Brandenburg Brandenburg: Die Gefahr lauert im Boden

ORANIENBURG/DPA. - Was sie besonders gefährlich macht, ist ihr chemischer Langzeitzünder. Auch die Anfang Juni explodierte Bombe im niedersächsischen Göttingen hatte so einen Zünder. Im Landratsamt Oberhavel sind die Verantwortlichen alarmiert: Es gibt Überlegungen, Grabungen in Oranienburg zunächst zu untersagen oder den Schwerverkehr um die Stadt herum zu leiten.
Ernste Situation
Die Tragödie in Göttingen hat nun alle Beteiligten endgültig aufgeschreckt. Der Kreistag hatte bereits im Mai beschlossen, mehr Geld für die Räumung der im Boden schlummernden Gefahr zur Verfügung zu stellen. Am 7. Juli soll festlegt werden, in welcher Reihenfolge die Bombensuche auf Grundstücken des Landratsamtes erfolgt.
Eine Beschleunigung, die Experte Spyra schon in seinem Gutachten von 2008 angemahnt hat. "Das Unglück in Göttingen ist leider eine Bestätigung dafür, wie ernst die Situation in Oranienburg ist", sagt der Professor der TU Cottbus. "Konsequenterweise müsste man die ganze Stadt räumen - aber das geht natürlich nicht."
Brisante Langzeitzünder
Mehr als 10 000 Bomben prasselten im Zweiten Weltkrieg auf die Stadt vor den Toren Berlins herunter, in der heute 42 000 Menschen leben. Mehr als die Hälfte des Sprengstoffes hatte einen chemischen Langzeitzünder - rund zehn Prozent davon sind nicht gezündet. "Manchmal wundert man sich über die Gelassenheit der Bevölkerung", sagt ein Sprecher der Stadt. "Die liegen schon so lange im Boden", sagt die Oranienburgerin Christel Michel und berichtet gelassen von vielen Evakuierungen ihres Viertels. "Einmal war mir dann aber doch mulmig - als ein Bombe an dem Spielplatz gefunden wurde, wo meine Enkelkinder immer gespielt haben."