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Anschlag in Freital Anschlag in Freital: Illegaler Böller verursacht Explosion

28.07.2015, 06:51
Das Ortseingangsschild der Großen Kreisstadt "Freital"
Das Ortseingangsschild der Großen Kreisstadt "Freital" dpa Lizenz

Freital - Ein illegaler Böller hat die Detonation im Wagen des Kommunalpolitikers Michael Richter (Linke) ausgelöst. Das haben die Ermittlungen der Polizei ergeben. „Es handelt sich um ein pyrotechnisches Erzeugnis, das in Deutschland nicht zugelassen ist“, sagte eine Sprecherin des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) am Dienstag. Unbekannte hatten demnach in der Nacht zum Montag zunächst eine Scheibe eingeschlagen und den Böller in das Innere des Fahrzeugs geworfen. Weitere Details wollte das OAZ aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen.

Immer häufiger werden Politiker wegen ihres Engagements für Flüchtlinge bedroht. Nun wurde das Auto des Linke-Kommunalpolitikers Michael Richter aus Freital (Sachsen) bei einem mutmaßlichen Sprengstoffanschlag zerstört. Viele Politiker kämpfen mit Drohungen und Hassbotschaften. Einige Beispiele:

Die Linke-Politikerin Petra Pau setzt sich seit vielen Jahren für Flüchtlinge ein. Seit den 1990er Jahren hat sie es mit Schmäh-Mails, Drohbriefen und Hetztiraden zu tun. Allein wegen ihres Einsatzes für eine Flüchtlingsunterkunft in ihrem Berliner Wahlkreis bekam sie über 40 Mord- und Gewaltdrohungen. Vor Paus Berliner Wohnhaus marschierten etwa 100 Rechtsextreme auf und grölten rassistische Parolen.

Markus Nierth, parteiloser Bürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt, trat im März zurück, weil er sich und seine Familie durch Rechtsextreme bedroht sah.

Der Oberbürgermeister von Magdeburg, Lutz Trümper (SPD), steht nach mehreren Morddrohungen unter Personenschutz.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) legte wegen Beleidigungen seine Facebook-Seite vorübergehend still.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) gab an, per Brief, Mail und über Facebook Morddrohungen erhalten zu haben: „Der sprachliche Bezug zur Flüchtlingsdebatte ist eindeutig“.

Die Hamburger CDU-Politikerin Karin Prien erhielt nach ihrem Vorstoß für eine private Unterbringung von Flüchtlingen im Mai rund 100 Hass-Mails und Drohbriefe, in denen sie massiv beschimpft wurde.

Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), kämpft mit ständigen Drohungen und Hassbotschaften: „Ich bekomme Briefe, in denen steht: „Du gehörst am nächsten Baum aufgehängt““.

SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi verlas öffentlich einen Brief, den sie mitten in der Debatte über die nationalistische Pegida-Bewegung bekam. Die Anrede darin: „Frau Ausländerdrecksau“.

Omid Nouripour, Bundestagsabgeordneter der Grünen, bekommt regelmäßig Schmäh-Mails und bösartige Botschaften auf seiner Facebook-Seite. Auch bei ihm waren schon einige Morddrohungen dabei.

Der Wagen wurde stark beschädigt, verletzt wurde niemand. Richter, der sich auch für Flüchtlinge einsetzt, vermutet einen rechtsextremen Hintergrund. Laut Polizei gibt es jedoch noch keine Hinweise auf Motiv und Täter. (dpa)