Bau der Autobahn A 72 Bau der Autobahn A 72: Ein schwerer Fall von Korruption

Chemnitz/dpa. - Es gehemittlerweile um einen Schaden von bislang 27 Millionen Euro durch Betrug, Bestechung und Untreue. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Gerd Schmidt in Chemnitz wird derzeit gegen 25 Beschuldigte ermittelt. Das Wirtschaftsministerium sicherte der Staatsanwaltschaft Unterstützung zu.
Bei einer groß angelegten Durchsuchung von 37 Wohnungen, Firmenund Behörden in Sachsen, Hessen und Berlin waren am Dienstag unteranderem 3500 Aktenordner beschlagnahmt worden. Dabei sollten vorallem die originalen Abrechnungsunterlagen vom Bau der A 72 und zumTeil auch der Autobahn A 4 sichergestellt werden. Durchsucht wurdenauch das Autobahnamt Sachsen, Straßen- und Tiefbauämter sowie diebundeseigene Baugesellschaft Deges. Im Zuge der Aktion waren vierBeschuldigte wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellenVereinigung festgenommen worden. Ein Haftbefehl wurde aufgehoben, dasich der dringende Tatverdacht nicht bestätigt habe, sagte einSprecher des Landeskriminalamtes. Die anderen drei Haftbefehle wurdengegen Auflagen außer Vollzug gesetzt, da sich die Beschuldigten inder Vernehmung eingehend zur Sache geäußert hätten.
Neben Verantwortlichen beteiligter Baufirmen sind auch zweiMitarbeiter von Baubehörden des Landes im Visier der Ermittler. ZweiBeschuldigte sollen eine schwarze Kasse mit etwa zwei bis dreiMillionen Euro verwaltet haben. Damit sollten laut Schmidt unteranderem «Probleme mit Behörden» beglichen werden. Behördenmitarbeiterhätten etwa für Informationen über Ausschreibungen und das Abzeichnenfalscher Rechnungen die Hand aufgehalten. In einem Fall sollen dabei200 000 Euro geflossen sein. Berichte der «Freien Presse» (Mittwoch),wonach unter den Hauptverdächtigen der Leiter des AutobahnamtesSachsen sein soll, wollte Schmidt nicht bestätigen.
Laut Staatsanwaltschaft sind in den 2005 aufgedeckten Skandal umden Autobahnbau 25 bis 30 Firmen verstrickt, die als Subunternehmerfür den internationalen Baukonzern Strabag tätig waren. Sie sollenScheinrechnungen gestellt und Firmen planmäßig in den Ruin geführthaben, um Löhne und Sozialversicherung zu sparen. Auch Lieferantengingen oft leer aus. Zwei Beschuldigte müssen sich bereits vor demLandgericht Chemnitz wegen Anstiftung zum Betrug sowie vorsätzlicherInsolvenzverschleppung verantworten.