Auswirkungen der Abgasaffäre auf Sachsen-Anhalt Auswirkungen der Abgasaffäre auf Sachsen-Anhalt: VW-Händler trotzen dem Skandal

Halle (Saale) - Volkswagenhändler und Kunden in Sachsen-Anhalt zeigen sich trotz des Abgasskandals und hoher Verluste des Konzern durch erforderliche Rückstellungen weitestgehend unbeeindruckt. Einbrüche beim Autoverkauf und massive Beschwerden sind bisher offenbar ausgeblieben. „Die Kunden halten Volkswagen weiter die Treue“, sagte Kerstin Faust, Geschäftsführerin des Autohauses Wittenberg, gestern der MZ. Im Verkauf habe sich der Abgasskandal bislang „nicht niedergeschlagen“.
Volkswagen selber brockte der Abgasskandal indes den ersten Quartalsverlust seit mehr als 20 Jahren ein. Hauptgrund für das Minus von 1,7 Milliarden Euro sind dabei Rückstellungen von 6,7 Milliarden Euro. Seinen Umsatz konnte der Autobauer aber auf 51,5 Milliarden Euro steigern, ein Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. „Die Zahlen zeigen einerseits die starke Substanz des Volkswagen-Konzerns, andererseits treten erste Auswirkungen der derzeitigen Situation klar zutage“, sagte Konzernchef Matthias Müller. „Wir werden alles daran setzen, verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen.“
Dass die Kunden das Vertrauen in die Marke Volkswagen verloren hätten, kann Thomas Rudolph indes bisher nicht bestätigen. „Auch wir hatten bisher keine Einbußen beim Absatz“, sagte der Geschäftsführer des Autohauses Rudolph mit drei Standorten in Merseburg, Leuna (Saalekreis) und Freyburg (Burgenlandkreis). Zwar würden einige Kunden das Thema der manipulierten Abgaswerte bei normalen Serviceterminen ansprechen, mehr aber auch nicht. „Wir hatten bisher nur drei schriftliche Anfragen, in denen Kunden Ansprüche geltend machen wollten“, sagte Rudolph, „das hat mich selber überrascht“. Grundsätzlich gehe es nun darum, bei einigen Modellen ab Januar eine aktualisierte Software zu installieren. Bei anderen Modellen müssten dagegen ganze Bauteile ausgetauscht werden. „Das passiert jedoch vermutlich erst ab September 2016.“
Deutschlandweit müssen ab Januar 2,4 Millionen Diesel-Pkw in die Werkstätten. Personell könne er sich flexibel auf den Rückruf einstellen, sagt ein hallescher Händler - im Zweifel würden im Frühjahr mehr Lehrlinge übernommen. Zudem seien die Monate Januar bis März eher ruhig, also Werkstattkapazitäten vorhanden. Im Detail gelte es aber noch abzuwarten, wie die Lösungen von Volkswagen aussehen. Ob die schlechte Bilanz des Konzerns sich irgendwann auf die Händler auswirke, sei „Kaffeesatzleserei“.
Die Mitgliedstaaten der EU haben derweil beschlossen, die Abgaswerte künftig nicht mehr im Labor, sondern unter realen Bedingungen auf der Straße zu messen. Dazu sollen ab 2017 neue Grenzwerte gelten. Im September dieses Jahres hatte der VW-Konzern eingestanden, bei Abgas-Tests auf dem Prüfstand mit Hilfe einer Software die Ergebnisse für Dieselmotoren manipuliert zu haben. (mz)