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Babyleiche in Hoyerswerda Babyleiche in Hoyerswerda: Angeklagte Mutter schweigt

09.01.2014, 15:06
Die Angeklagte Claudia S. sitzt am 09.01.2014 im Landgericht in Görlitz (Sachsen) neben ihrem Verteidiger Andreas Suchy und verbirgt ihr Gesicht hinter einem Pullover.
Die Angeklagte Claudia S. sitzt am 09.01.2014 im Landgericht in Görlitz (Sachsen) neben ihrem Verteidiger Andreas Suchy und verbirgt ihr Gesicht hinter einem Pullover. DPA Lizenz

Görlitz/DPA - Zwei Säuglinge soll eine heute 27-Jährige geboren und unmittelbar danach getötet haben - seit Donnerstag muss sich die Frau aus Hoyerswerda (Landkreis Bautzen) wegen Totschlags in zwei Fällen vor dem Görlitzer Landgericht verantworten. Zum Prozessauftakt schwieg sie zu den Vorwürfen. „Ich möchte mich nicht äußern“, sagte die Angeklagte. Ihr Gesicht verbarg sie unter einem roten Pullover, als sie in den Verhandlungssaal geführt wurde. Ihr wird zur Last gelegt, 2011 und 2013 jeweils einen Jungen nach der Geburt getötet zu haben, wie Oberstaatsanwältin Kerstin Nowotny sagte.

Beide Säuglinge soll die Frau heimlich in der Wohnung ihrer Eltern zur Welt gebracht haben. Nur die Leiche des zuletzt geborenen Kindes wurde allerdings gefunden. Ermittler entdeckten das tote Baby im Keller des Mehrfamilienhauses. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat die Angeklagte das Kind im Juni 2013 entbunden. Den Jungen habe sie dann in Textilien eingewickelt, unter anderem in ein Bettlaken, ein Handtuch und eine Jogginghose. Das Bündel soll sie in eine Plastiktüte gestopft und in einem Kellerschrank abgelegt haben.

Der Säugling starb laut Staatsanwaltschaft an Sauerstoffmangel und fehlender Versorgung. Nach Angaben einer Rechtsmedizinerin ließ sich nicht genau nachweisen, ob das Kind gelebt habe. „Es gibt jedoch keine Anhaltspunkte, dass das Kind außerhalb des Mutterleibes nicht lebensfähig war“, sagte die Sachverständige aus Dresden im Prozess. Mit 52 Zentimetern Länge und 35 Zentimetern Kopfumfang entsprachen die Maße des Jungen den Werten eines Neugeborenen.

Durch einen anonymen Hinweis kamen die Ermittler der Angeklagten im Juli 2013 auf die Spur, wie eine Zeugin aussagte, die beim Jugendamt in Hoyerswerda arbeitet. Eine unbekannte Anruferin habe die Behörde informiert, dass die junge Frau trotz Schwangerschaft keinerlei Geburtsvorbereitungen getroffen habe. Nachforschungen ergaben später, dass die Angeklagte weder im Krankenhaus der Stadt entbunden noch ihr Kind zur Adoption freigeben oder in einer Babyklappe in Dresden abgelegt habe. Schon im August 2011 soll die Frau laut Anklage ein Kind geboren und umgebracht haben. Dessen Leiche wurde jedoch nicht gefunden.

Die beschuldigte Mutter sitzt seit Juli 2013 in Untersuchungshaft. Äußerlich unbewegt verfolgte die dunkelhaarige Frau den Prozess. Er wird am 30. Januar fortgesetzt. Ein weiterer Verhandlungstag ist für 14. Februar geplant.