Bald bei den Männern

Von Matthias Voss 13.06.2012, 18:15

wählitz/MZ. - "Er ist einer, der macht strikt was man ihm sagt", sagt Heiko Neuendorf, persönlicher Trainer von Christopher Gränzdörfer, und ist somit ziemlich beeindruckt von dessen Fleiß und Disziplin. Dabei ist Gränzdörfer gerade mal 16 Jahre alt, aber seine Zielstrebigkeit sucht weit und breit ihresgleichen. Seit vier Jahren ist er Vereinsmeister in den jeweiligen Altersklassen, dazu kommt der Kreismeistertitel im Burgenland und dieses Jahr auch der erste Platz bei der Landesmeisterschaft. Zudem ist Gränzdörfer schon seit zwei Jahren festes Mitglied der U 18-Landesauswahl von Sachsen-Anhalt und durfte dieses Jahr zum ersten Mal an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen.

In Wiesbaden lief es nicht ganz so gut für den erfolgsverwöhnten Schüler. Nur Platz 17, doch das Finale der besten zwölf hatte er wiederum auch nur sehr knapp wegen neun fehlender Kegel verpasst. "Für mein erstes Mal lief es doch ganz ordentlich, ich ärgere mich nicht über die Platzierung. Es gibt immer ein nächstes Mal, dann eben im nächsten Jahr", kündigt der selbstbewusste Gränzdörfer an und zwinkert nicht mal mit dem Auge, das Grinsen ist ebenfalls selbstsicher. Er ist jemand, der im wahrsten Sinne des Wortes "eine ruhige Kugel schiebt." Die Abgeklärtheit des, noch mal wiederholend, 16-Jährigen beeindruckt auch dessen ersten Trainer Lutz Weber: "Christopher ist ein absoluter Musterschüler. Dabei hatte er gar nicht mal so das riesige Talent, als er vor vier Jahren bei mir das erste Mal auf der Kegelbahn stand. Aber sein Ehrgeiz und seine hohe Konzentrationsfähigkeit suchen ihresgleichen", so Weber.

Dabei ist Christopher Gränzdörfer eher zufällig zum Kegeln gekommen. "Ich war erst beim Fußball, aber das hat mir nicht so gefallen. Und da mein Vater kegelt, bin ich einfach mal mitgegangen", so der Wählitzer, der sich selber als ehrgeizig beschreibt. "Ich möchte nächstes Jahr mit der ersten Mannschaft der SG Wählitz den direkten Wiederaufstieg in die Verbandsliga schaffen", so Gränzdörfer selbstbewusst. Dabei hat er bisher nur in der Jugendmannschaft der SG Wählitz in der Kreisliga gekegelt. Aber jetzt hat der Verein tatsächlich ein Attest, also eine Zugangsberechtigung eines Nachwuchsspielers für den Erwachsenenbereich, gestellt und "wenn ich gut genug bin, spiele ich nächste Saison schon erste Herren. Wenn nicht, dann eben erstmal zweite Mannschaft. Meine Zeit wird schon noch kommen, ich bin ja noch jung", verblüfft Gränzdörfer ein weiteres Mal mit rotzfrecher Selbstsicherheit. Aber der Erfolg gibt ihm bekanntlich ja recht. Und auch die Erwachsenen im Verein schätzen sein Leistungspotenzial ebenfalls so oder so ähnlich ein.

"Der Landesmeistertitel gibt uns doch recht. Denn eigentlich war er noch gar nicht soweit, waren andere, auch ältere Sportler in der Favoritenrolle. Aber Christopher hatte sich durchgebissen. Einsätze in der ersten Mannschaft sind auf alle Fälle angedacht", so Neuendorf, der dann mit seinem Zögling in einem Team auf die Bahn treten wird. Denn Neuendorf ist der Neuzugang vom Drittligisten Brehna, der den abgewanderten Andre Fischer ersetzen soll und wohl auch kann.

Doch während Neuendorf ein erfahrener Erwachsener ist, ist Gränzdörfer, wie schon mehrfach bewusst erwähnt, noch jung. In der Jugend wurden immer 100 Kugeln geschoben, in der Landesliga werden es 200 sein. "Das ist kein Problem für Christopher. Er ist fit", beruhigt Neuendorf und muss sich beim Training was einfallen lassen. "Da gehen wir noch nicht auf 200-Wurf-Ergebnisse, weil ich nicht will, dass sich zu viele 900-Punkte-Spiele bei ihm im Kopf festsetzen und er dann vielleicht übermütig wird", so Neuendorf. Zur Erklärung: Wer regelmäßig über 900 Punkte wirft, gehört zur absoluten Spitze. Auch in den Bundesligen. "Mal ganz oben zu spielen wäre sicher interessant. Ich sehe das nicht einfach nur als Hobby", sagt Gränzdörfer, will aber der SG Wählitz die Treue halten. Wie lange noch?