Ausbildung bei Schüco Als Mädchen allein unter Jungs: Lea aus Lützen hat in der Männerdomäne das Sagen

Lützen - In dieser Woche hat Lea Voigt Zwischenprüfungen in der Borauer Firma Schüco. Doch für die 18-Jährige stellen die Metallbearbeitung und das Benennen von Baugruppen keine Hürde dar. Sie ist also optimistisch. Ihre Leistungen sind so gut, dass Ausbilder Gunter Großmann nicht nur betont, dass sie den männlichen Lehrlingen etwas vormacht.
Sie sei so fit, dass sie an ihre zweijährige Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführerin 2019 noch ein Jahr dranhängt, um den Abschluss als Verfahrensmechanikerin zu bekommen.
Ausbildung in Borau: Lea Voigt hat schon früh an Autos geschraubt
Ursprünglich stammt Lea Voigt aus Leipzig und kam vor zehn Jahren nach Lützen. Dort hat sie ihrem Vater geholfen, wenn er an Autos geschraubt hat. „Technik hat mich einfach interessiert.“ Mit einem Freund war sie dann mal zum Lützener Technik-Verein in die „Blaue Maus“ gegangen. Da wurden auch Blechschaufeln hergestellt, musste abgekantet, gebohrt und gefeilt werden.
Toll sei es gewesen, als man dann eine Kindereisenbahn und motorisierte Autos bei Festen betreuen konnte und sie auch in Schuss halten musste. Viel gelernt habe sie damals beim Vereinsvorsitzenden Dietmar Rau.
Schon in der Schulzeit im Autohaus hereingeschnuppert
Noch während der Schulzeit mischte sie dann drei Jahre in einer Arbeitsgemeinschaft mit, die wöchentlich im Autohaus Kittel in Weißenfels stattgefunden hat. Dort beschäftigte man sich mit Fahrzeugen, was ihr ja lag, und wurde mit einem Firmenauto abgeholt und zurückgebracht. Aber auch Automechaniker ist ja ein typischer Männerberuf.
Als dann nach dem Realschulabschluss die Ausbildung anstand, wollte sie erst eine Tischlerlehre in Angriff nehmen. Doch kleinere Firmen sind meist nicht auf weibliche Mitarbeiter eingerichtet. Und als sie dann einen Betrieb gefunden hatte, ging es dort nicht ums Produzieren, sondern ums bloße Zusammenbauen. Deshalb orientierte sie sich auf die Metallbranche.
40 Bewerbungen hat Lea Voigt geschrieben
Fast am Ende gab ihr der Stiefvater den Tipp, es bei Schüco zu versuchen, weil über das Unternehmen etwas in der Zeitung stand. Sie hatte ein Vorstellungsgespräch, machte einen Eignungstest und konnte sich dort in der Produktion umsehen. Dort werden in der Kaschierung Profile für Fenster und Türen farblich beschichtet. Und dort könnte sie auch nach dem Ende der Lehrzeit einen Arbeitsplatz finden. Ausbilder Großmann sagt: „Verfahrensmechaniker ist ein Beruf, der nicht unbedingt für Frauen geeignet ist. Doch in der Kaschierung ist das etwas anders.“ Er meint damit die geringere körperliche Beanspruchung.
Einen Ausbildungstag bietet die Firma Schüco am kommenden Sonnabend, den 22. September, von 10 bis 14 Uhr am Borauer Standort an. Interessierte sind herzlich willkommen. Gern können auch Eltern und Freunde mitgebracht werden.
Das Unternehmen wirbt mit einer abwechslungsreichen Ausbildung und einem kooperatives Studium. Gäste können hinter die Kulissen schauen und mit Azubis und Studierenden sprechen.
40 Bewerbungen hat sie im letzten Schuljahr ab dem Herbst geschrieben. Ob sie da nicht das Nervenflattern bekommen hat? Lea Voigt verneint. Sie habe einfach ihren Aktionsradius vergrößert und am Ende ja auch Glück gehabt. Allerdings habe sie zwischenzeitlich doch mal an einen Einstieg bei der Bundeswehr gedacht, doch da müsse man natürlich fit sein, sagt sie.
Wie kommt Lea als Mädchen allein unter Jungs in der Lehre klar?
Wie sie als einzige weibliche Auszubildende im gewerblich-technischen Bereich mit den männlichen Azubis zurechtkommt? Lea Voigt sagt: „Wir kommen klar und manchmal nehme ich sie unter meine Fittiche.“ Auch im Lützener Verein für Jugend und Technik hätten ja nur wenige Mädchen mitgemischt.
Für Gunter Großmann passt das mit den männlichen Jugendlichen ins Bild. Man habe natürlich einige Ansprüche an Lehrlinge, aber manche wüssten nicht mal, was eine Feile ist. Und Schichtarbeit sowie handfestes Zupacken sei auch nicht jedermanns Sache. Lea sei da ganz anders und lerne aus Fehlern.
Selbst wenn das alles nach einer Vorzeigeauszubildenden klingt, ist die 18-Jährige eine Jugendliche wie jede andere. Sie trifft sich mit Freunden, macht Party, ohne über die Stränge zu schlagen. Sie hat einen Angelschein, der sie sogar berechtigt, Raubfische zu fangen. Und daneben malt sie Comics, Porträts und versucht sich auch an Graffiti, ohne Wände zu verunstalten. Es ist eine Vorliebe seit Schulzeiten. (mz)