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Blüten-Zauber Blüten-Zauber: Geschäftsidee mit Pfingstrosen-Landschaft

Von Ralf Böhme 13.05.2012, 20:05

Löbejün-Wettin/MZ. - Nicht eine kleine, sondern eine große Freude beschert ihm der Mai - jeden Tag. Steffen Schulze sucht und findet sie als üppige, bunte Blütenblätter. Oft macht er sich schon im Morgengrauen auf, unterwegs in Sachsen-Anhalts erster Pfingstrosenschau, die im Saalekreis entsteht. Sein Hobby - eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde - ist ihm zur Berufung geworden. So richtig leben kann er davon freilich noch nicht.

Wie im Zeitraffer

Noch liegt Tau auf dem Gras. Trotzdem öffnet sich schon zaghaft die grüne Hülle einer Blüte - so weit, dass gerade die Farbe erkennbar ist. Wie von magischer Kraft gezogen, kehrt der Enddreißiger beinahe stündlich an Ort und Stelle zurück. "Ich erlebe das alles wie im Zeitraffer." Mittags, wenn die Sonne scheint, ist dann die ganze Pracht sichtbar. "Und erst der Duft, eine einzige Faszination." Der Gärtner will diese Freude mit anderen teilen. Der Eintritt ist kostenlos, Pfingstrosen werden auch zum Kauf angeboten. Eine vergleichbare Anlage gibt es im Osten nur noch einmal, am Stettiner Haff.

Die Pfingstrosen-Fläche im Dörfchen Nauendorf unweit der A 14 ist fast so groß wie ein Fußballplatz. Für Schulze, der sich als Landschaftsgestalter sonst mit Entwürfen für Spielplätze und Friedhöfe beschäftigt, ist das Gelände kein Grundstück wie jedes andere. "Ein altes Erbteil, auf dem schon mein Großvater die Idee einer eigenen Gärtnerei verwirklichen wollte." Nun geht der Traum in dritter Generation in Erfüllung.

Der Anfang liegt zwei, drei Jahre zurück. Mittlerweile aber können die ersten Besucher seine Arbeit begutachten - jeden Samstag um zehn Uhr öffnet sich das Hoftor in der Wallwitzer Straße 48. Eingesäumt von dichten Hecken erstreckt sich die Pfingstrosen-Landschaft: 50 Quadrate, alle eingefasst von breiten Rasenstreifen. Wer dort entlanggeht, erfährt vieles über die Herkunft der Pfingstrosen und ihren botanischen Wert. Bis einmal alles fertig ist, werden laut Schulze noch Jahrzehnte vergehen. Er nimmt es gelassen: "Ja, ich muss unbedingt 100 Jahre alt werden, um die Stauden und Sträucher voll ausgewachsen zu erleben." Spätestens dann, glaubt er, könne man auch mit dem Verkauf der Nachzüchtungen finanziell ganz gut hinkommen. Vorerst bleibt ihm nur die unternehmerische Hoffnung und die Devise: arbeiten und sparen.

Schulze setzt Schwerpunkte. Den meisten Platz beanspruchen seine japanischen Pfingstrosen. Über 100 Sorten blühen bereits um die Wette. Gigantisch: Die Blüten, die das beste Erbgut der Welt in sich vereinen sollen, hängen schwer an den Zweigen. Manche sind so groß wie Bratenteller. Gleich nebenan stellen sich Pfingstrosensträucher aus dem Reich der Mitte der Konkurrenz. Hier sind es die ungewöhnlichen Farben, beispielsweise verschiedene Lachstöne, die bezaubern. Und dann folgen die in freier Natur stark gefährdeten Europäer - Wildpflanzen sowie Züchtungen, deren Anfänge 150 Jahre zurück liegen.

Die Bäume im Pfingstrosen-Paradies - seltene Zieräpfel und Bonsai - sind erst einige Wochen in der Erde. Bald sollen um sie herum Bänke aufgestellt werden. Wer sich künftig dort niederlässt, darf sich auf eine Aroma-Kur freuen. Denn Schulze will sein Projekt, auch Einkehrort für Bienen und Hummeln, zu einem Duftgarten weiterentwickeln.

Um eine Pfingstrose - ihr Name ist "Eurasia" - kümmert sich Schulze täglich. Obwohl die lehmige Humuserde den Pflanzen ohnehin gefällt, überprüft der Züchter zusätzlich die Bodenwerte. Der Grund: Diese eine Schöpfung soll aufs Beste gedeihen, denn es ist Schulzes Schöpfung.

Das erwähnt der Züchter in aller Bescheidenheit. Dabei handelt es sich um eine Neuheit "Made in Sachsen-Anhalt", die in Fachkreisen weltweites Interesse findet. Demnächst soll die Kreation ins Internationale Zuchtbuch aufgenommen werden. Buchführerin ist die US-amerikanische Pfingstrosen-Gesellschaft.

Hoffen auf "Eurasia"

Nach einem Jahr ist die "Eurasia" Prachtstaude schon 70 Zentimeter hoch. Wenn die Pflanze nun als seltene europäisch-asiatische Kreuzung in die Annalen der Gärtnerei eingeht, so Schulze, könnte es auch mit einem geschäftlichen Erfolg klappen. Zumindest seien die Färbung ungewöhnlich und der Duft markant. Im Grunde könne man die Züchtung sogar mit einem internationalen "Joint venture"-Projekt vergleichen. Griechenland habe die eine Hälfte geliefert, die andere stamme aus China.