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Freude und Skepsis zugleich Abellio fährt wieder: Freude und Skepsis zugleich

Von Constanze Matthes und Andreas Löffler 05.03.2019, 08:23
Szene vom gestrigen frühen Nachmittag auf dem Naumburger Hauptbahnhof: Die Unstrutbahn wird sofort wieder rege genutzt.
Szene vom gestrigen frühen Nachmittag auf dem Naumburger Hauptbahnhof: Die Unstrutbahn wird sofort wieder rege genutzt. Andreas Löffler

Naumburg - Die Unstrutbahn meldet sich zurück. Nach zweimonatiger Zwangspause seit Jahresbeginn sind die Züge von Abellio Rail Mitteldeutschland auf der Regionalbahnlinie RB 77 zwischen Naumburg und Wangen nun wieder unterwegs. In der Zwischenzeit hatte es Schienenersatzverkehr gegeben, mussten die Fahrgäste wegen der Bauarbeiten in Kleinjena ab Mitte Januar zudem eine Umleitung in Kauf nehmen. „Uns war es mit Blick auf die Einschränkungen der Fahrgäste und der kommenden Tourismus-Saison wichtig, dass die Unstrutbahn ab März wieder fahren kann - und das auch dauerhaft“, sagt Abellio-Sprecher Matthias Neumann auf Tageblatt/MZ-Nachfrage.

Nach der Kritik kommt Lob

Grund für den Ausfall war Personalmangel. Dem Unternehmen fehlten Zugführer, wofür es reichlich Kritik aus Öffentlichkeit und Politik einstecken musste. Krisengespräche mit dem Auftraggeber, der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa), folgten.

Das Problem hat der Bahnbetreiber nun offenbar auf verschiedenen Wegen lösen können. Zum einen seien ab Januar bereits ausgebildete Mitarbeiter eingestellt worden, zum anderen habe man Personal anderer Eisenbahnunternehmen sowie die Unterstützung von Personaldienstleistern erhalten, verdeutlicht Pressesprecher Neumann: „Außerdem erhält das Unternehmen sukzessive Bewerbungen. Wenn die Bewerber den Einstellungstest absolvieren und sie geeignet sind, stellen wir sie ein.“ Eine konkrete Zahl der benötigten Zugführer für die Unstrutbahn konnte der Sprecher am Montagnachmittag indes nicht nennen.

Abellio hatte im Dezember vergangenen Jahres die Strecke zwischen Naumburg und Wangen mit insgesamt zwölf Haltestellen übernommen. Mit dem Wechsel kamen auch neue Fahrzeuge zum Einsatz. Das zweimonatige Zug-Aus kratzte dann nicht nur erheblich am Image von Abellio, es gab auch laute Forderungen, die Nasa möge den Vertrag mit Abellio aufkündigen. Der Weißenfelser Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben (SPD) sprach sich dafür aus, dass die Burgenlandbahn der Deutschen Bahn die Strecke wieder übernimmt.

Der Politiker mahnt nun vor allem Verlässlichkeit an: „Wer kritisiert, muss auch loben können. Abellio hat erst einmal Wort gehalten. Die Unstrutbahn fährt wieder. Die neuen Triebwagen bieten Komfort. Doch die schönsten Züge nützen nichts, wenn sie nicht fahren. Nun muss Abellio den Betrieb zuverlässig sichern.“

20 Minuten kürzer unterwegs

Auch bei den Gästen der Unstrutbahn halten sich die Freude über die Wiederaufnahme des Betriebs und ein Rest Skepsis die Waage. „Ich hatte ja bereits damals bei der Neuvergabe der Route so meine Befürchtungen, denn bei Abellio war es dem Vernehmen nach auch schon auf anderen Strecken wiederholt zu Ausfällen gekommen“, schildert Stine Ola. Die Pharmaziestudentin pendelt mehrmals pro Woche von Nebra nach Naumburg, um von dort an die Uni in Halle weiterzureisen. „Ich freue mich, dass diese ohnehin recht lange Fahrt nun wieder 20 Minuten kürzer ausfällt als während des Schienenersatzverkehrs.“

Stephan Latzke fährt regelmäßig zwischen Naumburg und Freyburg. „Mit dem Bus des Ersatzverkehrs habe ich für die kurze Strecke statt wie mit dem Zug knapp zehn Minuten eine geschlagene halbe Stunde benötigt. Klar bin ich froh, dass die Bahn wieder fährt“, sagt der junge Mann, schränkt aber ein: „Ich habe Gerüchte gehört, wonach in zwei Wochen schon wieder Schluss sein soll. Wenn das tatsächlich eintreten sollte, verstehe ich die Welt nicht mehr.“