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Arbeiten im Ausland Arbeiten im Ausland: Erfolg bei der Stellensuche in England

Von Toralf Grau 23.02.2004, 19:30

Halle/MZ. - Anja Richter bewarb sich in Deutschland auf 30 Stellen, ohne Erfolg. Die 26-jährige Sozialarbeiterin geht nun nach Großbritannien. In der Nähe von London hat sie einen Arbeitsplatz gefunden. Richter ist eine von vielen jungen Frauen aus Sachsen-Anhalt, die erstmal anderswo ihr Glück suchen - Rückkehr nicht ausgeschlossen. Was jetzt noch fehlt? "Koffer packen - und dann kann es losgehen", sagt Anja Richter. Noch sitzt die 26-Jährige mit der verstrubbelten blonden Frisur zu Hause in Halle auf dem Sofa. Doch das Fernweh hat die junge Sozialarbeiterin schon längst gepackt. Anfang März wird sie nach England fahren. Eine neue Arbeit wartet dort auf sie - und das Abenteuer Ausland. Anja Richter hat dabei durchaus schon Erfahrungen mit dem Leben in fremden Gefilden. Nach ihrem Sozialpädagogik-Studium in Cottbus hatte die gebürtige Lausitzerin bereits für anderthalb Jahre außerhalb Deutschlands gearbeitet. In England, in der Grafschaft Hampshire, pflegte sie Behinderte. "Erst ein halbes Jahr im Freiwilligendienst. Danach habe ich gleich noch eine Zeit in einer anderen Behinderteneinrichtung drangehangen" erzählt sie. Schließlich entschloss sich Anja doch, nach Deutschland zurückzukehren. Nach Halle, wo ihr Freund Erziehungswissenschaften studiert. "Ich wollte mit ihm zusammenleben und hier arbeiten." Die gemeinsame Wohnung war schnell gefunden. Ungeahnte Schwierigkeiten türmten sich nur, als es galt, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. An die 30 Bewerbungen hat Anja seit September 2003 geschrieben. Auf die meisten kamen Absagen, auf einige auch gar keine Antwort. Sozialarbeiter seien im Moment kaum gefragt, hieß es immer wieder. Ganz anders in England: An Stellenangeboten für Sozialpädagogen herrscht dort kein Mangel. Im Internet knüpfte Anja Kontakt zu einer Agentur in London, die deutsche Bewerber an britische Arbeitgeber vermittelt. "Die Antwort kam prompt", erinnert sie sich. Und auch das erste Stellenangebot ließ dann nicht lange auf sich warten. Eine Gemeinde in der Grafschaft Essex, unweit von London, suchte eine Sozialarbeiterin für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Im Januar flog Anja zum Vorstellungsgespräch - und wurde genommen. Ihr Freund habe sich mit ihr über die neue Arbeitsstelle gefreut, erzählt sie - obwohl der neue Job für die beiden wieder eine längere Trennung bedeutet. Doch Anja ist optimistisch: "Es gibt wirklich billige Flüge zwischen England und Deutschland. Besuche sind also machbar. Außerdem haben wir mit der Trennung ja schon Erfahrung." Die Freude auf das Leben im Ausland überwiegt. "Ich mag England einfach sehr", sagt Anja. "Ich liebe die Sprache, die Freundlichkeit der Leute, die Gegend, das Linksfahren und das Einkaufen." Natürlich gebe es noch allerhand zu tun, bevor das Arbeitsleben im Ausland beginnen könne, sagt Anja. Eine Wohnung muss sie in England finden, ein Auto braucht sie auch noch. "Aber das ist alles zu schaffen." Wie lange das Leben fern der Heimat diesmal dauern soll? "Ich weiß es noch nicht. Wenn mein Freund sein Studium beendet hat, sehen wir weiter." Bis dahin will Anja ihre große Chance gut nutzen. "Ich kann Arbeit und Auslandserfahrung verbinden. Und wer weiß - vielleicht gibt es ja in ein paar Jahren in Deutschland wieder Stellenangebote."