Apotheker vor Gericht Apotheker vor Gericht: Mutter und Sohn betrügen auf Rezept
Hohenmölsen - Ein halbes Jahrhundert lang gab es in Hohenmölsen (Burgenlandkreis) die „Stadt-Apotheke“. Im Sommer 2013 war dann plötzlich Schluss. „Wir bauen für Sie um“ erklärt ein Schild am Eingang noch heute. Jetzt kommt heraus, dass die Betreiber Rezeptbetrug im großen Rahmen betrieben haben sollen. Als die krummen Geschäfte aufflogen, mussten Mutter und Sohn ihre Apotheke schließen.
Nun verhandelt das Hallesche Landgericht über den Fall, bei dem mehr als 650.000 Euro ergaunert worden sein sollen. Dem Duo drohen mehrjährige Haftstrafen. Die Masche der beiden entstand offenbar zunächst aus einer Not heraus: Mutter Gabriele M. war hoch verschuldet, ließ die 64-Jährige über ihren Anwalt mitteilen.
Mutter fälschte Rezepte - und kassierte ab
Irgendwann im Jahr 2008 soll sie dann ihr erstes Rezept gefälscht haben. „Dann hat sich das verselbstständigt“, heißt es in ihrem Geständnis. Regelmäßig habe sie die Menge an verkauften Medikamenten in den von Kunden eingereichten Rezepten nachträglich erhöht, teurere Medikamente notiert als notwendig oder zusätzliche Medikamente ergänzt. Dann habe sie die Rezepte an die Krankenkassen verschickt und Geld kassiert, das ihr eigentlich nicht zustand.
„Der Betrug war recht auffällig: Zahlen waren durchgestrichen oder handschriftlich ergänzt - auch die zusätzlichen Medikamente hatten eine andere Handschrift als das übrige Rezept“, erläutert eine Sachverständige vor Gericht.
Insgesamt hat sie 171 Fälle aufgedeckt - bei 72 Fällen war auch der Sohn der Angeklagten beteiligt. „Mir ist bewusst, dass es ein falsches Verhalten ist, aber ich konnte damit nicht aufhören, mir ist die Kontrolle entglitten“, erklärt Gabriele M. in ihrem Geständnis.
Sohn war angeblich froh, als der Betrug aufflog
2010 übernahm ihr Sohn Robert M. die Apotheke und sie blieb als Angestellte im Geschäft. Der 37-Jährige bemerkte bald, in welch prekärer finanzieller Situation sich die Apotheke befand: Er musste einen sechsstelligen Kredit aufnehmen, Steuern in Höhe von 60.000 Euro nachzahlen und fand jede Menge unbezahlter Rechnungen.
Erst Monate später will er dann bemerkt haben, wie seine Mutter ein Rezept fälschte. Es sei zu einer Auseinandersetzung gekommen - dann jedoch habe er selbst keinen anderen Ausweg gesehen, als mitzumachen. Letztlich sei er froh gewesen, als 2013 der Betrug aufflog .
Eine der geschädigten Krankenkassen war zuvor bei einer Routinekontrolle auf die Manipulationen aufmerksam geworden. Gabriele M. erwartet nun voraussichtlich eine Haftstrafe von zweieinhalb bis drei Jahren, ihr Sohn könnte mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Das Urteil fällt am Donnerstag. (mz)