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Ü-65-Bufdis "Bufdi" trotz Rente

Von Jessica Quick 26.06.2016, 18:56
Der Begriff Bufdi hat es sogar in den Duden geschafft.
Der Begriff Bufdi hat es sogar in den Duden geschafft. dpa-Zentralbild

Halle - Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) gilt fünf Jahre nach seiner Einführung als Erfolgsgeschichte. Rund 35 000 Menschen engagieren sich derzeit als „Bufdi“, allein in Sachsen-Anhalt sind es mehr als 2.000.

Bufdi trotz Rente

Allerdings gibt es einen großen Unterschied in der Altersstruktur: Während sich im Westen vor allem Jüngere für den Freiwilligendienst melden, sind es im Osten viele Ältere. Mehr als 4.800 Menschen, die im Mai registriert wurden, sind älter als 51 Jahre, 300 davon sogar Rentner. Im Westen waren es in derselben Altersgruppe nur 1.000 Freiwillige.

Das Motto: „Für und mit Älteren“

Eine Erklärung dafür könne das höhere Durchschnittsalter der Menschen im Osten sein, sagt Peter Schloßmacher, Sprecher des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Aber auch der Wunsch mancher Einrichtungen nach älteren Bufdis könne ein Grund sein. Im Verein Fraueninitiative in Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) etwa, in dem Bundesfreiwillige in der Betreuung für Ältere eingesetzt werden, ist genau das der Fall. Von den sieben möglichen Stellen sind drei mit Rentnern besetzt. „Für und mit Älteren“ sei das Motto des Vereins, sagt Leiterin Christine Lange.#

Aber es gebe noch eine weitere Erklärung - zumindest für ihre Ü-65-Bufdis: „Mit maximal 800 Euro Rente kann man keine Sprünge machen.“ Wer körperlich in Schuss sei, nutze die Aufwandsentschädigung von monatlich bis zu 372 Euro auch zur Aufstockung des eigenen Einkommens. Ähnlich sei es bei Empfängern des Arbeitslosengeldes II, die laut Lange nach einem Jahr als Bufdi wieder Anspruch auf ALG I haben.

BFD hat Rekrutierungsfunktion

Der Bundesfreiwilligendienst ist vor fünf Jahren als Nachfolger des Zivildienstes eingeführt worden. Männer und Frauen können sich für die meist im sozialen Bereich angesiedelten Stellen für sechs bis 24 Monaten bewerben. Viele der Jüngeren nutzen den Freiwilligendienst, um sich für den späteren Beruf zu orientieren oder um die Zeit bis zum Studien- und Ausbildungsbeginn zu überbrücken. Der BFD habe zudem durchaus auch eine Rekrutierungsfunktion. Junge Männer kämen zum Teil erst durch ihre Bufdi-Zeit auf die Idee, in einer Kita zu arbeiten, so Schloßmacher.

Während im vom Land organisierten Freiwilligen sozialen Jahr und Freiwilligen ökologischen Jahr das Alter auf 27 Jahre begrenzt ist, können sich Menschen jeden Alters für den BFD bewerben. Mehr als 40 Prozent aller Bufdis sind älter als 27 Jahre, fast jeder siebte ist sogar älter als 51 Jahre.

Besonderheiten in der Verteilung gibt es auch bei den 10 000 zusätzlichen BFD-Stellen mit Flüchtlingsbezug, von denen 3 000 besetzt sind. Zehn Prozent aller Bufdis in der Flüchtlingshilfe sind dabei in Sachsen-Anhalt aktiv - ein Wert im Spitzenbereich. Dabei führt Halle das Land mit derzeit 177 Freiwilligen an, während in Magdeburg 166 Menschen in der BFD-Flüchtlingshilfe arbeiten. In dem Sonderprogramm des Bundesfreiwilligendienstes, das bis 2018 begrenzt ist, können auch Migranten mit Bleibeperspektive eingesetzt werden.

(mz)