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Blitz-Marathon 2014 in Sachsen-Anhalt Blitz-Marathon 2014 in Sachsen-Anhalt: "Spitzenreiter" fuhr Tempo 194

Von Katrin Löwe 19.09.2014, 13:50
Ein Polizist überwacht am 18.09.2014 die Geschwindigkeit von Fahrzeugen in Magdeburg (Sachsen-Anhalt).
Ein Polizist überwacht am 18.09.2014 die Geschwindigkeit von Fahrzeugen in Magdeburg (Sachsen-Anhalt). dpa Lizenz

Halle (Saale) - Er dürfte einer der Spitzenreiter gewesen sein: Auf der Autobahn 14 zwischen Halle-Ost und Halle-Peißen wurde während des 24-stündigen Blitz-Marathons der Polizei ein Auto mit Tempo 194 statt erlaubter 100 Kilometer pro Stunde gemessen. Den Fahrer erwarten drei Monate Fahrverbot, zwei Punkte in Flensburg und 600 Euro Bußgeld.

Verkehr insgesamt ruhiger

Der zweite bundesweite Blitz-Marathon von Donnerstag bis Freitag Früh war lange angekündigt, auch die genauen Mess-Stellen waren bekannt. Das zeigte Wirkung: Viele Autofahrer hielten sich an die Limits. Dennoch gingen den Beamten nach einer Übersicht der Polizeidirektionen noch mehr als 2000 Temposünder ins Netz. Im Vorjahr waren es 1 201, allerdings wurde wegen Regens erst verspätet mit der Aktion begonnen.
Die schlimmsten Raser wurden auf Autobahnen erwischt, wie das Beispiel von der A14 oder ein Autofahrer auf der A9 mit 186 statt 120 Kilometer pro Stunde zeigen. Auch innerorts gab es aber Ausnahmefälle: So wurde in Zerbst ein Motorradfahrer angehalten, der Tempo 106 fuhr - bei erlaubten 50.

Insgesamt sei der Verkehr jedoch deutlich ruhiger geflossen als üblich, bilanzierte das Innenministerium. „Zahlen zeigen, dass das nicht nur ein Eindruck, sondern tatsächlich so war“, so Polizeirat Jörg Kuske. Im Schnitt seien in den vergangenen Monaten pro Mess-Stunde knapp sieben Fahrzeuge beanstandet worden. Während des Blitz-Marathons waren es etwas über zwei. Er hoffe, dass die ruhigere Fahrweise „so manchen Autofahrer auf den Geschmack gebracht hat, sich auch künftig nicht aus der Ruhe bringen zu lassen“, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU).

Selbst- statt Fremdkontrolle

Dass das in manchen Fällen geschehe, wolle er nicht ausschließen, sagte Verkehrspsychologe Karl-Friedrich Voss, Vorsitzender des Bundesverbandes niedergelassener Verkehrspsychologen. Dafür sei der Blitz-Marathon aber „ziemlich aufwändig“.

Grundsätzlich bezweifelt Voss, dass dieser über die Kontrollzeit hinaus Wirkung zeigt. Psychologen würden mehr auf Selbst- statt auf Fremdkontrolle durch Polizei setzen. „Zunächst einmal müsste man dazu vernünftig aufklären“, so Voss. Zudem dürfe das Thema Geschwindigkeit nicht nur als Angelegenheit der Polizei gesehen werden. „Auch Straßenbaubehörden könnten eine ganze Menge mehr machen.“ Voss nannte etwa Verkehrsinseln an Ortseingängen, bei denen das Tempo gedrosselt werden muss.

Geschwindigkeit als „Killer Nr. 1“

Sachsen-Anhalts Innenministerium argumentiert, dass angesichts des breiten medialen Echos zu keiner anderen Gelegenheit die Chance bestehe, so viel Aufmerksamkeit auf das Thema Geschwindigkeit als „Killer Nr. 1“ zu lenken. Bei fast jedem zweiten Verkehrstoten im Land sei zu hohes Tempo die Unfallursache. Schnelle messbare Wirkungen werden vom Marathon nicht erwartet. „Das ist ein Prozess, da sind noch dicke Bretter zu bohren“, sagte Kuske.
Drei Prozent zu schnell
Bundesweit wurden laut nordrhein-westfälischem Innenministeriums 93000 Temposünder erwischt - drei Prozent aller kontrollierten Fahrer. Für ganz Sachsen-Anhalt lag die Quote am Freitag nicht vor. Im Süden sprach die Polizei von insgesamt 3,8 Prozent, auf Autobahnen von 7,2 Prozent.

Ein Gerät zur Geschwindigkeitskontrolle, im Volksmund "Blitzer" genannt, steht an einer Straße.
Ein Gerät zur Geschwindigkeitskontrolle, im Volksmund "Blitzer" genannt, steht an einer Straße.
dpa