App-Entwickler App-Entwickler: Hallenser macht Handys abhörsicher

halle (Saale)/MZ - Ein Tüftler aus Halle will der umstrittenen Telefon- und Internet-Spionage etwas entgegensetzen: Der 23-jährige Informatiker André Gimbut und seine 15-Mann-Firma Digittrade haben eine Applikation (App) für Smartphones entwickelt, die Telefongespräche und andere über Mobilfunk übertragene Daten vor dem Abhören schützen soll. In dieser Woche stellte er die Software „Chiffry“ auf einer Vorbereitungs-Veranstaltung für die Branchenmesse Cebit in Hannover erstmals vor und erregte dort die Aufmerksamkeit von Experten.
Laut Gimbut soll die App auf handelsüblichen Smartphones und auf den Massen-Betriebssystemen laufen. Eine Testversion kann seit Dienstag im Internet kostenlos heruntergeladen werden. Zum Start der Cebit am 10. März soll sie dann auch auf den gängigen Plattformen Google-Play (Betriebssystem Android) und App-Store (IOS von Apple) frei erhältlich sein. Ab 2015 seien zudem kostenpflichtige Versionen für Firmen geplant.
Gimbut zufolge werden mit der App Text- und Sprachnachrichten, aber auch Bilder, Videos und Standortdaten, die die Nutzer weiterleiten, automatisch verschlüsselt. Auch sichere Gruppen-Chats und Telefongespräche seien möglich. „Alle Gesprächsteilnehmer müssen aber auch über eine App verfügen“, sagte der Tüftler. Denn zum Decodieren der Nachrichten müsse der Empfänger ebenfalls im Besitz eines speziellen Schlüssels sein. Außerhalb des „Chiffry“-Netzwerks könne mit dem Smartphone weiter normal telefoniert oder per SMS kommuniziert werden.
Der Magdeburger IT-Sicherheits-Experte Andreas Marx erklärte, dass es noch keine Produkte für den Massenmarkt gebe, die Handys kostengünstig abhörsicher machen. „Die bisherigen Lösungen setzen kostspielige Umrüstungen der Telefone voraus. Und auch die Software ist aufwendig und meist nur für bestimmte Betriebssysteme ausgelegt.“
Verhalten positiv reagierte Lutz Labs von der Computerzeitschrift CT. „Die Plattform sieht sicher aus, die Verschlüsselung geschieht nach aktuellen Standards.“ Nachteil sei aber, dass für eine sichere Kommunikation alle Teilnehmer eine App benötigten. „Das ist die erste Software, bei der ein als sicher geltendes Verfahren zur Sprachverschlüsselung umgesetzt wird“, sagte Informatiker Sandro Wefel von der Universität Halle. Er hatte die Bachelor-Arbeit des Informatikers betreut.
Die Testversion zum Herunterladen: get.chiffry.de