Ansiedlung von BMW Ansiedlung von BMW: Leipzig auf der Überholspur
Halle/MZ. - Der Brief lag in der Morgenpost.So unscheinbar der Umschlag mit dezentem Logowar, so deutlich war sein Inhalt. Auf zweiSeiten erfuhr Halles Oberbürgermeisterin IngridHäußler (SPD) am Mittwoch, dass die BayrischenMotorenwerke ihr neues Werk nicht in Hallebauen werden. Verpackt in freundliche Worteund ohne Angabe von Gründen teilten die zuständigenHerren von der BMW-Konzernplanung mit, dassHalle "wegen der Anzahl guter Standortfaktoren . . .bis in die Spitzengruppe vorgedrungen" sei.Indes: Es gebe, schrieben die Bayern weiter,einige andere Standorte, die "die BMW-spezifischenKriterien noch besser erfüllen".
Das Vorgehen der Münchner hat durchausMethode. Schritt für Schritt und dazu auffälligleise bemüht sich der Konzern, eine Ansiedlungsflächezu finden. Dass bei der Suche nach bestenLagen und höchsten Fördersätzen aus dem Kreisvon ursprünglich 250 Interessenten aus ganzEuropa immer mehr auf der Strecke bleiben,ist klar. Weil aber niemand verprellt werdensoll, hält sich der Konzern bedeckt. "DasAuswahlverfahren wird durch uns nicht kommuniziert",sagt denn auch BMW-Sprecherin Christine Krepold,die damit zugleich ihre "große Zurückhaltungbei der Nennung von Gründen" erklärt.
Mit großemKraftaufwand hatten in den vergangenen Monatenzahlreiche deutsche Städte in Windeseile hervorragendeRahmenbedingungen für die Errichtung des neuenWerks für den BMW der 1-Klasse geschaffen.Das von BMW offerierte Investitionsvolumenvon rund einer Milliarde Mark ließ die RathäuserKraftakte hinlegen, der ihresgleichen suchten.Vor allem aber der "Kampf an der A 14" rücktemehr und mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit.Neben Halle hatten sich auch Leipzig und Magdeburgfür die Ansiedlung der Autobauer engagiert.
Während sich die sächsische Messestadt betontzurückhaltend bei ihren Bewerbungsaktivitätengibt, hatten Halle und Magdeburg - dort laggestern noch keine förmliche Absage vor -von Anfang an auch in Stellungnahmen ihreVorzüge offensiv gepriesen. Die Saalestadtstellte in nur sieben Monaten Planungssicherheitfür ein 230 Hektar großes Gelände her undinvestierte dafür 50 Millionen Mark. Magdeburgwar dabei, auf einem 300-Hektar-Areal an derAutobahn 14 im Süden der Stadt eine Flächefür die Bayern zu erschließen. Während Hallenach dem Rückzug von BMW in Optimismus machtund laut Oberbürgermeisterin Ingrid Häußlerjetzt "wieder frei ist für deutsche und internationaleInvestoren", hat außerhalb der Stadtgrenzenlängst die politische Diskussion um dieseweitreichende Entscheidung begonnen.
Die Debatte wird dadurch verschärft, dassder Landesregierung bereits am Dienstag informellaus München signalisiert worden ist, dassneben Halle auch Magdeburg aus dem Rennenist - Rücksichten müssen nun nicht mehr genommenwerden. Christoph Bergner, Chef der CDU-Landtagsfraktion,fordert deshalb, die "Ursachen auszuwerten".Es müsse der Frage nachgegangen werden,"warum Sachsen-Anhalt nicht in der Lage war,sich auf einen Standort zu konzentrieren,und ob alle politischen Signale im Vorfeldwirklich hilfreich waren".
Auch der Landrat des Saalkreises, Knut Bichoel,teilte Hiebe in Richtung Landesregierung aus."Bedauerlich ist, dass die Unterstützung derLandesregierung für den Standort Halle nichtdeutlich geworden ist", erklärte der CDU-Manngestern. Was Bergner und Bichoel andeuten,soll im Klartext heißen: In München sind Halleund Magdeburg den Bayern zeitgleich und wenigabgestimmt die Türen eingelaufen. Über allem steht der Vorwurf,dass die Landesregierung Magdeburg bevorzugthabe. Das jedoch will WirtschaftsministerinKatrin Budde (SPD) so nicht stehen lassen."Niemand hat das getan", sagte sie.
Von dem Streit in Sachsen-Anhalt könntenun Leipzig profitieren.Die Stadt, die im mitteldeutschen Ballungsraumüber die wohl besten Standortfaktoren verfügt,gilt seit Wochen als Favorit.