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Baustelle in 100 Metern Höhe Baustelle in 100 Metern Höhe: Steinmetze retten den Magdeburger Dom

Von Dörthe Hein 17.09.2007, 06:06

Magdeburg/dpa. - Öffnen sich die Türen wieder, weht ihnen ein kräftiger Wind insGesicht. Hinter der Fahrstuhltür geht es deutlich weniger komfortabelnach oben, auf einem Gerüst mit Metallstufen, die den Blick weit nachunten freigeben. Einen Blick für das miniaturgleiche Magdeburg unterihnen haben die Männer kaum. Schlauch und Herrmann sind Steinmetze,die derzeit den Südturm des Magdeburger Doms ausbessern.

«Wenn man ehrlich ist, muss man sagen: Wir sind mit denBaumaßnahmen langsamer als der Verfall», sagt BauabteilungsleiterRalf Lindemann von der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt.Nicht umsonst ist der Dom zu Teilen von einem Zaun umgeben. «Fallswirklich etwas runterfällt...» Da bröselt die Fassade eines Schatzesder Bau- und Kirchengeschichte, der manches Superlativ zu bieten hat:Der Magdeburger Dom ist das erste gotische Kathedralen-Bauwerknördlich der Alpen und mit gut 100 Metern der höchste SakralbauOstdeutschlands.

Weit über den Dächern Magdeburgs, stehen Daniel Schlauch und DenisHerrmann auf dem Gerüst um die Spitze des Südturms. Sie blicken aufzahlreiche Fialen, kleine Türmchen, Balustraden und Verzierungen. Aufdem Gerüst liegen Holzlatten, darauf Steine, die gerade bearbeitetwerden. «In den ersten Wochen hat das Gerüst schon mächtiggewackelt», erinnert sich der 31-jährige Herrmann. Inzwischen sei derhöchste Arbeitsplatz Magdeburgs in dieser Hinsicht für ihn nichtsbesonderes mehr. Bevor die beiden auf den Magdeburger Dom kamen,arbeiteten sie am Dom in Halberstadt. Die Arbeit hier sei aber schonbesonders: «So ein Gebäude bekommt man nicht oft.» Die Hauptarbeitder Steinmetze ist es, verwitterte, zerstörte und gesprengte Steinezu reparieren oder auszutauschen.

«Die Sprengung der Steine geschieht langsam», erklärt Lindemann.Der Sandstein wird von Eisenklammern zusammengehalten. Wenn das Eisenrostet, vergrößert sich sein Volumen um das siebenfache. Die Steinebekommen Risse und gehen kaputt. «Das ist das größte Problem nebender Verwitterung», sagt der Experte, der im Land derzeit 16Baustellen betreut. Ausgebessert werden kann nicht alles, was Laienals schadhaft ansehen, sondern nur das nötigste. In diesem Jahr gibtdie Stiftung rund 800 000 Euro für die Sanierungsarbeiten amMagdeburger Dom aus. Sinnvoll verbaut werden könnte das Doppelte.

Dass sie es heute als Steinmetze in vielen Dingen leichter habenals ihre Kollegen vor 800 Jahren, wissen Herrmann und Schlauch.Hochachtung haben die beiden vor der Leistung der Altvorderen, dieden Bau zwischen 1209 und 1529 errichteten. Der Fahrstuhl bis etwazur halben Höhe des Domes allein erleichtere die Arbeit heute sehr.Die mehr als 400 Stufen, die frühere Steinmetz-Generationentagtäglich erklimmen mussten, bleiben ihnen erspart.