Asylbewerber in Sachsen-Anhalt Asylbewerber in Sachsen-Anhalt: Helfer haben viele Möglichkeiten

Halle (Saale) - Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Deutschland, und immer mehr Menschen wollen ihnen helfen. Viele wissen aber nicht, wo und wie. Die MZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Ich möchte mich für Flüchtlinge engagieren. Wohin kann ich mich wenden?
Erste Anlaufstelle für Helfer sind die großen Wohlfahrtsverbände und die Landratsämter. Auch der Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt vermittelt Kontakte, ebenso örtliche Willkommensinitiativen und Migranten-Beratungsstellen. In einigen Orten werden die unterschiedlichen Hilfsangebote zentral koordiniert, etwa in Halle. Bei der Diakonie Mitteldeutschland kann man sich online als Helfer registrieren lassen; die Diakonie vermittelt dann Kontakte zu diakonischen Einrichtungen vor Ort, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Das Integrationsportal des Landes listet etliche lokale und regionale Ansprechpartner auf.
Koordinierungsstelle Halle: 0345/200 2810, www.fluechtlingsrat-lsa.de, www.diakonie-mitteldeutschland.de, www.integriert-in-sachsen-anhalt.de
Welche Möglichkeiten der Hilfe gibt es?
Sehr viele. Wer helfen möchte, sich aber selbst nicht groß engagieren kann, kann Geld, Kleidung oder Spielzeug spenden. Darüber hinaus reicht die Palette von der Begleitung zu Ärzten und Ämtern über Spielnachmittage mit Kindern bis hin zu Hausaufgabenhilfe oder gemeinsamen Ausflügen. „Alles, was Begegnung verschafft, ist gut“, sagt Christine Bölian vom Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt. Viele Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften seien froh, diese für ein paar Stunden verlassen zu können.
Viele Flüchtlinge wünschen sich außerdem einen Internetzugang in ihrer Unterkunft. „Das ist wichtig, damit sie sich über die Lage in ihren Heimatländern informieren und Kontakt zu ihren Familien halten können“, sagt Bölian. Die „Freifunk“-Initiative, die sich für freie Internet-Netzwerke einsetzt, will in Heimen kostenlose Zugänge installieren. Dafür würden Nachbarn von Unterkünften gesucht, die bereit seien, ihren privaten oder geschäftlichen Internet-Anschluss zu teilen, sagt Freifunk-Sprecher Michael Vorsprach. Dazu müsse lediglich ein zusätzlicher WLAN-Router installiert werden. Wer solche Infrastruktur bereitstelle, müsse bei Missbrauch, etwa illegalem Herunterladen, nicht haften, so Vorsprach.
Kontakt zur Freifunk-Initiative: [email protected]
Worauf sollten ehrenamtliche Helfer achten?
„Man sollte sich vorher überlegen, welche Ressourcen man hat, vor allem zeitlich“, empfiehlt Christine Bölian vom Flüchtlingsrat. Zudem sollten Helfer offen sein dafür, was die Flüchtlinge wirklich benötigen - und sich nicht beleidigt zurückziehen, wenn das eigene Angebot zur Hilfe nicht auf Resonanz stößt. Sicher gibt es Alternativen, sich einzubringen. Auf Grenzen trifft freiwilliges Engagement, wenn es um rechtliche Fragen geht, etwa zum Asylverfahren oder zu finanziellen Leistungen. Flüchtlinge zu Behörden zu begleiten, sei gut, sagt Bölian. An ihrer Stelle mit den Ämtern zu kommunizieren, etwa Briefe zu übersetzen und zu schreiben, davon rät sie ab. Die rechtlichen Fragen seien so kompliziert, dass es dafür entsprechendes Fachwissen brauche. Listen von Beratungsstellen und Anwälten finden Interessenten im Landesintegrationsportal.
Falls mal etwas passiert: Wie sind Helfer versichert?
Nur im Rahmen ihrer üblichen privaten Haftpflicht- und/oder Unfallversicherung. Gesonderte Regelungen gibt es laut Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt nicht.
Welche Sachspenden benötigen Flüchtlinge?
Das ist höchst unterschiedlich, deshalb können nur Beispiele genannt werden. Für die Zentrale Aufnahmestelle in Halberstadt etwa sammelt die Caritas Hygieneartikel wie Zahnbürsten, Duschgel oder Waschlappen, Windeln und Spielgerät, etwa Bälle, Stifte oder Malbücher. Die Diakonie nimmt Kleiderspenden entgegen. Benötigt würden derzeit vor allem Männerbekleidung bis Größe L, Kindersachen sowie Schuhe, sagt Migrationsberater Christopher Bänecke. In Halle nehmen verschiedene Vereine und Initiativen Sachspenden entgegen. Eine genaue Liste gibt es bei der Freiwilligen-Agentur. In Dessau öffnet die Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis mit lokalen Partnern in der kommenden Woche eine zentrale Spenden-Annahmestelle. Benötigt werde vor allem Kinderbekleidung, sagt Stiftungssprecher Karsten Noack. Für alle Spenden gilt: Sie müssen sauber und gut in Schuss sein. „Man sollte nur das weggeben, was man selber nehmen würde“, rät Cathleen Brand, Leiterin der Caritas im Harzkreis.
Caritas: 03941/26098, Diakonie: 03941/696 314, Annahmestelle
Dessau: 0340/661 27 23, www.freiwilligen-agentur.de
Worauf man achten muss, wenn man Flüchtlinge in seiner Wohnung aufnehmen will, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Ich möchte Flüchtlinge in meiner Wohnung aufnehmen? Worauf muss ich achten?
Grundsätzlich ist das möglich, allerdings müssen die Behörden, in der Regel das Sozialamt, zustimmen. Dabei spielt der rechtliche Status der betreffenden Menschen eine wichtige Rolle. Die Hilfsorganisation „Pro Asyl“ gibt zu bedenken, dass Kriegsflüchtlinge möglicherweise traumatisiert sind und warnt vor „überhöhten Erwartungen“ an ein gemeinsames Wohnen. Online bietet „Pro Asyl“ einen kleinen Leitfaden an.
Mehr Informationen: www.proasyl.de
Was müssen Unternehmer wissen, die Flüchtlingen Jobs anbieten wollen?
Auch hier gilt: Der Status ist entscheidend. Wessen Asylverfahren noch läuft oder wer nur geduldet ist, darf erst nach drei Monaten arbeiten - und das auch nur, wenn die Stelle nicht von einem Deutschen, einem anderen EU-Bürger oder einem Migranten mit Aufenthaltserlaubnis besetzt werden kann. In der Regel entfällt diese Vorrangprüfung erst nach 15 Monaten Aufenthalt in Deutschland.
Wo und wie helfen?
Auf www.mz-web.de/hilfe gibt es eine Interaktive Karte.

