1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Bad Frankenhausen : Bad Frankenhausen : Rettung für schiefen Turm ist greifbar

Bad Frankenhausen  Bad Frankenhausen : Rettung für schiefen Turm ist greifbar

20.11.2014, 12:09
Der schiefe Turm der Kirche «Unserer Lieben Frauen am Berge», auch Oberkirche genannt, in Bad Frankenhausen.
Der schiefe Turm der Kirche «Unserer Lieben Frauen am Berge», auch Oberkirche genannt, in Bad Frankenhausen. dpa Lizenz

Bad Frankenhausen - Die Rettung des vom Einsturz bedrohten schiefen Kirchturms von Bad Frankenhausen soll etwas mehr als eine Million Euro kosten. Das erklärten am Donnerstag Bürgermeister Matthias Strejc (SPD), Förderverein und Planungsbüro. 950 000 Euro kommen aus dem neuen Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Seit Jahren hat die Kommune nach Geldgebern und Spendern gesucht, um die Stabilisierung des rund 4,60 Meter aus dem Lot geratenen Turms der Oberkirche bezahlen zu können. Das Bauwerk ist schiefer als der Schiefe Turm von Pisa.

Die Baugenehmigung für das verfeinerte Rettungskonzept liege vor, sagte Ingenieur Josef Trabert. Frühestens im Februar, wenn auch die statische Prüfung durch sei, könne mit den Arbeiten begonnen werden.

Trabert beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren mit dem sich immer weiter neigenden 56 Meter hohen Turm. Pro Jahr bewege sich die Turmkugel 25 Millimeter weiter Richtung Nordost, sagte er. Über die Jahrhunderte hat Wasser das Gips- und Salzgestein im Untergrund langsam aufgelöst und so zu schweren Schäden an Gemäuer und Turm geführt. 2011 ist der Turm knapp dem Abriss entgangen. Die Stadt kaufte die Kirche für einen Euro von der Evangelischen Kirche. Inzwischen ist der schiefe Turm zur Touristenattraktion in der Kleinstadt am Fuße des Kyffhäusergebirges geworden.

Über die Jahre wurden verschiedene Rettungskonzepte diskutiert und verworfen. Trabert sagte, sein Vorschlag setze auf eine städtebauliche Lösung. Der Turm bleibe im Stadtbild erhalten, am Bauwerk soll jedoch die rettende Stahlkonstruktion für Besucher sichtbar sein. Das Konzept setzt auf eine „Dreibein-Lösung“. In etwa vier Meter Höhe sollen vier Stahlrohre die Lasten des Turmes aufnehmen und in zwei etwa 15 Meter entfernte Fundamente leiten. Das dritte „Bein“ sei der Turm selbst. Damit würden weitere Veränderungen im Untergrund nicht zu großen Veränderungen im Bauwerk führen. Dreiräder oder dreibeinige Tische hätten auch eine große Standfestigkeit, erklärte der Fachmann.