Das große Lindensterben Das große Lindensterben: Bis 2020 müssen 53 Bäume in Teuchern gefällt werden

teuchern - Sie gehört wohl zu den schönsten Linden-Alleen im Burgenlandkreis - die Teucherner Bahnstraße. Gerade jetzt versprühen die majestätisch großen Bäume entlang der Fahrbahn mit ihren sich bunt färbenden Blättern einen besonderen Charme. Und trotzdem ist das Ende der Linden besiegelt. Denn obwohl sie gesund aussehen, sind die Bäume krank. So krank, dass alle gefällt werden müssen.
Die Linden verfaulen von innen, weil eine von der Stadtverwaltung Teuchern mit Pflegemaßnahmen beauftragte Firma aus Oberwerschen, die erst seit kurzem auf dem Markt aktiv war, gepfuscht hat. Im Spätherbst 2008 haben Mitarbeiter dieses Betriebes mit so genannten Baumpflegearbeiten begonnen. Doch anstatt die Linden fachgerecht zu verschneiden, haben sie selbst dickste Äste bis zum Stamm abgesägt und das Holz in Größenordnungen abtransportiert. Nur die kahlen Baumstämme der Linden blieben stehen.
Wurde Brennholz gewinnend gearbeitet?
Schon damals mutmaßten besorgte Anwohner der Bahnstraße und auch Stadträte, dass hier nicht sorgfältig und fachgerecht, sondern eher teures Brennholz gewinnend gearbeitet wurde. Die damals noch von Bürgermeister Lothar Gieler (SPD) geführte Stadtverwaltung, teilte die Sorgen allerdings nicht. Zu Unrecht, wie sich zeigen sollte.
Im Juni 2015 musste eine der Linden auf Anraten eines Fachmannes gefällt werden, weil sie krank war und umzustürzen drohte. Damals hatte der jetzige Teucherner Bürgermeister Frank Puschendorf (parteilos) auf MZ-Nachfrage erklärt, dass nur dieser Baum gefällt werden würde, weil Gefahr in Verzug war. Einen Monat später hatte er versichert, dass die Linden-Allee in der Bahnstraße besonders geschützt sei. Vom Fällen weiterer Bäume war da nicht die Rede.
Doch im Herbst 2015 und Anfang 2016 fielen insgesamt 13 der 53 großen Linden der Säge zum Opfer. Ein von der Stadtverwaltung vorsorglich beauftragter Gutachter hatte nämlich festgestellt, dass alle Linden, die stadtauswärts am rechten Fahrbahnrand stehen, durch das unsachgemäße Verschneiden 2008/09 tödlich geschädigt wurden. Ein Desaster, mit dem die Stadtverwaltung nicht gerechnet hatte.
Die Schnittstellen an den bis dahin gesunden Linden waren nämlich so groß, dass bei Regen Wasser in die Wunden der Bäume eindringen konnte. Die Riesen begannen, von oben nach unten innerlich zu verfaulen. Die jetzige Stadtverwaltung hatte keine Wahl - auf Anraten des Gutachters entschied sie, bis zum Jahr 2020 alle kranken Bäume schrittweise fällen zu lassen und neue Linden anzupflanzen. Denn die hohl werdenden Bäume hätten irgendwann brechen und Menschen verletzen können.
Ersatz-Bäume werden gepflanzt
Um wenigstens den Charakter der Baum-Allee zu erhalten und den entstandenen Schaden zumindest zu lindern, werden für die gefällten Linden Ersatz-Bäume gepflanzt. Anfang 2016 hat man damit begonnen und drei Jungbäume gesetzt. So, wie es das Gesetz vorschreibt und die Untere Naturschutzbehörde des Burgenlandkreises verlangt.
Stadtverwaltung, Teucherns Ortschaftsrat und ein Baum-Fachmann haben sich lange beraten und dann mit Blick auf die Zukunft entschieden, dass Winterlinden entlang der Bahnstraße gepflanzt werden. „Die jungen Bäume sollen“, so die Auskunft von Ordnungsamtsmitarbeiter Marcel Schneider, „beim Setzens einen Mindeststammumfang von 14 bis 16 Zentimetern haben und etwa drei Meter groß sein.“
Die Winterlinde ist nicht nur der Baum des Jahres 2016, sie ist auch ein so genannter Pfahlwurzler. Ihre Wurzeln wachsen in die Tiefe und nicht in die Breite und werden die Bahnstraße deshalb nicht beschädigen. Außerdem bleibt die Baumart vergleichsweise schlank. Die Winterlinden, die bis zu 15 Meter hoch werden können, müssen deshalb nicht so oft verschnitten werden, um für Fußgänger und Lastwagen Platz zu schaffen. Die kranken Linden werden von der erfahrenen Werschener Firma Baumservice und Entkernung Michael Adler gefällt. Sie entfernt auch die Baumstümpfe und Wurzeln und verfüllt die entstehenden Löcher.
Die Firma, die die Teucherner Linden durch unsachgemäßen Verschnitt schwerst geschädigt hat, kann von der Stadt nicht mehr in die Verantwortung genommen werden. Es gibt sie nicht mehr.
Tausende Euro pro Jahr für Pflege und Erhalt
Die Stadt Teuchern betreibt für den Erhalt und die Pflege der Bäume und Sträucher in ihrem Verantwortungsbereich großen Aufwand. 20 000 bis 30 000 Euro werden dafür jährlich in den Haushalt eingestellt. Mindestens zweimal im Jahr finden laut Auskunft des Ordnungsamtes vor allem an sensiblen Stellen wie Kindertagesstätten, Bushaltestellen, öffentlichen Wegen und gemeindlichen Straßen Begehungen statt. Diese so genannten Baumschauen mit Fachleuten und Vertretern der Stadtverwaltung gibt es in belaubten und unbelaubten Zeiträumen.
Diese Besichtigungen sind nötig, um so genannte Lichtraumprofile schaffen zu können, also Äste und Zweige, die im Weg sind, zu entfernen. Für den Fall, dass Äste morsch sind, hat die Stadtverwaltung Teuchern zwei Mitarbeiter des Bauhofes für deren fachgerechte Beseitigung ausbilden lassen. (mz)
