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Armin Laschet in Naumburg Armin Laschet in Naumburg: "Und der ist ja aus Aachen"

Von Albrecht Günther 10.08.2020, 07:51
Armin Laschet trägt sich im Beisein von Ministerpräsident Reiner Haseloff (r.) und Oberbürgermeister Bernward Küper (l.) in das Goldene Buch der Stadt ein.
Armin Laschet trägt sich im Beisein von Ministerpräsident Reiner Haseloff (r.) und Oberbürgermeister Bernward Küper (l.) in das Goldene Buch der Stadt ein. Biel

Naumburg - „Irgend so ein Guru aus Nordrhein-Westfalen“, sagt die junge Frau zu ihrem Begleiter auf dessen Frage, was denn da vorn am Dom los sei. Mit zwei Kindern ist das junge Paar am Sonntagvormittag bei bereits prallen sommerlichen Temperaturen im Naumburger Steinweg unterwegs. „Weil doch Aachen Partnerstadt von Naumburg ist, und der ist ja aus Aachen.“

Indes hat sich der Pulk bereits vor dem Eingang des Doms versammelt. Mittendrin Armin Laschet (CDU), Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident. Gemeinsam mit seiner Frau Susanne ist der in Aachen wohnende Politiker einer Einladung seines Amtskollegen Reiner Haseloff (CDU) zu einem zweitägigen Aufenthalt in Sachsen-Anhalt gefolgt. Der Besuch in Naumburg soll die Verbundenheit beider Bundesländer hervorheben, ist aber durchaus auch privat gefärbt.

Besuch der Heiligen Messe in Kirche St. Peter und Paul

So beginnt der Sonntag für den Katholiken Armin Laschet mit dem Besuch der Heiligen Messe in der Naumburger katholischen Kirche St. Peter und Paul. An den früheren Pfarrer der Gemeinde Peter Bogdan kann sich der Gast aus Aachen noch gut erinnern. Nach der Wende war Laschet in Naumburg, um die CDU zu unterstützen. Kennengelernt dabei hatte er auch Pfarrer Bogdan, der bis 2005 amtierte und der die heute noch aktive Partnerschaft zwischen Naumburger und Aachener katholischen Christen maßgeblich gefördert hatte.

Foto mit besonderem Charme

Damals war es Thomas Böhm gewesen, der Naumburger CDU-Ortschef, der Laschet im Wahlkampf zur ersten freien Volkskammer um Unterstützung gebeten hatte. Ein Foto, das der Ministerpräsident aus seinem Privatarchiv hervorholte, zeigt denn auch den illustren Charme einer CDU-Veranstaltung im Ortsteil Schellsitz. Auch darauf kommt Armin Laschet zu sprechen, nachdem er sich im Rathaus sowohl in das Goldene Buch der Stadt als auch in das Gästebuch der Landesregierung eingeschrieben hat.

„Als ich damals Ende 1989 und Anfang 1990 durch Naumburg gegangen bin, habe ich verfallene Häuser gesehen. Schauen Sie sich die Stadt heute an. Das Wort Helmut Kohls von den blühenden Landschaften ist da sicher nicht ganz falsch.“ Dennoch, das unterstreicht auch Haseloff, bleibe weiter viel zu tun, auch im Burgenlandkreis und im Hinblick auf den Strukturwandel.

Und Haseloff bietet Hilfe an, hat doch mit der Metallbaufirma Gehring ein großer Naumburger Arbeitgeber Insolvenz anmelden müssen. Am Mittwoch wollen Landrat Götz Ulrich und Oberbürgermeister Bernward Küper (beide CDU) mit dem Gehring-Betriebsrat über das weitere Vorgehen sprechen, kündigt das Stadtoberhaupt an. Über den Besuch des Gastes aus der Partnerstadt sei er sehr erfreut, hebt Küper außerdem hervor. Und stellt fest: „Wir bemerken, dass zunehmend auch Touristen aus Nordrhein-Westfalen zu uns in die Region kommen.“

