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Archäologie Archäologie: Biografie der Steinzeitmenschen von Eulau «steckt» in Zähnen

17.01.2006, 20:01
Einen herausnehmbaren Zahn aus einem «Grab von Eulau» (Burgenlandkreis) sucht der Anthropologe Christian Meyer (Universität Mainz) am Dienstag (17.01.2006) im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale). (Foto: dpa)
Einen herausnehmbaren Zahn aus einem «Grab von Eulau» (Burgenlandkreis) sucht der Anthropologe Christian Meyer (Universität Mainz) am Dienstag (17.01.2006) im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale). (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Halle/Mainz/dpa. - Nach dem spektakulären Fund der Familiengräber von 4400 Jahre alten Steinzeitmenschen in Eulau(Burgenlandkreis) wollen Experten anhand der Zähne deren Lebensweg nachvollziehen. «Die Biografie steckt komplett in den Zähnen», sagteder Wissenschaftler Kurt W. Alt aus Mainz in einem dpa-Gespräch. Sohätten entgegen bisherigen archäologischen Funden tief im Zahnschmelzwinzige Teilchen, die Strontiumisotope, die Jahrtausende überdauert.

«Anhand der speziellen Konzentration dieser Elementarteilchen,können wir heute mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden genau sagen,ob diese Menschen in Eulau sesshaft waren oder dort nur ihren Lager-oder Begräbnisplatz hatten», sagte der Leiter der ArbeitsgruppePrähistorische Anthropologie und Molekulare Archäologie an derUniversität Mainz. Dazu vergleicht das internationale Expertenteam umAlt unter anderem weltweit erfasste Daten von archäologischen Fundenaus der Steinzeit. Dabei werde auch analysiert, wovon sich dieMenschen ernährt haben und wo die Nahrung wie beispielsweise Pflanzenregional vorkam. Mit ersten Ergebnissen werde im Herbst dieses Jahresgerechnet.

Forscher aus Mainz, der Universität Bristol (England) und demLandesmuseum für Vorgeschichte in Halle untersuchen derzeit vierFamiliengräber mit insgesamt 14 Skeletten von Männern, Frauen undKindern, die im Sommer 2005 in Eulau entdeckt wurden. «Unter sterilenLaborbedingungen wurde aus jedem Schädel der Eulau-Menschen einBackenzahn gezogen», sagte Alt. Die Verteilung der Strontiumisotopeim Zahnmaterial wird in einem Speziallabor in Bristol (England)untersucht. «Die Strontiumisotopie ist derzeit weltweit eines dermodernsten Analysemethoden in der Archäologie und die Eulau-Gräberwurden perfekt unter sterilen Bedingungen geborgen», erklärte derArchäologie-Professor.

Die internationale Forschergruppe untersucht aus den Knochender Toten auch die DNA. «Es geht um das genaue Geschlecht, dieVerwandtschaft sowie die Herkunft, das heißt, ob diese Gruppe aus demOsten zu uns kam», sagte Alt. Mit den prähistorischen Gräbern vonEulau ist ein seltener kompletter steinzeitlicher Familienfriedhof inForm eines Grabgarten-Systems entdeckt worden. Bislang kannten dieArchäologen aus dieser so genannten «Schnurkeramischen Epoche»hauptsächlich nur Einzelbestattungen. Die Schnurkeramiker verziertenihre gesamten Gefäße mit dem Abdruck einer Schnur. Sie bestattetenihre Toten nach einem einheitlichen Grabritus mit angezogenen Beinenund in der Himmelsrichtung Ost-West.