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Burg Burg: Verein übernimmt ältesten Kinobau Deutschlands

11.03.2010, 07:56
Blick in den Saal des Kinos «Burg Theater» in Burg (Kreis Jerichower Land) (FOTO: DPA)
Blick in den Saal des Kinos «Burg Theater» in Burg (Kreis Jerichower Land) (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Burg/dpa. - Ein Mann darf dabei nicht fehlen: WilfriedSchlaak, der seit knapp 40 Jahren Mitarbeiter und seit 1996 auchBesitzer des Kinos ist. Viele Besucher begrüßt er persönlich - mitHandschlag. Das wird sich bald ändern. Der 70-Jährige geht im Sommerin den Ruhestand. Eine Initiative junger Burger kämpft um den Erhaltdes wirtschaftlich angeschlagenen und wohl ältesten Kinobaus inDeutschland.

«In den vergangenen Jahren hatten wir durchschnittlich geradeeinmal 6000 Zuschauer pro Jahr», erzählt Schlaak. Dass das Kinodennoch überlebt hat, ist dem großen Enthusiasmus des Besitzers zuverdanken. «Das geht nur mit allen möglichen Einsparungen, indem mandie Ausgaben auf niedrigstem Niveau hält und dennoch mit größtemEifer dabei ist.» Bis 1996 habe es für das Burger Kino keine Problemegegeben. «Doch mit dem Bau mehrerer Multiplexkinos in der Umgebungwaren die guten Zeiten vorbei. Ich habe von 1996 auf 1997 rund 20 000Besucher verloren, die in große Center gefahren sind», sagt Schlaak.

Riesige Leuchtreklamen, die in großen Kinos den Eingangsbereichzieren und Gästen oft schon aus der Ferne entgegenblitzen, sucht manim Burger Kino vergebens. Die Lage in einer kleinen Gasse gibt dasnicht her. Nur ein stark mitgenommener Schriftzug «Burg Theater»lässt einen Kinobetrieb erahnen.

Bis Ende des vergangenen Jahres stand das Kino vor dem Aus.Mittlerweile stünden die Chancen auf Weiterbetrieb bei 80 Prozent,sagt Emanuel Conrady. Zusammen mit sechs anderen Burgern, hat er denVerein «Weitblick» zur Rettung des Kinos gegründet. Mit Hilfe eines neuen Konzepts, das auf Gemeinnützigkeit, Regionalität und Ehrenamt baut, möchte die Gruppe das sanierungsbedürftige Kino erhalten. LautConrady müssen vor allem das vom Unwetter beschädigte Dach, die Deckesowie der Eingangsbereich erneuert werden. «Es schmerzt mich, dassich das Kino nicht in dem Zustand übergeben kann, wie es mal gewesenist», sagt Kinobesitzer Schlaak.

Es gab in den vergangenen Wochen aber auch erfreulicheNachrichten. Denn der Leiter der Landesarbeitsgemeinschaft Jugend undFilm, Peter Hansen, hat festgestellt, dass das «Burg Theater» derälteste, noch erhaltene Kinozweckbau in Deutschland ist. Bisher hattesich das Cottbuser Lichtspieltheater «Weltspiegel» mit diesem Titelgeschmückt. Hansen forschte daraufhin im Burger Stadtarchiv nach undfand heraus, dass das Burger Kino unter dem Namen «Palast-Theater» am3. Juni 1911 eröffnet wurde und damit vier Monate älter ist als dasKino in Cottbus. Es gibt zwar Kinos, die noch älter sind, aber nichtin eigenen Gebäuden, sondern in Wohn- oder Geschäftshäusernuntergebracht sind.

Bis Ende Juni wird Schlaak das «Burg Theater» noch betreiben unddie «Weitblick»-Mitglieder auf die neue Aufgabe vorbereiten. DieNeueröffnung unter der Trägerschaft des Vereins ist für Septembergeplant. «Ich hoffe, dass der Verein ein glückliches Händchen habenwird», sagt Schlaak, der sich noch genau an die schönsten Momente im«Burg Theater» erinnern kann: «Die Errichtung der Kinobar 1985 beilaufendem Betrieb und den Ansturm bei Dirty Dancing in den 80erJahren werde ich nie vergessen.»