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Amsel Drossel Fink Amsel Drossel Fink: Die Bedeutung der Vogelstimmen

Von Jessica Quick 25.04.2017, 16:28

Halle (Saale) - Egal, ob Stadt oder Land, vom lauten Vogelgezwitscher kann im April garantiert jeder ein Liedchen singen. Vor allem die Amseln übertönen  morgens und abends alle anderen Arten. „Sie haben einen schönen melodischen Gesang“, sagt der Vogelschutzexperte Lars Lachmann des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu).

Dass das Vogel-Gezwitscher melodisch sein soll, empfinden längst nicht alle Menschen so. Immerhin 40 Dezibel misst die Konversation zwischen den Piepmätzen. Das ist etwa halb so laut wie  ein Staubsauger. Wer morgens noch still im Bett liegt, empfindet den Gesang natürlich als lauter.  Dabei gehört das Vogelkonzert  im Wellness-Bereich sogar als Wohlfühl-Sound zum guten Ton.

Wem es gefällt, der kann sich von der Zwitscher-Kolonne sogar pünktlich wecken lassen. Aber wie funktioniert die Vogeluhr? Der Sonnenaufgang sei entscheidend, erklären die Experten vom Nabu. Er dient den Tieren als Referenz. Fast alle Vogelarten zwitschern am Morgen am intensivsten. Je nach Gattung beginnt der Gesang entsprechend der  Tageshelligkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt. Der Gartenrotschwanz etwa  fängt an zu zwitschern,  wenn es noch vollständig dunkel ist. Währen der Buchfink eher zu den Spätaufstehern unter den Singvögeln zählt. Die Reihenfolge  zum Einstimmen in das morgendliche Konzert ist dabei immer dieselbe.

Meisen wecken Langschläfer

Von Ende April bis Anfang Juni kann man besonders viele verschiedene Arten von Vögeln singen hören. Mit zu den ersten  Zwitscherkonzerten im Jahr stimmen die Kohl- und Blaumeisen ab Januar an. Langschläfern sind ihre typischen „Zizi bäh“-Laute und der ausgefeilte Gesang  sicher schon gut bekannt. Der  Gesang der schwarzbraungefleckten Singdrossel ist eher was für Frühaufsteher. Ihr können sie bereits seit Februar  lauschen.   Dazu kommen etwas später  die Finken und die trommelnden Buntspechte.
Seit März  zwitschern auch die Feldlerchen über den Äckern. „Sie sind echte Ausdauerkünstler und können bis zu einer halben Stunde im Flug singen“, erklärt Vogelexperte Lachmann. Rotkehlchen verteidigen mit ihren Lauten dagegen den gesamten Winter über ihr Revier. Vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung sind ihre hohen Flötentöne zu hören, sagt Lachmann.

Wissenschaftler und Ornithologen versuchen seit langem, die musikalische Sprache der Vögel zu verstehen beziehungsweise zu dekodieren. Denn genau wie in der Kommunikation bei den Menschen haben die vielfältigen Klänge der Vögel unterschiedliche Bedeutung. Dazu unterscheiden sich Arten in der Form der  „Lieder“. Manche Vögel, wie der Buchfink,  wiederholen einen kurzen Vers unverändert immer wieder und wieder. Während andere  Gattungen   mehrere Minuten lang in immer wieder neuen Variationen singen können. Zu ihnen gehören etwa der Star oder die Feldlärche.  Forscher haben herausgefunden, dass die kurzen und einfachen Klänge im Schnabelkonzert der Männchen vor allem der Verteidigung des Reviers dienen. Die variantenreichen und langen Lieder hingegen sollen die Weibchen beeindrucken.

Die Vogelstimmen von Amsel, Drossel, Fink und Star erkennen

Auch wenn es schwer ist, einen Trick, wie man den Gesang der Männchen heraushören kann, gibt es: Die Vogelmänner nutzen die Konzertpausen.  Sie vermeiden das gemeinsame Singen mit den Artgenossen und zwitschern gekonnt zwischen die Lieder  der Nachbarn.  Besonders gut beobachten kann man das beim Zaunkönig, der von Februar bis etwa Juli besonders lautstark singt. Der braune Winzling tiriliert sehr lange und so stark, dass er andere Vögel  leicht übertönt. Deswegen wartet etwa der spatzengroße Buchfink - mit seinem prachtvollen, bunten Gefieder der Schönling unter den Vögeln - ab und stimmt sofort nach dem Zaunkönig ein. Vogelstimmen zu erkennen, ist nicht einfach. Meist ist das Aussehen von Vögeln für Menschen einprägsamer. Mit viel Geduld lässt sich das Gehör aber sensibilisieren. Am besten lernt man vom Meister selbst, einem Ornithologen. Seit 1991 gibt es in Sachsen-Anhalt einen Verband mit etwa 300 Vogelspezialisten. Aber auch im Internet finden sich mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten,  Vogelstimmen anzuhören und mit denen in der Natur zu vergleichen.

Im Frühling schlägt die Stunde der Gartenvögel

Vögel zu beobachten, ist hingegen vom 12. bis 14. Mai angesagt. Zur großen Nabu-Mitmachaktion „Stunde der Gartenvögel“. Dabei sind bereits zum 13. Mal alle Naturfreunde aufgerufen, Vögel zu zählen und zu notieren. Hintergrund der bundesweiten Aktion ist der Versuch, einen Vergleichswert der Vogelpopulation zu erhalten. Viele haben den Eindruck, dass  Zaunkönig, Drossel oder Star früher häufiger gesungen haben.

Ob tatsächlich ein Rückgang zu verzeichnen ist, wird sich herausstellen.  Im vergangenen Jahr wurden mehr als eine Million Vögel von insgesamt 44.7000 Menschen gezählt. (mz)