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Altmeister im Burgenlandkreis Altmeister im Burgenlandkreis: Ehre im hohen Alter

Von Constanze Matthes 23.10.2018, 08:53
Andreas Baer von der Handwerkskammer Halle übergibt an Werner Bergner die Urkunde zum 70-jährigen Meisterjubiläum.
Andreas Baer von der Handwerkskammer Halle übergibt an Werner Bergner die Urkunde zum 70-jährigen Meisterjubiläum. Torsten Biel

Naumburg - Er zählt zu jenen Menschen, über deren Leben man wohl ein Buch schreiben könnte. Werner Bergner war Schuhmachermeister. Geboren und aufgewachsen in Schleberoda, kennt er das damals einfache dörfliche Leben ohne die modernen Errungenschaften, die heute zum Alltag gehören und kaum hinterfragt werden. Im Weltkrieg kämpfte er als Soldat. Sieben Jahre lang. Vom ersten Tag mit dem Überfall auf Polen bis zu einem der letzten Tage, als sich Angehörige der amerikanischen und russischen Truppen an der Elbe im April 1945 begegneten. 

Über all das weiß der 99-Jährige an jenem besonderen Tag zu berichten. Von der Handwerkskammer Halle/Saale erhält er eine Urkunde zum 70-jährigen Meisterjubiläum. Andreas Baer, Abteilungsleiter des Bereiches Unternehmensberatung/Verwaltung, ist dafür nach Naumburg gekommen, da der Jubilar nicht zur Altmeisterfeier nach Halle reisen konnte. Bergner wohnt seit September in einer Pflegeeinrichtung Am Georgenberg. Seine Töchter Renate Westphal und Irene Rauchbach begleiten die Ehrung. „Es gibt in diesem Jahr nur zwei, die wir zum 70-jährigen Meisterjubiläum geehrt haben“, erzählt Baer. Dazu zählt auch Ilse Schönig, Damenschneidermeisterin aus Zscherben, einem Ortsteil von Teutschenthal.

Seine dreieinhalbjährige Ausbildung machte Werner Bergner in Braunsbedra. „Damals herrschte eine große Arbeitslosigkeit. Ich hatte zum Glück diese Lehrstelle bekommen“, erzählt er. Es war der größte Betrieb im damaligen Kreis Querfurt. Für seine Ausbilder waren Disziplin und Ordnung wichtig. Seine Meisterprüfung - theoretisch wie praktisch - legte er in Halle ab. Die ersten Jahre war er in seinem Heimatdorf tätig, Neben Reparaturen von Schuhen hat er sich auch um Pferdegeschirr sowie Reißverschlüsse von Taschen gekümmert. 1963 kaufte er in Naumburg ein Haus in der Bahnhofstraße, wo er als Schuhmachermeister und seine Frau Bertha als Schneiderin wirkten. Bergner war Innungsmitglied, aktiv im Gemeinderat und der Domgemeinde. 1986 meldete er sein Gewerbe ab und ging in den Ruhestand. Zu seinem 85-jährigen Geburtstag 2003 gratulierte auch sein erster Lehrling, Frank-Walter Ecke - den er überlebt hat.

Denn der Naumburger, der noch immer täglich Zeitung liest, früher Akkordeon gespielt hat, wird am 6. Dezember noch ein nächstes besonderes Jubiläum begehen: Er wird 100 Jahre alt. Für sein hohes Alter hat er eine Erklärung: „Ich esse täglich einen Apfel, das ist meine Medizin.“ Doch auch ein Glücksbringer hat ihn all die Jahre über, selbst zu Kriegszeiten, begleitet: der handgeschriebene Schutzbrief seiner Tante.


Im kommenden Jahr ist wieder eine Altmeisterfeier geplant.Angehörige und ehemalige Kollegen können der Handwerkskammer Altmeister nennen, telefonisch unter der Rufnummer 0345/2 99 91 70.