Biologie Biologie: Viren-Panne schreckt halleschen Wissenschaftler auf
Halle/MZ. - Kekulé betonte, das Versenden von Viren-Probensei absolut üblich und Teil eines wichtigenweltweiten Systems der Qualitätsüberprüfung:So werde getestet, ob die Spezial-Labore dieErreger richtig erkennen. Die Panne in denUSA sei aber ein "ganz böser Fehler gewesen".Zwar seien die gefährlichen Grippeviren leichtund einfach zu vernichten. Es bestehe aberdie Gefahr, dass einzelne Labore dieser Aufforderungnicht nachkämen. Grippeviren wie das versendeteH2N2 eigneten sich für biologische Waffen."Wir wissen nicht, in wessen Hände das kommt",warnte der Forscher, der Institutsdirektoran der halleschen Universität ist.
Gegen das hochaggressive Grippevirus habeein Großteil der Menschen keine Immunisierung.Weil es seit Jahrzehnten nicht mehr kursiere,seien normale Impfstoffe auch nicht mehr aufihn ausgerichtet. Die Gefahr, dass sich Instituts-Mitarbeiteransteckten und so eine neue Epidemie ihrenAusgang nehme, habe durchaus bestanden. Offenbarsei aber nichts passiert. Ähnlich der InternationalenAtomenergie-Organisation (IAEO) in Wien müsseeine Behörde aufgebaut werden, die Überblicküber biologische Gefahrstoffe hat, forderteKekulé. Biologische Forschung sei bisher kaumkontrollierbar. "Während bei Betäubungsmittelnjeder Arzt Buch führen muss, weiß bei Virenniemand, welches Labor welche Substanzen imKühlschrank hat."
Weltweit sollen nach Pressemeldungen vom Donnerstag über 6000 Labore H2N2-Proben erhalten haben,darunter sechs in Deutschland. Sachsen-Anhaltwar nicht betroffen. Auf Grund von Geldmangelgebe es kein eigentlich notwendiges Virus-Sicherheitslabor,so Kekulé.
Unterdessen wurden Forderungen nach besseremSchutz auch auf EU-Ebene laut. "Wenn in Europadie Maul- und Klauenseuche ausbricht, habenwir alle Instrumente, um sofort zu reagieren.Wenn eine Epidemie beim Menschen ausbricht,sind wir machtlos", sagte Umwelt-KommissarMarkos Kyprianou.