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Archäologie Archäologie: Bronzesucht und Kuchendüfte im Landesmuseum

Von Ernst Krziwanie 25.03.2005, 19:05

Halle/MZ. - Damit hat niemand gerechnet. Ein feiner verlockender Duft schwebt zwischen Mond- und Sonnenbarke. Und für einen Moment lenkt er ab von der Anziehungskraft des Glanzes von Himmelsscheibe und Sonnenwagen. "Gibt's hier eine süße Zugabe?" - flüstert ein junger Mann in die Runde seiner Bremer Reisegruppe, die gerade ihren Rundgang durch das Landesmuseum begonnen hat.

Frisch aus dem Ofen

Wäre Backfrau Regina Reuter in der Nähe, könnte sie für Aufklärung sorgen. Seit Eröffnung der Landesschau "Der geschmiedete Himmel" schiebt sie Tag für Tag "so zehn bis zwölf Bleche" in den Backofen des Museumscafés. Das wurde im Oktober mit der Bronzeschau eröffnet und bietet seitdem Besuchern Gelegenheit, sich nach gestillter Bronzesucht auch noch dem Genuss von Apfel-, Walnuss- oder Heidelbeerkuchen hinzugeben. "Alle Sorten sind handgemacht", betont die Hallenserin, deren Leckereien weggehen wie warme Semmeln, oder wie die Eintrittskarten zum Bestaunen der 3 600 Jahre alten "Himmelsscheibe von Nebra" und der anderen 1 600 Exponate.

Mehr als 165 000 Archäologieinteressierte hat die einzigartige Exposition bisher in ihren Bann gezogen. "Den weitesten Weg legten Besucher aus Argentinien und Japan zurück", erzählt Monika Bode. Sie leitet den Bereich Museumspädagogik, kennt die Anmeldungen und lenkt den Einsatz der 15 Besucherbetreuer. 150 Bewerber gab es, auch Elisabeth Pawlak hatte sich beworben. Fachwissen war bei der Archäologiestudentin gegeben, auch Fremdsprachenkenntnisse. Sie zeigte sich redegewandt beim Kameratest und bei Probeführungen. Nun führt sie durch die Bronzeschau und lässt ihre Magisterarbeit vorerst ruhen. "Eigentlich wollte ich mir nur was dazu verdienen", sagt sie, "doch nun überlege ich, ob Museumsarbeit nicht reizvoller ist, als das Ausgraben archäologischer Funde". Doch das bleibe offen, bis sich die Türen der bis zum 22. Mai verlängerten Schau schließen.

Bis dahin wird Museumspädagogin Bode wohl noch zwei weitere Gästebücher archivieren können. Das dritte ist fast gefüllt, und auf jeder der dicht beschriebenen und sogar illustrierten Seiten dominiert, was schon am ersten Ausstellungstag die "Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie" notiert hat: "Großartige Ausstellung. Halle ist auf jeden Fall eine längere Reise wert."

Eine Erkenntnis, die die Museumsmitarbeiter fast täglich hören. "Zunächst kommen die Besucher ja wegen der Ausstellung", erzählt Monika Bode. "Doch nicht wenige entscheiden sich kurzfristig, auch noch unsere Stadt kennen zu lernen und bitten um Tipps." Sie empfehle dann "Sonne, Mond und Sterne". Unter diesem Titel bieten acht Hotels aus der Region Übernachtungsangebote rund um die Landesausstellung an. Inklusive sind Führungen durch die Altstadt, Abstecher zum Goethe-Theater in Bad Lauchstädt, Menüs mit sachsen-anhaltischen Spezialitäten oder Candle-Light-Dinner á la Himmelsscheibe. "Nicht zu vergessen", so Bode, "die Tipps zu den 20 Museen von Händel bis Halloren."

Lothar Meyer-Mertel weiß diese Kooperation wohl zu schätzen. "Die Himmelsscheibe ist ein Segen für die Stadt, für Gastronomie und Tourismus", betont der Geschäftsführer des Stadtmarketing Halle. Statistiken unterstreichen es. Hinter dem Harz als beliebtestem Reiseziel in Sachsen-Anhalt nimmt die Region Halle-Saale-Unstrut mittlerweile den zweiten Platz in der Gästegunst und bei Übernachtungen ein. Und Meyer-Mertel hofft, dass dieser Trend noch lange anhält.

Ostergang ins Museum

Zumindest für die Osterfeiertage, die vor allem Einzelbesuchern vorbehalten bleiben, wird es so sein, kann Monika Bode versichern. Denn noch gehen unvermindert Voranmeldungen ein. Spitzenreiter seien dabei die Niedersachsen: "Vor allem aus Braunschweig und Wolfsburg scheinen bald alle Bewohner bei uns gewesen zu sein."

Über Ostern ist die Ausstellung Samstag, Sonntag und Montag von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen:

www.archlsa.de