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Autobahnen in Sachsen-Anhalt Autobahnen in Sachsen-Anhalt: Tempolimit für Kleinlaster?

04.01.2015, 19:04
In diesem Kleintransporter wurden zwei Menschen verletzt, nachdem er auf einen Lastwagen aufgefahren war.
In diesem Kleintransporter wurden zwei Menschen verletzt, nachdem er auf einen Lastwagen aufgefahren war. Peter Lisker Lizenz

Halle (Saale) - Weil sich die Unfälle mit Kleintransportern auf Sachsen-Anhalts Autobahnen in letzter Zeit häuften, hat der Präsident der Landesstraßenbaubehörde, Uwe Langkammer, ein Tempolimit für diese Fahrzeugklasse vorgeschlagen.

Tempolimit könnte Raserei eindämmen

„Sie werden behandelt wie Pkw, sind aber an vielen Unfällen mit Geschwindigkeitsüberschreitung beteiligt“, sagte Langkammer auf MZ-Anfrage. Durch ein Tempolimit auf Autobahnen könne die Hemmschwelle zur Raserei für die Fahrer erhöht werden. Eine konkrete Geschwindigkeit nannte der Verkehrsexperte allerdings nicht.

Der Chef der Autobahnbaustellen im Land reagiert damit auf die immer häufigeren Unfälle in dem Bereich. „Wir machen schon so gut wie alles, was man machen kann, um Unfälle zu verhindern“, sagt Langkammer. Kilometerweit vorher werde vor Baustellen gewarnt. Auf der A 14, der Dauerbaustelle des Landes, sei in vielen Bereichen Tempo 60 vorgeschrieben. „Es gibt aber immer noch den Faktor Kraftfahrer“, sagt Langkammer. Viele halten sich einfach nicht an die Vorschriften.

Bilanz der vergangenen Wochen

Ausschnitte aus der Bilanz allein in den vergangenen Wochen: Mitte Dezember fährt ein Kleinlaster auf der A 9 im Stau auf einen LKW auf - elf Verletzte. Vier Tage vorher kollidiert ein Transporter mit einem PKW auf der A 14 bei Halle, im folgenden Stau kommt es zu weiteren Unfällen - die Autobahn ist stundenlang gesperrt. Eine Woche vorher: Ein Kleintransporter rast auf der A 9 in ein Stauende - Vollsperrung.

Die Ursache für Unfälle sieht der Verkehrspsychologe Bernhard Schlag von der TU Dresden, ebenso wie Langkammer, vor allem bei den Fahrern: „Die Geschwindigkeit ist ein Thema, das noch nicht in den Köpfen angekommen ist, obwohl es in den allermeisten Fällen die Hauptursache für Unfälle ist.“

Vor allem in den Eingangszonen vor Baustellen - und eben am Stauende - werde viel zu spät gebremst, so Schlag. In Baustellen mit enger zweispuriger Fahrbahn „ist es oft die klügste Entscheidung, nicht mehr zu überholen. Viele machen es trotzdem, weil sie es eilig haben.“

Einspuriger Abschnitt ist sichere Lösung

Ob Langkammers Vorschlag mit einem Tempolimit für Kleintransporter Erfolgsaussichten hat, ist - da es Bundesrecht betrifft - derzeit völlig offen. Verkehrspsychologe Schlag geht auf der Suche nach möglichen Lösungen einen Schritt weiter: Einspurige Abschnitte wären laut des Verkehrspsychologen eine sichere Lösung - die Uwe Langkammer aber nur im absoluten Ausnahmefall anstrebt.

„Sonst haben wir die Staus vorprogrammiert.“ Die Durchlässigkeit sei dann gemindert. „Wenn sich bei Tempo 60 auf zwei Spuren alle ans Limit halten, haben wir die beste Relation zwischen Durchlässigkeit des Verkehrs und Sicherheitsaspekten“, meint Langkammer.

Rüttelstreifen sind wirksam

Bernhard Schlag macht sogar noch einen Vorschlag: „Es ist möglich, Autofahrer in die Langsamkeit quasi hineinzuzwingen.“ Mittels sogenannter Rüttelstreifen auf der Fahrbahn werde das Zu-schnell-fahren wesentlich unangenehmer: „Erwiesenermaßen wirkt das.“ Im Land soll laut Langkammer 2015 so ein Rüttelstreifen im Tunnel an der Rappbodetalsperre im Harz erprobt werden.

Für Autobahnbaustellen seien diese Vorrichtungen jedoch ungeeignet. „Sie müssten, um effektiv zu sein, auf der ganzen Länge aufgebracht werden. Das geht nicht“, so Langkammer. (mz)