Blankenburg Blankenburg: Der Löwe bleibt

BLANKENBURG/MZ. - Innerhalb von nur zwei Tagen reagierte dieser und verbot die Verschrottung.
Blankenburg ohne den Löwen, dessen Rücken ungezählte Kinder mit ihren Pos blankgescheuert haben - das wäre in etwa so wie Berlin ohne Brandenburger Tor oder Köln ohne Dom. Undenkbar. "Jedes Kind, jeder Blankenburger, jeder Tourist geht dort hin und streichelt den Löwen", sagt Blankenburgs Bürgermeister Hanns-Michael Noll. Darum wehrte sich der CDU-Politiker auch wie ein Löwe, als das Haus Hannover 2011 das Bronze-Tier wiederhaben wollte.
Seit ein paar Tagen ist aber klar, dass die Blankenburger ihre Bronze-Katze behalten dürfen: Da unterschrieben Noll und Erbprinz Ernst August von Hannover, Sohn des Caroline-Gemahls Ernst August, einen Vertrag, der den Blankenburgern für zunächst 30 Jahre den Löwen leiht. Die Statue ist eine für 200 000 Euro versicherte Kopie des Braunschweiger Löwen vor der Burg Dankwarderode - der ältesten freistehenden Plastik nördlich der Alpen.
Vorher wurde in Blankenburg ein dramatischer Kampf um die Raubkatze geführt. Das Landesverwaltungsamt entschied im Herbst 2011 zu Gunsten des ältesten Fürstenhauses in Europa und gestattete den Welfen, ihren acht Tonnen schweren Löwen 2014 in Blankenburg abzuholen. Grundlage dieser Entscheidung ist eine juristische Spitzfindigkeit: Während enteignete Gebäude enteignet bleiben, müssen bewegliche Güter zurückgegeben werden. "Und der Löwe", das räumt auch Noll ein, "wurde nachweislich zweimal bewegt".
Vermutlich 1929 wurde er nach Blankenburg transportiert, als die Welfen aus Österreich nach Deutschland zurückkehrten und im Harz ihren Wohnsitz nahmen. Ein zweites Mal wurde die Statue 1952 bewegt, als sie nach ihrer Rettung vor dem Schmelzofen mit einem Pferdefuhrwerk von der Terrasse des Großen Schlosses an ihren jetzigen Standort im Schlossgarten geschafft wurde.
Trotzdem sah sich Noll im Recht und holte sich die einstimmige Rückendeckung des Stadtrats für eine Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen die Herausgabe des Löwen. Gleichzeitig mobilisierte er Medien und Menschen und sammelte 2 000 Unterstützer-Unterschriften. "Ich habe damals auch meinen Neffen Otto von Hannover angerufen und ihn gebeten, bei seinem Vetter für den Verbleib des Löwen in Blankenburg zu werben", sagt MZ-Herausgeber Alfred Neven DuMont. Er freut sich nun, dass der Löwe der Stadt erhalten bleibt.
Bereits im März dieses Jahres signalisierte der Prinz Entgegenkommen. Im Mai habe er dann mit Ernst August und dessen juristischem Berater verhandelt. "Wir haben nach einer halben Stunde gemerkt, dass die Chemie stimmt", sagt Noll. "Ich konnte ihn überzeugen, dass er nicht der böse Prinz ist, dem wir eins auswischen wollen." Den Blankenburgern gehe es um Geschichte, um Tradition. "Wir fühlen uns als Beschützer des Löwen", sagt Noll. Der Prinz hat das wohl eingesehen. "Ich habe den Vertrag gerne unterzeichnet", sagte er kürzlich, "für die Verbindung meiner Familie zur Stadt Blankenburg".