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Ballstädt bei Gotha Ballstädt bei Gotha: Bürgermeisterin hofft auf baldige Anklage gegen Rechte

17.05.2014, 08:46
Blutspuren sind am 11.02.2014 in Ballstädt (Thüringen) auf dem Parkett im Kulturzentrum zu sehen. Hier hatte eine Gruppe von vermutlich Rechtsextremisten eine Kirmesgesellschaft überfallen.
Blutspuren sind am 11.02.2014 in Ballstädt (Thüringen) auf dem Parkett im Kulturzentrum zu sehen. Hier hatte eine Gruppe von vermutlich Rechtsextremisten eine Kirmesgesellschaft überfallen. dpa Lizenz

Erfurt/Ballstädt - Rund 100 Tage nach dem rechtsextremen Überfall in Ballstädt (Kreis Gotha) hofft die Gemeinde auf eine baldige Anklage gegen die mutmaßlichen Täter. „Erst dann wird der innere Frieden zurückkehren“, sagte Bürgermeisterin Erika Reisser der Nachrichtenagentur dpa. „Das darf sich jetzt nicht Jahre hinziehen“, fügte sie hinzu. Anfang Februar hatten Rechtsextreme eine Feier des Kirmesvereins gestürmt und zehn Menschen verletzt. Die Bürgermeisterin zeigte Unverständnis darüber, dass ein 38-Jähriger Ende April aus der U-Haft entlassen wurde.

Der Mann hatte einer Sprecherin der ermittelnden Erfurter Staatsanwaltschaft zufolge umfassend ausgesagt und ein Geständnis abgelegt. Damit sei der Haftgrund Verdunkelungsgefahr entfallen. „Der wohnt ja nur drei Häuser weiter“, sagte Reisser dazu. Man kenne sich in dem Dorf und die täglichen Begegnungen „verursachen ein unruhiges Gefühl.“

Keine Informationen zum aktuellen Stand der Ermittlungen

Zum aktuellen Stand der Ermittlungen gegen die rechtsextreme Gruppe wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Raubes wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hannes Grünseisen, keine Angaben machen. Da gebe es nichts Neues, sagte er lediglich. Auch die Frage, ob bald Anklage erhoben wird, ließ er unbeantwortet.

Die Polizei ist Reisser zufolge weiterhin sehr präsent im Ort und fährt verstärkt Streife. So seien Beamte auch bei öffentlichen Veranstaltungen wie Buchlesungen, Klassikkonzerte, Filmvorführungen oder einer Hochzeit stets in der Nähe. Der Gemeindesaal, in dem seinerzeit die Kirmesgesellschaft überfallen worden war, konnte mittlerweile mit Hilfe von Spenden renoviert werden.

Ob das Haus, das Rechtsextreme im vergangenen Sommer im Ort erwarben, möglicherweise nach dem Vorbild der Gemeinde Crawinkel zurückgekauft werden kann, hält Reisser für unwahrscheinlich. „Wir prüfen, ob das ein Scheinverkauf war“, sagte sie. Ein Vorkaufsrecht für Ballstädt gebe es aber wohl nicht. Außerdem sei die Immobilie - eine alte Bäckerei in Ballstädt, das sogenannte gelbe Haus - zu teuer angeboten worden. Denkbar sei auch, dass die Besitzer „in ein anderes Dorf ziehen“. Entsprechende Gerüchte gebe es durchaus.

In Crawinkel im Kreis Gotha hatte sich ebenfalls eine rechtsextreme Hausgemeinschaft angesiedelt. Nach einem langen Rechtsstreit kaufte die Gemeinde das Haus im April aber zurück. Das Haus war unter dem Namen „Hausgemeinschaft Jonastal“ von der rechten Szene als Anlaufpunkt genutzt worden. (dpa)