Ärzteverband zieht um Ärzteverband zieht um: Köthen wird Homöopathie-Welthauptstadt
Köthen/MZ. - Das Ereignis lässt Menschen in 70 Ländern aufhorchen, von Argentinien bis Venezuela. Köthen, beschauliches Städtchen im Herzen von Anhalt, wird zur Welthauptstadt der Homöopathie. Der homöopathische Weltärzteverband verlegt im März seinen Sitz von Genf nach Köthen im Kreis Anhalt-Bitterfeld. Der Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis (LMHI) gehören weltweit etwa 6 000 Mitglieder an. Zum Festakt am 16. März wird der Präsident der Homöopathie-Liga, José Matuk Kanan aus Mexiko, mit weiteren Vertretern in Köthen erwartet.
Die neue Adresse befindet sich unweit vom ehemaligen Kloster der Barmherzigen Brüder, in dem zwei weitere homöopathische Institutionen von Rang ihren Sitz haben: die Europäische Bibliothek für Homöopathie und die Stiftung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, die sich Wissenschaft und Forschung widmet.
Dass Köthen so eng mit der Homöopathie verbunden ist, verdankt die Stadt Samuel Hahnemann, der sich 1821 als praktischer Arzt in der Wallstraße im Stadtzentrum niederließ und dort 14 Jahre lebte. Als Ärztekollegen noch auf Aderlass und Brechkuren setzten, entwickelte er die Homöopathie, jene sanfte Methode, die Gleiches mit Gleichem heilt, wie der aus dem Griechischen abgeleitete Name sagt: homoios (ähnlich) und pathos (Leiden). In Fachkreisen sind die Homöopathie und ihre Wirksamkeit aber bis heute umstritten.
Der in Meißen geborene Hahnemann, der in Leipzig studierte und an der dortigen Uni lehrte, traf in Köthen auf einen Fürsten, der der Wissenschaft offen gegenüber stand. In Leipzig hatte man Hahnemann zuvor gerichtlich untersagt, selbst homöopathische Medikamente herzustellen.
Die Delegierten der weltweiten Homöopathie-Liga entschieden im September 2012 in Japan, den Sitz ihrer Organisation nach Köthen zu verlegen. Die Stadt konkurrierte dabei mit Brüssel, Berlin und Leipzig. Genf hatten die Mediziner seinerzeit als Sitz ihres Verbandes wegen der Nähe zu zahlreichen internationalen Organisationen gewählt. "Wir wollen zurück zu unseren Wurzeln, dafür habe ich mich stark gemacht", so Ulrich Fischer, früherer Präsident der Homöopathie-Liga und Arzt in Freiburg.
Die Liga kooperiert seit Anfang 2009 mit dem Zentralverein homöopathischer Ärzte im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Mitte 2010 wurde das Sekretariat in Berlin eröffnet und die zentrale Mitgliederverwaltung dorthin verlegt. Köthen soll den Weltverband nun offiziell repräsentieren und stärker in die internationalen Aktivitäten einbezogen werden. Das könnte bereits 2017 der Fall sein, wenn der Homöopathische Weltärztekongress in Leipzig tagt.