Autobahnen in Sachsen-Anhalt Autobahnen in Sachsen-Anhalt: Planenschlitzer schlagen immer öfter zu

Halle (Saale) - Die Täter kommen im Schutz der Dunkelheit, auf der Suche nach Beute schlitzen sie die Planen auf Autobahnparkplätzen abgestellter Lastwagen auf: Spediteure werden in Sachsen-Anhalt immer häufiger Opfer dreister Überfälle. Im Süden des Landes schlugen die Planenschlitzer nach Polizeiangaben allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres bereits 216 mal entlang der Autobahnen zu; in zehn Fällen wurde die Ladung ausgeräumt. Im gesamten vergangenen Jahr waren es im Landessüden 16 derartige Diebstähle bei 291 Beschädigungen. „Gerade auf den Transitstrecken hat die Zahl der Fälle enorm zugenommen“, sagte Matthias Schollmeyer, Geschäftsführer beim Landesverband des Verkehrsgewerbes, der MZ.
Organisierte Banden aus Osteuropa
Hinter den Diebstählen stecken nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes (LKA) und der Polizei gut organisierte Banden aus Osteuropa, vor allem aus Polen. Sie gingen arbeitsteilig vor, sagte LKA-Sprecher Andreas von Koß: Eine Gruppe spähe die Lastwagen aus, indem sie die Planen schlitze und nach potenzieller Beute schaue. Eine andere Gruppe räume die Fahrzeuge dann leer. Schwerpunkt im Land sei die A 38, gefolgt von der A 9 und der A 14.
Erwischt werden die Täter bislang selten. Doch Ende vergangenen Jahres konnten Ermittler aus Sachsen-Anhalt und Sachsen eine Bande ausheben. Seit Donnerstag müssen sich die fünf Männer aus Polen vor dem Landgericht Magdeburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, im November und Dezember vorigen Jahres in neun Fällen auf Parkplätzen an der A 14 Lastwagen beschädigt und ausgeräumt zu haben. Viel Beute machten sie allerdings nicht - zwei Paletten Schuhe, einige Kartons mit Feuchttüchern und Mehrfachsteckdosen.
Dennoch seien solche Diebstähle „ungeheuer lukrativ“, wie LKA-Sprecher Voß sagte: „Am Ende macht es die Masse.“ Gestohlen werde praktisch alles, von Windeln über Schuhe bis hin zu Unterhaltungs-Elektronik und Waschmaschinen. Nach den Erkenntnissen der Ermittler werden die Waren in Osteuropa weiterverkauft.
Speditionsgewerbe fordert mehr Sicherheit
Das Speditionsgewerbe fordert nun mehr mit Zäunen und Videokameras gesicherte Parkplätze. Nach Angaben des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung gibt es bundesweit allerdings erst zwei derartige Plätze - in Uhrsleben an der A 2 nahe Magdeburg sowie im bayerischen Wörnitz. Das Interesse der Spediteure an solchen Angeboten halte sich in Grenzen, sagte Branchen-Vertreter Schollmeyer. Als Grund dafür sieht er die Parkgebühren. Auf dem Rasthof Uhrsleben etwa liegt der Tagespreis bei 30 Euro. „Das ist nicht viel im Vergleich zu den Werten gestohlener Waren“, so Schollmeyer.
Allerdings seien die Margen im Transportgeschäft gering. Viele Unternehmen betätigten sich als als Subunternehmer und müssten Kosten senken. Rasthof-Inhaber Rüdiger Thormeier ist mit der Auslastung seiner Anlage dennoch zufrieden. Im Schnitt seien täglich 40 der 57 Plätze belegt. (mz)