Ausbildung im Labor Ausbildung im Labor: Mehr als 430 Stellen im Burgenlandkreis noch nicht besetzt

Alttröglitz - Vanessa Melzer steht vor einem Absorptionsgerät im Labor des Chemie- und Industrieparks Zeitz. Mit einer Pipette tropft sie Chemikalien in einen Reaktionskolben und untersucht die Probe auf Sulfide. „Schon in der Sekundarschule war Chemie mein Lieblingsfach. Aus diesem Grund habe ich mich für eine Ausbildung als Chemielaborantin entschieden“, sagt die 17-Jährige.
Ihre Chemielehrerin in Reuden habe einen sehr tollen Unterricht gemacht. Sie konnte gut erklären und hat mit den Schülern viele Experimente durchgeführt. „Zu Hause habe ich mich dann weiter mit Themen wie Kohlendioxid-Ausstoß und Umweltschutz beschäftigt“, sagt Vanessa Melzer.
Ausbildungsplatz quasi vor der Haustür
Den Ausbildungsplatz fand die junge Frau aus der Elsteraue quasi vor der Haustür im Chemiepark in Alttröglitz. Hier hat sie zuerst ein Praktikum absolviert und dann ihren Lehrvertrag unterschrieben. Am 3. August begann die Ausbildung. „Es sind alle sehr nett hier. Ich wurde sau herzlich begrüßt und habe mich auf Anhieb wohl gefühlt“, sagt sie.
Niemand lacht, wenn sie manchmal eine Frage stellt und Analysen darf sie auch schon durchführen. Am 24. August beginnt dann die Berufsschule. Diese befindet sich in Leuna und die Lehrwerkstatt in Schkopau. „Mit einem anderen Mädchen, welches ebenfalls im Chemiepark lernt, möchte ich in Leuna in eine gemeinsame Wohnung ziehen“, sagt die frisch gebackene Auszubildende.
„Wir bilden zum ersten Mal aus“
„Wir bilden zum ersten Mal aus“, sagt Nils Reiche. Seit 1. Januar firmiert das Labor unter der Flagge der Infra Zeitz Service Gesellschaft und wird neu aufgebaut. Nils Reiche leitet es. Es gibt vier Beschäftigte. Vor allem Abwasser- und Bodenproben für den Chemiepark werden untersucht. Doch auch Aufträge von Fremdkunden werden angenommen. Die Ausbildung sei wichtig, um auch künftig den eigenen Fachkräftebedarf abzusichern. Doch es sei nicht so einfach, überhaupt Auszubildende zu finden, so Reiche.
Ende Juli waren 159 Schulabgänger ohne Lehrstelle. Auf der anderen Seite gab es noch 430 unbesetzte Ausbildungsstellen im Kreis, teilt Alexander Burkhardt, Pressesprecher der Agentur für Arbeit, mit. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Zahl der unversorgten Bewerber für Berufsausbildungsstellen um etwa 14 Prozent. Doch trotzdem bleiben noch viele Lehrstellen unbesetzt.
Ein Blick in die Statistik
Ein Blick in die Statistik zeigt, dass sich die Berufswünsche nur wenig verändert haben. Bei den Jungen steht der Kfz-Mechatroniker immer noch auf Platz eins. Danach folgen Industriemechaniker, Fachlagerist, Zerspanungsmechaniker, Kaufmann für Büromanagement, Mechatroniker, Verkäufer, Koch und Tischler.
Bei den Mädchen sieht die Hitliste etwas anders aus. Hier steht die Kauffrau für Büromanagement an erster Stelle. Danach folgen Kauffrau im Einzelhandel, Verwaltungsfachangestellte in der Kommunalverwaltung, Verkäuferin, Friseurin, Chemielaborantin, Industriekauffrau, Tiermedizinische Fachangestellte, Tierpflegerin im Zoo, Malerin.
Einstieg in die Ausbildung ist bis in den Herbst hinein möglich
Auch im Handwerk begann die Ausbildung. So haben im Bezirk der Handwerkskammer Halle Anfang August fast 400 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk aufgenommen. Für 100 weitere beginnt die Lehrzeit Anfang September. Im vergangenen Jahr gab es Anfang August 746 neue Auszubildende, im Jahr 2017 lag die Zahl bei 667.
„Derzeit haben wir noch fast 340 freie Stellen. Ein Einstieg in die Ausbildung ist bis in den Herbst hinein möglich“, sagt Handwerkskammer-Präsident Thomas Keindorf. Insgesamt bietet das Handwerk 130 Ausbildungsberufe an, von A wie Augenoptiker bis Z wie Zweiradmechatroniker. (mz)