium in den 1980er Jahren sich mit ihrer Familie in Hohenmölsen niedergelassen hat.

Ein bis zwei Jahre will sie noch arbeiten. Der gleichen Intensität ihres Mannes wird sie sich dem Seniorenbüro schon aus diesem Grund nicht widmen können. Doch sie sagt: „Ich bin nicht er und werde ein paar Sachen anders machen. Trotzdem werde ich das Seniorenbüro so leiten, wie es im Sinne meines Mannes ist.“ (mz)