Arbeitssuche Arbeitssuche: Die Lust auf Arbeit lebt weiter
Halle/MZ. - Iris Bereuther aus dem halleschen Stadtteil Tornau ist gut ausgebildet, erfahren, flexibel, belastbar. Eigenschaften, nach denen Unternehmer in Stellenangeboten fahnden. Doch der arbeitslosen Sekretärin fehlt, so schildert sie, der Jugendbonus. "Mit 47 Jahren bin ich auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt", sagt die Sekretärin. Seit eineinhalb Jahren sucht sie eine Arbeitsstelle. Mittlerweile hält ein dicker Ringordner die Bewerbungs-, Einladungs- und Absageschreiben zusammen.
An ihre Bewerbungsgespräche kann Bereuther sich exakt erinnern. Mehrfach hätten Personalchefs ihre Unterlagen und Qualitäten gelobt - den Job bekommen hätten schließlich jüngere Bewerber. "Berufserfahrung zählt nicht mehr", sagt die Sekretärin. Dabei würde sie gern beweisen, was sie kann. "Mit 47 Jahren will ich mich doch nicht zur Ruhe setzen."
Nach ihrem Realschulabschluss lernte Iris Bereuther ab 1973 den Beruf der Facharbeiterin für Schreibtechnik in der Maschinenfabrik Halle und blieb dem Betrieb als Sekretärin bis 1979 treu. Nach ihrem Umzug von Halle-Peißen nach Tornau übernahm sie im Volkseigenen Gut "Obstproduktion Tornau" die Stelle der Sekretärin des Direktors. In der Chefetage gefiel es ihr. "Man muss praktisch Bindeglied zwischen Chef und Belegschaft sein", erzählt sie aus jenen Jahren.
Als das Volksgut nach der Wende von der Treuhand weitergeführt wurde, fand sich 1993 mit einem Floristengroßhandel ein Käufer. Bereuther wurde übernommen und war optimistisch. Allerdings sollte die Firma ihren Geschäftsbereich bald nach Niemegk in Brandenburg verlagern. Fortan musste die Sekretärin täglich pendeln und hatte - wie sie sagt - kaum noch Zeit für ihre kleine Tochter. "Tanja war im Vorschulalter", begründet Iris Bereuther ihre Entscheidung, nach einiger Zeit das Unternehmen zu verlassen.
Nach einer befristeten Tätigkeit als Bürokraft bei einer Immobilien-Projektgruppe fand die 47-Jährige 1995 eine Stelle bei einer anderen halleschen Firma. Die Arbeit als Sekretärin des Vertriebsleiters lief jedoch im Dezember 2002 aus. Seitdem hält Iris Bereuther nach einem neuen Arbeitsplatz Ausschau.
Privat hat sie den Platz aber nie verlassen. Täglich arbeitet sie - "um ja nichts zu vergessen" - am Computer und lernt. Neben Fortbildungen zur Managementassistentin und im Personalmanagement mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft hat sie jüngst zusätzlich einen Sprachkurs für Geschäftsenglisch belegt.
"Nun gibt es Arbeitgeber, die meinten, dass ich überqualifiziert bin", erklärt Bereuther. Dabei sei ihr doch völlig gleich, in welchem Bereich sie als Sekretärin einsteigen könnte. Auch größere Entfernungen zum Einsatzort wären akzeptabel: "Hauptsache wieder Arbeit."
Wer den hier vorgestellten Arbeitslosen eine Stelle anbieten kann, sollte sich an die Bundesagentur für Arbeit, Frau-von-Selmnitz- Straße 6, 06110 Halle, wenden. Ansprechpartnerin ist: Bianka Kleschtschow (0345 / 1332-478). [email protected]