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Betrug Betrug: Falscher Arzt prellt Landratsamt

Von Constanze Matthes 30.06.2018, 06:29
In der Kreisverwaltung des Burgenlandkreises war ein Mediziner ohne Zulassung als Betriebsarzt tätig.
In der Kreisverwaltung des Burgenlandkreises war ein Mediziner ohne Zulassung als Betriebsarzt tätig. picture alliance / Patrick Seege (Symbolfoto)

Naumburg - Ein falscher Betriebsarzt sorgte und sorgt noch immer in der Kreisverwaltung des Burgenlandkreises für Unruhe und Verwirrung. „Das ist ein schwieriger Fall, der uns erschüttert“, sagt Kirsten Wilke, persönliche Referentin des Landrats Götz Ulrich (CDU), auf Tageblatt/MZ-Nachfrage. Unsere Zeitung erfuhr von den Geschehnissen am Freitagvormittag durch die Hinweise eines anonymen Anrufers, der seinen Namen nicht nennen wollte.

Seit Mai sei der falsche Mediziner freiberuflich als Betriebsarzt für das Landratsamt tätig und für zwei Tage direkt vor Ort gewesen. Er habe in der Vergangenheit seine Approbation verloren. „Da er jedoch seine Zulassungsurkunde nicht abgegeben hatte, konnte er diese vorlegen. Wir haben den Vertrag sofort gekündigt“, so Kirsten Wilke weiter. Zum Alter des Mannes, zu seinem Wohnort und seinem Fachbereich konnte die persönliche Referentin jedoch keine Auskunft geben.

Bereits Strafanzeige gestellt

Sicher ist jedoch, dass der falsche Betriebsarzt mehreren Mitarbeitern der Kreisverwaltung Impfungen noch unbekannter Art verabreicht hat, darunter auch Ulrich, der derzeit wegen der Tagung des Unesco-Welterbe-Komitees in Bahrain weilt.

Die Kreisverwaltung sowie der Landrat persönlich haben inzwischen Strafanzeige wegen Körperverletzung bei der Staatsanwaltschaft Halle gestellt. Die Angestellten stehen nun unter der Obhut des Gesundheitsamtes, das bereits Vorkehrungen getroffen habe, so Wilke. Der Fall kam intern ans Licht, als eine Mitarbeiterin der Kreisverwaltung eine Rückfrage hatte und in der von ihm angegebenen Praxis anrief.

Ihr sei dort gesagt worden, dass diese Praxis nicht mehr existiere und der Arzt doch im Gefängnis säße, berichtet die persönliche Referentin des Landrats weiter. Der anonyme Anrufer sagte Tageblatt/MZ, dass sich die Praxis in Halle befunden habe.

Gründe sind noch unklar

Aus welchen Gründen der einstige Mediziner seine Zulassung verloren hat, ist bisher noch nicht bekannt. Der Entzug der Approbation kann unter anderem durch Unzuverlässigkeit und Unwürdigkeit zur Ausübung des Arztberufes erfolgen, wie beispielsweise nach schwerwiegendem Fehlverhalten, aber auch infolge von Straftaten außerhalb der beruflichen Tätigkeit und bei gesundheitlichen Problemen, wie Tobias Brehme, Pressesprecher der Ärztekammer, ausführt.

Die Zahl der Mediziner, die ihre Zulassung in Sachsen-Anhalt verlieren, sei indes sehr gering, so Brehme. Er schätzt, dass es einen Fall pro Jahr oder im Verlauf weniger Jahre gibt. Der Pressesprecher verweist zudem auf das Landesverwaltungsamt, das für die Erteilung und den Entzug der Approbationen im Land Sachsen-Anhalt zuständig ist.

Eine am Freitagmittag an das Amt gestellte Tageblatt/MZ-Anfrage werde in Kürze ausführlich beantwortet werden, so Gabriele Städter. Allerdings sei der Fall bereits im Landesverwaltungsamt bekannt, man stehe auch in Kontakt mit der Kreisverwaltung des Burgenlandkreises, so die Sprecherin des Landesverwaltungsamts weiter.

Denn einige Fragen stellen sich: Warum konnte die Vergabe der Leistungen an den Arzt ohne Zulassung seitens der Kreisverwaltung erfolgen? Und warum war der Mediziner noch im Besitz seiner Urkunde?