Beliebter Reitverein im Burgenlandkreis Beliebter Reitverein im Burgenlandkreis: Hier ist Reiten auch unterm Dach möglich

Weissenfels - Andreas Kunze kann nicht klagen: 135 Mitglieder zählt der von ihm gegründete Reitverein „Grüne Aue“ in Schweßwitz, 100 davon sind Kinder. So wie die sechsjährige Milla Johae, die mit ihrer Mutter Daniela zweimal in der Woche aus Leipzig kommt. Kürzlich konnte sie sich zum zweiten Mal bei einem Führzügelwettbewerb in Schkeitbar weit vorn platzieren. Nach Rang drei im Vorjahr, gab es diesmal für Platz zwei Schleife und Silbermedaille.
Als Vierjährige kam sie zu Kunze und sie sagt: „Ich liebe Pferde.“ Wie das gekommen ist, weiß sie nicht so genau, aber auch ihre Mutter ist in der Jugend schon mal geritten und macht es nun wieder. Die Tochter hatte schon als kleines Mädchen ein Pferdekuscheltier mit im Bett. Und in gut zwei Monaten wird das sechsjährige Mädchen eingeschult und natürlich würde sie eine Zuckertüte ohne Pferdebildern nicht gut finden.
Reitverein Schweßwitz: Das Training ist dosiert
Das Training ist dosiert. In zwanzig Minuten wird der Parcours in der Halle mit dem Schecken „Manfred“ mehrfach bewältigt. Da geht es im Schritt, aber auch hoch aufgerichtet im Trab vorwärts. Die Mutter hatte sich in Leipzig umgeschaut, doch für kleinere Kinder gebe es dort keine Möglichkeiten zum Reiten.
Andreas Kunze hat als Junge im heimischen Stockheim bei Bad Lausigk noch Zugpferde erlebt. Dann war er bei der Armee und konnte wegen Personalabbau rechtzeitig in den Ruhestand gehen. Seine eigenen Kinder hatten schon früh auf Pferden gesessen und nun sah er die Möglichkeit, auch anderen Mädchen und Jungen die gleiche Chance zu bieten. Ein Verein wurde gegründet und um wetterunabhängig zu sein, wollte der 53-Jährige in eine Reithalle investieren.
Reitverein Schweßwitz: Drei Jahre dauerten die Planungen
Drei Jahre dauerten die Planungen und 100.000 Euro sollte ursprünglich alles kosten. Doch als wegen eines Orkans festgelegt wurde, dass Streifen- und keine Punktfundamente in die Erde mussten, standen plötzlich unterm Strich 160.000 Euro, wovon ein gutes Drittel gefördert wurde.
Inzwischen stehen den Kindern und Jugendlichen acht Vereinspferde zur Verfügung. Außerdem sind sieben Einstellpferde in den Ställen. „Aber alles muss passen“, sagt Kunze, der keinen Zoff auf dem Hof will. Es gibt finanziell besser gestellte Mitglieder, aber auch Mädchen und Jungen von Hartz-IV-Empfängern.
Reitverein Schweßwitz: „Die Warteliste ist lang“
Stänkert mal jemand, suche er das Gespräch mit den Betreffenden und mit den Eltern. Meist klappt es anschließend. Und wenn nicht? „Die Warteliste ist lang“, sagt der Vereinsvorsitzende. Manches erledige sich da von selbst, auch wenn man mehrfach unentschuldigt fehlt. Darunter dürften andere nicht leiden. Wie gefragt die Plätze sind, machen die Reiterferien deutlich. Vier Durchgänge gibt es über jeweils eine Woche. „Da werden Ende November die Listen ausgehängt und Mitte Dezember ist keiner der Plätze mehr zu haben.“
Ob er Unterstützung von der Stadt bekommt? Kunze wiegt den Kopf. Einerseits könne er zwar Sportstätten nutzen, wolle aber natürlich mit Pferden keine Aschenbahn ramponieren.
„Ich habe viel Elend bei Auslandseinsätzen, aber ebenso in Deutschland gesehen.“
Was ihm diese Arbeit gibt? „Ich habe viel Elend bei Auslandseinsätzen, aber ebenso in Deutschland gesehen.“ Da wolle er anderen gern helfen. Und er sagt: „Wenn ich Stress habe, reite ich und alles fällt von mir ab.“ Aus dem Hobby von einst ist längst mehr geworden. Derzeit ist er dabei, den Kutschenführerschein zu machen, damit er mit Pferd und Wagen öffentliche Straßen nutzen kann. Immerhin ist er bei Umzügen der Feuerwehr oder zu Pfingsten dabei. Und in Kitas oder bei Dorffesten bietet er für die Kinder Ponyreiten an.
Im Verein selbst kann man das Reitabzeichen erwerben. Aber auch das Sportreiten findet Zuspruch. So wird Mitte August wieder ein Reitertag stattfinden. Dann will Annemarie Andrä (12) in Schweßwitz ebenfalls dabei sein. Die Markranstädterin gehörte erst einem anderen Verein an und kam dann zur „Grünen Aue“.
Der Grund war, dass sie bei sich keine Fortschritte mehr gesehen habe, doch hier sei das anders und sie mit ihrer Leistung auch im Galopp zufrieden. Sie habe dann auch Spaß bei Turnieren, mache beim Ringreiten mit, der Dressur und bei Geschicklichkeitsprüfungen. Nur manchmal hadert sie mit sich, wenn es nicht gleich klappt oder wenn das Pferd nicht mitspielt. Sie sagt dann: „Pferde sind ja nur Tiere.“ (mz)