Laschet wirbt für Tourismus innerhalb Deutschlands

Dass Armin Laschet anschließend für den Tourismus innerhalb Deutschlands wirbt - und dies nicht nur in Corona-Zeiten -, hören auch Domstifter-Dechantin Karin von Welck und Stiftsdirektor Holger Kunde gern. Beide führen die Gäste durch den Unesco-Welterbe-Dom, in dem im vergangenen Monat rund 2.000 Besucher mehr als im Juli 2019 begrüßt werden konnten. Im Ostchor des Gotteshauses kommt neben Kulturhistorischem auch der Strukturwandel zur Sprache. Sie sei sehr dankbar, dass im Sofort-Programm des Bundes der Naumburger Dom bedacht worden sei, denn der Tourismus werde für den Burgenlandkreis zunehmend wichtiger, sagt Karin von Welck in Richtung der beiden Ministerpräsidenten, die dieses Maßnahmenpaket mit angeregt hatten.

Im ersten Quartal 2021 soll zur weiteren Präzisierung der Vorhaben zum Ausstieg aus der Braunkohle eine Konferenz beider Länder im Burgenlandkreis stattfinden, kündigt Haseloff zu diesem Thema an. „Da wird es um gemeinsame Projekte etwa für alternative Energien, in der Chemie und in der Zulieferung für die Automobilindustrie sowie um die E-Mobilität gehen“, so der Länderchef aus Sachsen-Anhalt.

Miteinander sprechen

Ihm gehe es aber nicht nur um die wirtschaftliche Entwicklung, sondern ebenso um das Miteinander der Menschen in Ost und West, kommt Armin Laschet dann doch noch einmal auf das Städte-Duo Naumburg-Aachen und 30 Jahre Deutsche Einheit zu sprechen. „Gegenseitige Besuche sind wichtig, um miteinander zu sprechen, sich besser kennenzulernen und zu verstehen.“ Das bevorstehende Einheitsjubiläum könne diese Kontakte befördern. Ebenso den Jugendaustausch zwischen West und Ost.

Und Corona? Schließlich ist die Firma Tönnies in beiden Ländern mit zwei großen Schlacht- und Fleischzerlegebetrieben ansässig. „Wir müssen sichern, das diese wichtigen Betriebe erhalten bleiben. Aber ich bin froh, dass ab 1. Januar neue Regelungen bezüglich der Werksverträge gelten werden, die bessere Arbeitsbedingungen ermöglichen“, so Laschet. Auf die Frage zum Corona-Lockdown sind sich beide Ministerpräsidenten einig. Ja, unter dem Eindruck der Bilder aus Italien habe Deutschland damals schnell und richtig gehandelt. Jetzt gehe es darum, regionale Lösungen zu finden, die aus der jeweiligen Situation resultierten.

Einen erneuten Lockdown schließt Laschet deshalb aus. „Das können wir uns wirtschaftlich ebenso wenig wie gesellschaftlich leisten.“ Ja, er habe Verständnis für die Anti-Corona-Demos, denn das Recht der freien Meinungsäußerung sei ein hohes Gut und dürfe nicht eingeschränkt werden. Aber sie stellten nur eine kleine Minderheit der Gesellschaft dar. „Andererseits müssen wir uns bei jeder Einschränkung der Freiheiten fragen, ob sie gerechtfertigt ist.“

Sein Fazit: „Demos ja, aber die Hygieneregeln müssen, wie anderswo auch, eingehalten werden.“ Dann geht es - zwar ohne Maske, aber mit etlichem Abstand - zum Mittagessen: in den Gasthof „Zur Zufriedenheit“.

Auf Einladung von Thomas Böhm (r.) wirbt Armin Laschet (M.) aus der Partnerstadt Aachen nach der Wende in Naumburg für die CDU.
Auf Einladung von Thomas Böhm (r.) wirbt Armin Laschet (M.) aus der Partnerstadt Aachen nach der Wende in Naumburg für die CDU.
Archiv (Laschet)
Bevor sich Armin Laschet im Beisein von Ministerpräsident Reiner Haseloff (r.) und Oberbürgermeister Bernward Küper (l.) in das Goldene Buch der Stadt einträgt, kommt er auf dem Weg zum Dom im Steinweg mit Bürgern ins Gespräch.
Bevor sich Armin Laschet im Beisein von Ministerpräsident Reiner Haseloff (r.) und Oberbürgermeister Bernward Küper (l.) in das Goldene Buch der Stadt einträgt, kommt er auf dem Weg zum Dom im Steinweg mit Bürgern ins Gespräch.
Biel