1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. 30 Jahre Festival "montalbâne": 30 Jahre Festival "montalbâne": Freude auf das Publikum in Freyburg

30 Jahre Festival "montalbâne" 30 Jahre Festival "montalbâne": Freude auf das Publikum in Freyburg

08.10.2020, 09:48
Susanne Ansorg
Susanne Ansorg Archiv (biel)

Freyburg - Unter dem Motto „Coronate“ steht das internationale Festival für mittelalterliche Musik „montalbâne“ am kommenden Wochenende in Freyburg. Die diesjährige, nunmehr 30. Auflage erfuhr coronabedingt einige Änderungen. Mit Festivalleiterin Susanne Ansorg sprach Constanze Matthes.

Corona hat die Pläne des Festivals gründlich durcheinandergebracht. Was geschieht noch im Vorfeld in den kommenden Tagen?

Susanne Ansorg: Das Team arbeitet mit viel Energie und größtenteils ehrenamtlich nach Feierabend daran, die erschwerten Auflagen umzusetzen. Das betrifft auch das eigens erstellte Hygienekonzept und die den Vorschriften angepasste Bühnensituation: Die Bühne wird nicht wie sonst in der Vierung der Marienkirche stehen, sondern vor dem Hochaltar, so dass der Mindestabstand zwischen Musikern und Publikum gewährleistet ist und zusätzlich die Kirchenbänke weiter auseinandergeschoben werden können. Ansonsten geschieht das Übliche: Übernachtungen bestätigen und anpassen, Abläufe organisieren, Weine aussuchen, Helfertätigkeiten und den Kartenverkauf koordinieren. Hier gilt mein tiefer Dank vor allem René Matthes sowie Andrea Eisbrenner.

Welche Gefühle und Gedanken haben Sie mit Blick auf 30 Jahre „montalbâne“?

Rührung und Freude über die langjährigen guten persönlichen Beziehungen und Freundschaften, die wir über diese 30 Jahre innerhalb des Teams aufgebaut haben. Stolz, dass wir es geschafft haben, „montalbâne“ am Leben zu erhalten. Tiefer Dank an alle, die uns unterstützt haben. Und Neugier angesichts der Frage: Machen wir mit 80 noch immer „montalbâne“?

Was hat sich in all den Jahren verändert, an was hat man stets festgehalten?

Festgehalten haben wir immer an der grundsätzlichen Idee, nicht einfach nur Konzerte aneinanderzureihen und das dann Festival zu nennen, sondern daraus ein wirkliches Fest zu machen: mit Raum für Begegnungen, Gespräche, für spontane Musik-Sessions und Tanz. Verändert haben wir uns selbst: Wir tanzen die Nächte leider nicht mehr durch. Eigentlich wollten wir das mit dem Jubiläum ausgiebig nachholen. Nun müssen wir auf 2021 hoffen, wenn es hoffentlich wiederum heißen wird „Jubilate“.

Die Wendezeit war verbunden mit einem bestimmten Lebensgefühl. Was ist aus Ihrer Sicht davon wert, erhalten zu werden?

In dieser Zeit hatten wir als Gründer des Festivals, das ehemalige Leipziger Mittelalter-Ensemble „Ioculatores“, immer montags Probe. Diese fiel in der Vorwendezeit sehr oft spartanisch aus, weil wir natürlich zu den Montagsdemos gegangen sind. Diese Selbstverständlichkeit, für die eigenen Ideale auch öffentlich einzutreten - das hatte ja in der DDR eine lange und oft mit persönlichen Folgen verbundene Tradition -, muss unbedingt erhalten bleiben oder wieder hervorgeholt werden. Wir haben damals alle zusammen ein unglaubliches Ergebnis erreicht: die „Friedliche Revolution“. Diese wunderbare Energie brauchen wir heute wieder: für die Erhaltung der Demokratie, gegen Diskriminierung aller Art, für Gerechtigkeit und Klimaschutz. Die Liste ist lang, wir sind aber auch viele. Wir können das auch heute wieder schaffen.

Welche Erlebnisse haben Sie besonders in Erinnerung?

Das ist sehr schwierig zu beantworten. Es gab in jedem Jahr unerwartete Ereignisse. Die Bandbreite reicht vom norwegischen Lautenisten, den wir vergessen hatten vom Flughafen Leipzig abzuholen und der es lediglich mit dem Namen des Festivals in Vor-Handy-Zeiten geschafft hatte, am Abend mit Durchfragen, Autostopp und Laufen zu uns zu kommen, bis zu der sehr kleinen französischen Sängerin und Harfenistin Brigitte Lesne, deren Koffer und Instrument nicht mit dem Flugzeug mitgekommen waren. Eine Harfe konnten wir organisieren. Ein Kleid in ihrer Größe nicht wirklich - aber da halfen Sicherheitsnadeln. Was aber niemand hatte: Schuhe in Größe 34. So schauten unter dem zusammengesteckten Kleid ein Paar weiße dicke Turnschuhe hervor.

Worauf können sich die Gäste freuen?

Dass wir trotz der schwierigen Situation ein Festival veranstalten. Und dass wir trotz der Einschränkungen versuchen, unsere Freude darüber mit dem Publikum zu teilen - auch durch die Masken, die alle tragen werden. Und natürlich auf gewohnt tolle Konzerte und Musiker, die sich schon lange auf das „montalbâne“-Publikum freuen.

Sie pflegen viele Kontakte ins Ausland. Wie ergeht es den Musikern dort?

Eigentlich geht es Musikern seit Beginn der Corona-Krise überall gleich: Fast alle Konzerte sind abgesagt, die Einnahmensituation ist katastrophal.

Wie wird die 2021er-Ausgabe geplant?

Momentan hoffen wir noch, die nächste Edition, die dann hoffentlich mit Fug und Recht „Jubilate!“ heißen darf, unter normalen Bedingungen veranstalten zu können. Wir beobachten daher die aktuellen Entwicklungen sehr genau und überlegen, den Termin möglicherweise gleich in den September zu verlegen. Das Team ist derzeit allerdings noch geteilter Meinung. In jedem Fall wird „montalbâne“ weitergehen: Wir geben nicht auf.

Als Gäste werden zum Festival in Freyburg am Wochenende erwartet die drei Ensembles „Les haulz et les bas“, „Ars choralis coeln“ sowie Oni Wytars. Bis auf das Konzert „Unio mystica: Hildegard von Bingen und das Feuer des Geistes“ mit „Ars choralis“ in der Stadtkirche Freyburg am Sonnabend, 15 Uhr, sind sämtliche Auftritte bereits ausverkauft. Am Sonntag findet ab 10 Uhr ein Festgottesdienst statt. ›Weitere Informationen, auch zum Ticketverkauf, online unter: www.montalbane.de