«Bonapart» in Magdeburg «Bonapart» in Magdeburg: Klein, aber fein
Magdeburg/MZ. - Lebensgroß, die Hand im Revers, grüßt sein Standbild die Gäste und lädt ein zu französischer Küche im "Bonapart".
Wohl keine sechs Meter breit ist die Fassade des Restaurants, dahinter acht Tische für 30 Gäste. Aber der Herr des Hauses, Eike Kübler, ist nicht nur Feinschmecker, sondern vor allem Geschäftsmann. Deshalb lässt er bei Bedarf auch in zwei uralten Gewölben für bis zu 63 Gäste servieren. Dieser Untergrund war lange Zeit zugeschüttet und gilt, gebaut 1225, als das älteste Gewölbe Magdeburgs.
Übersichtliche Speisekarte
"Der kleine Franzose mit dem Großen Geschmack" - mit diesem anspruchsvollen Satz wirbt das Restaurant bereits über dem Eingang. Der Weg zum großen Geschmack führt durch eine sehr übersichtliche Speisekarte, die aber dennoch Begehrlichkeiten weckt. Fünf Hauptgerichte von 14,90 Euro bis 19,90 Euro gibt es, dazu sechs Vorspeisen (maximal 9,70 Euro), ein Zwischengericht in drei Variationen (6,70 Euro). Das Angebot variiert je nach Saison. Das gilt auch für die Menüs, bei denen man wählen kann zwischen drei Gängen (26,50 Euro), vier (34,50 Euro) und fünf Gängen (42,50 Euro).
Wer zum Franzosen essen geht, sucht natürlich die Froschschenkel. Fünf Stück zu 7,40 Euro gibt es hier. Und damit keine Irritationen aufkommen bei "Grenouilles à l'ail", wird die Sache in der Karte auch beim Namen genannt: Froschschenkel.
Gefragte Froschschenkel
Neugierige Blicke wandern zu den Nachbartischen, wenn bestellt wird: Traut sich das jemand mit den Froschschenkeln? Klar, so etwas muss man lieben. Oder übermäßig neugierig sein. Leute, die am Schenkelknochen des Hüpfers genagt haben, sagen, es schmecke wie zartes Hühnchen. Das lassen wir mal so stehen, die Experimentierfreude hält sich in Grenzen. Immerhin, so behauptet der Chef, fast täglich werde die direkt in Frankreich eingekaufte Delikatesse bestellt. Eike Kübler spricht von drei bis vier Kilogramm Froschschenkel, die pro Woche hier verputzt werden. Die Weinbergschnecken indes liefen gar nicht gut, die sind raus aus der Karte.
Wer die Karte liest und dann formvollendet bestellen möchte, wird es als Vorteil empfinden, wenn er in Ansätzen des Französischen mächtig ist. Denn nahezu alle Gerichte sind in der Landessprache aufgeführt und nötigen den Unkundigen beim Bestellen zum Einsatz des Zeigefingers. Der kann dann aber zielsicher auf das "Filet
Gewaltiger Flammkuchen
Und wenn schon Franzose, dann bitteschön auch Flammkuchen -mit Wildlachs, Spinat und Knoblauch gibt es den in der kleinen Version für 6,70 Euro. Beim Rotwein folgen wir der Empfehlung des Hauses, ein 2006er Château Le Boscq, sieben Euro das Glas.
Von einem Gemälde an der Wand über dem Tisch blickt Napoleon auf den Ziegenkäse, der bestens gegrillt ist und mit feiner Trüffelnote auf den Tisch kommt, den Magen zu Beginn nicht überfordernd. Die Vorspeisenplatte indes ist üppig ausgefallen, sehr schmackhaft, nur ausgeprägt französisch ist sie nicht, mit Schinken, Salami und Käse. Für Geschmackstupfer sorgen darauf Feigensenf und Walnüsse.
Vom Flammkuchen ist abzuraten. Jedenfalls, wenn man ihn als Zwischengericht wählt. Mit 28 mal 18 Zentimeter beschreibt die Karte die kleine Version. Welche Ausmaße hat dann erst die große Variante? Die Sache selbst ist ein Genuss. Dünner, knuspriger Teig, ofenfrisch. Entgehen lassen möchte man sich den Flammkuchen nicht. Der Ausweg: Nur einen kleinen bestellen und den teilen mit dem Tischnachbarn.
Handgemachte Pralinen
Tournedos und Heilbutt sind ohne Fehl und Tadel. Besonders lecker zum bestens geratenen, zarten Rinderfilet schmeckt der Kartoffelschaum. Der Heilbutt ist vorzüglich, Rote Bete und getrocknete Tomaten setzen Kontrapunkte zum Fisch, das hat Laurent Juillot perfekt gemacht. Der aus dem Elsass stammende Koch läuft als gelernter Patissier beim Dessert zu bester Form auf und verwöhnt mit handgemachten Trüffel-Pralinen.
Natürlich bietet das Restaurant eine gute Auswahl an französischen Weinen. Die Roten kosten zwischen 24 und 74 Euro. Restaurantchef Kübler zeigt Gästen aber gern, dass er beim Wein auf Wunsch auch noch in ganz andere Regionen vorstoßen kann. Gut gekühlt lagert im "Bonapart" eine Flasche für 338,50 Euro. Aber die hat noch nie einer verlangt. Warum auch? Der große Geschmack beim kleinen Franzosen stellt sich schon für viel weniger Geld ein.
Bonapart Magdeburg
Adresse: 39104 Magdeburg, Breiter Weg 202
Telefon: 0391 - 66 23850
Öffnungszeiten: täglich ab 11.30 Uhr
Hauptgerichte ab 14,60 Euro bis 19,90 Euro
offene Weine ab 4,60 Euro, Wein im Schnitt 30 Euro,
teuerste Flasche 78 Euro, auf Bestellung 368 Euro