Autobahnen Autobahnen: Es regnet Staus
MAGDEBURG/MZ. - Die Autobahn A 14 in Sachsen-Anhalt gleicht einer einzigen Baustelle, kilometerlange Staus sind an der Tagesordnung. Über Sinn und Unsinn der zahlreichen Baustellen und das daraus resultierende Chaos sprach MZ-Redakteur Hendrik Kranert-Rydzy mit Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU).
Herr Daehre, fahren Sie selber noch auf der A 14?
Daehre: Ja, dienstlich wie privat. Weil meine Enkeltochter in Halle studiert und wir sie dort regelmäßig besuchen.
Macht es angesichts der Baustellen noch Spaß?
Daehre: Ich freue mich immer noch, auf der A 14 zu fahren - trotz Baustellen. Weil ich noch in Erinnerung habe, wie wir uns vor dem Bau der Autobahn durch Bernburg gequält haben.
Momentan quälen wir uns wieder durch Bernburg, weil die A 14 ständig zu ist.
Daehre: Ich weiß, dass die Behinderungen alles andere als erfreulich sind. Aber wir müssen uns an bestimmte Zeitabläufe halten, in denen die Autobahnen nur instand gesetzt werden können. Natürlich ist das ärgerlich, ob nun an der A 2 oder an der A 14. Allerdings haben wir in Sachsen-Anhalt auch nur drei Autobahnen, da fallen Baustellen und Staus besonders auf. In Nordrhein-Westfalen redet da keiner drüber, da laufen im Verkehrsfunk aufgrund der Vielzahl der Staus und Behinderungen nur die ab einer bestimmten Länge.
Die Leute treibt ja nicht nur um, dass es eine Baustelle gibt, sondern dort oftmals nicht gearbeitet wird.
Daehre: Bei der Erneuerung der Dehnungsfugen, beim Aufbringen der Oberflächenversiegelung und den meisten anderen Arbeiten braucht man neben bestimmten Temperaturen auch absolut trockenes Wetter. Wenn es regnet, kann nicht gearbeitet werden. Deshalb werden wir künftig an allen Baustellen Info-Tafeln aufstellen. Wenn man weiß, warum keine Heerscharen von Arbeitern zu sehen sind, lässt sich der Ärger über unvermeidliche Behinderungen sicher leichter verkraften.
Dennoch: Warum wird an Baustellen, wo es möglich ist, nicht auch länger als acht Stunden gearbeitet?
Daehre: Der Eindruck täuscht. Tatsache ist, dass auf 75 Prozent aller Baustellen auf unseren Autobahnen mit verlängerten Arbeitszeiten gearbeitet wird. Entweder im Drei-Schicht-System oder in verlängerter Tagschicht bis zum Einbruch der Dunkelheit. Dies ist aber aus technologischen Gründen nicht bei allen Baustellen möglich. Dass wir da in Sachsen-Anhalt nicht so schlecht sein können, sieht man daran, dass ich vom Bundesverkehrsministerium in eine Arbeitsgruppe berufen wurde, um dort unsere Erfahrungen im Baustellenmanagement einzubringen.
Stichwort Management: Auf der A 14 fährt man von einer Baustelle in die nächste. Lässt sich das nicht besser planen?
Daehre: Das ist der Tatsache geschuldet, dass man Bauarbeiten an den Autobahnen nur zu bestimmten Zeiträumen machen kann. Wir haben ein relativ enges Fenster: Bestimmte Arbeiten kann ich nur im Sommer machen, und da haben wir leider Gottes auch Ferien. Und sehen wir uns die derzeitige Witterung an: Regen lässt sich leider nie ganz ausschließen.
Die Autobahnen, über die wir reden, sind doch aber relativ neu. Wird beim Bau zu viel gepfuscht?
Daehre: Was die Qualität der Autobahnen angeht, fallen wir nicht aus dem bundesdeutschen Rahmen. Zudem wurden die ersten Abschnitte der A 14 bereits 1998 in Betrieb genommen, der Rest ist seit 2000 unter Verkehr - also nicht erst seit gestern, wie manche meinen. Hinzu kommt, dass wir inzwischen eine Belastung der Autobahnen haben, die nicht mehr mit der vor 15 Jahren vergleichbar ist. Gerade auf der A 14 liegt der Schwerlastverkehr deutlich höher als im bundesweiten Durchschnitt. Der liegt bei 15 Prozent, auf der A 14 sind es in Spitzenzeiten bis zu 22 Prozent. Diese enorme Belastung führt auch schneller zu Schäden - etwa an den Fugen. Hier können wir mit dem Auswechseln nicht warten, sonst wird es später teurer.
Die Lkw verstopfen die A 14, einen Ausbau lehnen Sie aber ab...
Daehre: Ich hätte gegen eine sechsspurige A 14 nichts einzuwenden, aber diese ist erst zu 70 Prozent ausgelastet. Über einen Ausbau wird bundesweit nur diskutiert, wenn es eine 140-prozentige Auslastung gibt. Richtig ist, dass wir Spitzenzeiten mit besonders hoher Verkehrsdichte haben...
...denen Sie mit Verkehrsleitsystemen begegnen wollen, aber nur von Magdeburg bis Schönebeck.
Daehre: Das ist ein erster Schritt, der Probebetrieb soll zum Jahresende hin starten. Damit sind wir aber noch nicht am Ende. Ich will, dass das Verkehrsleitsystem bis Halle fortgeführt wird. Dazu brauchen wir aber Geld vom Bund, allein der Abschnitt A 2 - Schönebeck kostet 3,9 Millionen Euro. Ich werde noch 2010 mit dem Bund über den nächsten Abschnitt verhandeln. Wenn es nach mir geht, kann 2011 weitergebaut werden.