1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. „Bohrstellentourismus“ - Brunnen am Mondsee war doch verstopft

Vandalismus am Tiefbrunnen „Bohrstellentourismus“ - Brunnen am Mondsee war doch verstopft

Was in dem 115 Meter tiefen Bohrloch gefunden wurde und warum die Chefin des Hohenmölsener Erholungsparks von einem „Bohrstellentourismus“ spricht.

Von Tobias Schlegel Aktualisiert: 31.05.2021, 13:14
Unbekannte hatten Mitte Mai den Deckel des Tiefbrunnens am Mondsee abgeschraubt. Nun ist sicher, dass auch mindestens ein Baustellenschild hineingeworfen wurde.
Unbekannte hatten Mitte Mai den Deckel des Tiefbrunnens am Mondsee abgeschraubt. Nun ist sicher, dass auch mindestens ein Baustellenschild hineingeworfen wurde. (Foto: Zweckverband Erholungspark Mondsee)

Hohenmölsen - Der Vandalismus am Mondsee-Tiefbrunnen ist nun doch nicht folgenlos geblieben. Waren nach ersten Untersuchungen noch keine Gegenstände in dem 115 Meter tiefen Bohrloch gefunden, ist nun doch etwas entdeckt worden. Darüber informierte Hohenmölsens Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) am Donnerstagabend den Stadtrat.

Über die genauen Hintergründe informierte Verbandsgeschäftsführerin Cornelia Holzhausen am Freitag auf MZ-Nachfrage. Demnach sei am Donnerstag ein Baustellenschild in dem Bohrloch gefunden worden, als eine Pumpe hinuntergelassen wurde. Mit dieser sollte eine Grundwasserprobe entnommen werden. Dabei verfing sich die Pumpe mit einem Gegenstand, der das Bohrloch verstopft hatte. Als dieser mit hinausgezogen wurde, entdeckte man, dass es sich um eines der Baustellenschilder handelt, die seit Mitte Mai verschwunden sind.

Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund eine Viertelmillion Euro

Damals waren allen Anschein nach Unbekannte auf die Baustelle eingedrungen, hatten die Baustellenschilder entfernt und den Deckel des verschlossenen Brunnens abgeschraubt. Schon hier hatten die Betreiber des Mondsees vermutet, dass die Schilder in den Brunnen geworfen wurden, um diesen zu verstopfen. Und so ist es nun letztlich auch gewesen.

Unklar ist aber noch, was mit den anderen beiden noch verschwundenen Baustellenschildern geschehen ist. Es ist laut Cornelia Holzhausen nicht ausgeschlossen, dass sich diese auch in dem Loch befinden, wahrscheinlich auf dem Grund. Verstopft ist der Brunnen nicht mehr, die Pumpe stieß auf keinen weiteren Widerstand. Die Arbeiten gehen nun wie geplant weiter, ab Sommer soll über den Brunnen zwei bis drei Jahre lang Grundwasser in den Mondsee fließen, um einen Wasserverlust von 350 Millionen Litern auszugleichen, die aufgrund der geringen Niederschläge seit 2017 in dem See verdunstet sind. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund eine Viertelmillion Euro. 130.000 Euro davon werden über Fördermittel finanziert.

„Es interessiert niemanden, dass dort eine Baustelle ist.“

Indessen gibt es auf der Baustelle neuen Ärger. Vermehrt haben Cornelia Holzhausen und ihre Mitarbeiter zuletzt Besucher des Erholungsparkes dabei erwischt, wie sie unerlaubt die mit Bauzäunen abgesperrte Baustelle betreten haben, um dort lang zu spazieren oder gar zu picknicken. Personen mit Kindern hatten sogar direkt neben dem Brunnen mit Decke, Essen und Trinken Platz genommen. Die Geschäftsführerin sprach von einem „Bohrstellentourismus“, der an dem Brunnen entstanden ist. „Es interessiert niemanden, dass dort eine Baustelle ist.“ Besonders schlimm sei, dass auch Eltern sich vor den Augen ihrer Kinder sich einfach über Regeln hinwegsetzen und die Baustelle betreten.

Der Brunnen ist indes mit einem Stahldeckel fest versiegelt worden, um ihn vor erneuten Angriffen zu schützen. „Da muss schon jemand mit einem Kran kommen, um ihn aufzubrechen“, sagt Cornelia Holzhausen. (mz)