Bergschule Bad Kösen Bergschule Bad Kösen : Gebäude wird in den Sommerferien geräumt

Bad Kösen - Es hätte noch etwas Zeit gebraucht, doch jetzt muss es schneller gehen, als einem lieb sein kann. 3,5 Millionen Euro will die Stadt Naumburg in die Bergschule in Bad Kösen investieren, da der Sanierungsstau dort nach 125 Jahren Schuldienst gewaltig ist. Das Projekt genießt Priorität, steht ganz oben auf einer Wunschliste namens „Grüne Mitte“, einem Stadtentwicklungskonzept für den Kurort. Anträge für eine 90-prozentige Förderung sind bereits gestellt, Baustart sollte - wie berichtet - 2020 sein.
Nun wird alles anders, denn die Betriebssicherheit der Schule steht auf der Kippe. Mit der Zeit nämlich entpuppte sich das zwar bekanntermaßen äußerst marode, aber weitgehend funktionierende Stromnetz zum großen Sorgenkind bis hin zu Ausfällen. Aktuell wird in der städtischen Einrichtung stromtechnisch auf Sparflamme gefahren, dürfen manche Verbraucher beispielsweise nicht parallel betrieben oder müssen nachts ausgeschaltet werden. Für den Fall aller Fälle wurden sogar zusätzliche Brandmelder eingebaut. Die Konsequenz bringt Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) so auf den Punkt: „Wir können über den Sommer hinaus den Schulbetrieb nicht aufrecht erhalten. Das heißt, in den Sommerferien muss die Bergschule umziehen.“ Eine notdürftige Reparatur komme aus Kostengründen nicht infrage, sagt er in einem Gespräch mit unserer Zeitung.
Das Dilemma ist groß, denn abgesehen davon, dass die Frage steht, wie die Herkulesaufgabe angesichts der knappen Zeit logistisch und überhaupt gestemmt werden soll, ist die Alternative noch nicht in trockenen Tüchern. Die Rede ist von der Borlachschule - einst Sekundarschule, dann leerstehend, Flüchtlingsunterkunft, dann wieder ungenutzt. Der Kreis als Eigentümer hatte bereits grundsätzlich Einverständnis signalisiert, es an die Stadt zu vermieten. Aber mittlerweile sind die Johanniter mit ihrer Leitstelle im Erdgeschoss eingezogen - eine Blitzentscheidung des Kreises, um nach der Insolvenz des DRK-Rettungsdienstes einen neuen, eben den der Johanniter, gewährleisten zu können. Von einer Übergangslösung ist in diesem Fall zwar die Rede, doch macht sie den Umzugsplänen der Stadt einen Strich durch die Rechnung. „Der verbliebene Platz reicht nicht aus, um die Schule mit 160 Kindern zuzüglich Hort unterzubringen“, verdeutlicht Küper. Er setzt jetzt auf Gespräche mit dem Landrat. Die Stadt nämlich will dem Kreis Alternativvorschläge für die Unterbringung der Johanniter-Leitstelle in eigenen Immobilien anbieten. Der OB: „Ich bin optimistisch, dass wir auf offene Ohren stoßen. Bis Ende April jedenfalls brauchen wir Klarheit.“
Für den Fall, dass die bitter ist, gäbe es keinen Plan B, so Küper. Die einzig denkbare Alternative, das Objekt Talstraße in Naumburg, sei keine annehmbare, schon der Schülerzahlen wegen nicht, und auch, weil das Ausweichquartier eines für mehrere Jahre sein muss. Küper macht keinen Hehl daraus, dass der Stadt heute auf die Füße falle, was das Statistische Landesamt einst falsch prognostiziert habe, nämlich, dass die Schülerzahlen sinken werden. In der Konsequenz fehlten heute nicht nur Lehrer, sondern auch Schulkapazitäten.
So diffizil die Situation aktuell ist, die Stadt will keinen Zweifel daran aufkommen lassen, was ihr die Bergschule bedeutet. Küper: „Bad Kösen ist Grundzentrum, der Grundschulstandort deswegen unabdingbar. Mit dem Stadtentwicklungskonzept gibt es ein klares Bekenntnis.“
