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Bad Kösen Bad Kösen: Weingut Pforta trennt sich von Geschäftsführer Kloss

Von Steffen Höhne 02.12.2014, 14:14
Weißen Riesling ernten die Winzer des Landesweingutes Kloster Pforta am 30.10.2013 im Gosecker Dechantenberg in Eulau.
Weißen Riesling ernten die Winzer des Landesweingutes Kloster Pforta am 30.10.2013 im Gosecker Dechantenberg in Eulau. DPA Lizenz

Halle (Saale) - Acht Jahre lang führte Christian Kloss die Geschicke des Landesweingutes Kloster Pforta. Damit war er deutlich länger im Amt als viele seiner Vorgänger. Von 2002 bis 2006 verschliss der zweitgrößte Weinbaubetrieb Sachsen-Anhalts insgesamt vier Geschäftsführer. Nun wird auch Kloss’ Vertrag, der Ende des Jahres ausläuft, nicht verlängert. „Das Landesweingut und sein Geschäftsführer trennen sich im gegenseitigen Einvernehmen“, teilte die Landgesellschaft gestern mit.
Doch Einvernehmen gab es zwischen dem Winzer und dem Magdeburger Eigentümer kaum noch. Als Grund für die Trennung werden „gravierende Auffassungsunterschiede in Fragen der Unternehmensführung“ angegeben. Worin diese bestanden, wird offen gelassen. Der Chef der Landgesellschaft, Willy Boß, war auf Anfrage nicht zu erreichen. Kloss hätte nach eigenem Bekunden gerne weitergemacht, äußert sich aber nicht weiter. Ihm ist es gelungen, die Weine über die Landesgrenzen bekannt zu machen. Regelmäßig wurden sie bei Landes- und Bundesprämierungen auszeichnet.

Immer wieder in den roten Zahlen

Die Landgesellschaft, die das Weingut 2013 für 2,3 Millionen Euro vom Land erwarb, ist vor allem mit der wirtschaftlichen Situation alles andere als glücklich. Seit Jahren schreibt das Weingut immer wieder rote Zahlen. Kloss begründete dies mit schlechten Ernten, die auch andere Güter in der Region hart getroffen haben. Noch im Juni sprach Boß dem Weingut-Chef das Vertrauen aus. „Wir verlängern den Vertrag“, sagte er der MZ. Was führte also zum Umdenken?
Nach MZ-Informationen gab es „innerbetriebliche Störungen“. Einige Fachkräfte verließen bereits das Unternehmen. Im Sommer wurde Kloss mit Fritz Schumann ein zweiter Geschäftsführer an die Seite gestellt. Der 65-Jährige war zuvor zwölf Jahre lang Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes gewesen und wurde für den Ausbau des Weingutes geholt. Kloss hatte man diese Arbeit allein offenbar nicht zugetraut.
Nun wird Schumann, dessen Vertrag drei Jahre läuft, die Geschicke des Weingutes allein führen. „Es wird keinen zweiten Geschäftsführer geben“, sagte Schumann der MZ. Nach seinen Worten habe er etwa mit Weinbauleiterin Franziska Zobel und Kellermeister Christoph Lindner zwei hervorragende Führungskräfte. Bei der diesjährigen Lese verantwortete Schumann auch die Arbeit im Weinberg. „Allerdings hat er noch nie Wein verkauft und Marketing dafür gemacht“, gibt ein Weinexperte aus der Region zu bedenken. In den kommenden Monaten wird sich der Landesweingut-Chef auch intensiv um den Bau des neuen Kellers kümmern müssen.

Tagung am Freitag

Das Weingut liegt im südlichen Zipfel Sachsen-Anhalts bei Bad Kösen an der Saale. Die alten Fachwerkhäuser dienten bereits Mönchen im Mittelalter als Klausen. Für einen modernen Weinbaubetrieb mit 46 Hektar Rebfläche liegt das hochwassergefährdete Areal logistisch allerdings ungünstig. Daher liegen laut Schumann drei Ausbaukonzepte auf dem Tisch. Zum einen müsse das bestehende, historische Gebäudeensemble so gesichert werden, dass kein Wasser mehr eindringen kann. Da das Gut direkt an der Saale liegt, war es bei der Flut 2013 in Mitleidenschaft gezogen worden. Dort könnte der bisherige Keller weiter betrieben werden. Zum anderen könnte ein neuer Keller entstehen, der direkt in einem Weinberg eingelassen wird. Möglich wäre auch ein Zurück zu den Wurzeln mit einem Keller in Schulpforte zwischen Naumburg und Bad Kösen. Am Freitag tagen die Aufsichtsräte des Landesweingutes und der Landgesellschaft. Es wird erwartet, dass eine Variante präferiert wird. (mz)