Asyl in Kretzschau Asyl in Kretzschau: Flüchtlinge ziehen aus Jugendherberge aus

Kretzschau - Die Zeit, in der die Jugendherberge Kretzschau als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt wurde, ist zu Ende. Am heutigen Donnerstag verlassen die letzten 84 Asylbewerber das Haus. Ab Beginn der kommenden Woche steht die Unterkunft wieder ausschließlich als Jugendherberge im eigentlichen Sinn zur Verfügung. Als Unterkunft der Erstaufnahmeeinrichtung Halle war die Jugendherberge Kretzschau von November des vergangenen Jahres an bis jetzt genutzt worden. Die ersten Flüchtlinge fanden bereits etwa Mitte Oktober Obdach in der Einrichtung.
Als Flüchtlingsunterkunft wurde die Herberge somit in einer Zeit genutzt, in der der Saisonbetrieb unter anderen Umständen geschlossen worden wäre. Arbeitsverhältnisse konnten somit fortgeführt und mussten nicht unterbrochen werden.
Viele Proteste, aber auch viel Hilfe
Im Ort und darüber hinaus fand die Unterbringung von Flüchtlingen in der Herberge allerdings nicht nur Befürworter. Es gab mehrere Kundgebungen und Demonstrationen von Gegnern und Kritikern. Angemeldet worden waren sie von Steffen Thiel, der für die NPD sowohl im Kreistag als auch im Zeitzer Stadtrat sitzt.
Dennoch wurde den Flüchtlingen in der Herberge viel Unterstützung zuteil. Die Hilfe kam nicht nur von offizieller Seite, sondern vor allem auch von zahlreichen Bürgern, die einfach unterstützen wollten, egal ob dabei, die deutsche Sprache zu vermitteln, egal ob bei Erledigungen oder in Form von Kleiderspenden. Die Zeitzer Unicef-Gruppe kam beispielsweise, um mit Flüchtlingskindern zu basteln. Eine Bäckerei brachte am Wochenende regelmäßig Überproduktion in die Herberge, so Herbergsvater Walter Weber.
Unterbringung hat nicht geschadet
Die Unterbringung von Flüchtlingen hat der Jugendherberge laut Weber nicht geschadet. Natürlich sei es zu Abnutzungserscheinungen und Gebrauchspuren gekommen, die bei allen Gruppenaufenthalten üblich sind. Wie er sagt, haben er und seine Mitarbeiter im Laufe der Zeit auch Hilfe von den Flüchtlingen bekommen, so zum Beispiel bei Renovierungsarbeiten, beim Streichen von Bänken und Zäunen.
Ein Besuch in der Herberge wurde der MZ allerdings untersagt. Nicht von Herbergsvater Weber, aber vom Innenministerium des Landes, das derzeit als Pächter auftritt. Dieses Besuchsverbot, so hieß es, treffe nicht nur auf Kretzschau zu, sondern auch auf vergleichbare Einrichtungen. Damit solle vermieden werden, dass Unruhe unter die dort lebenden Menschen gebracht wird, so ein Ministeriumssprecher. (mz)