Altmark Altmark: Auf den Spuren des Spargels
Osterburg/Möringen/dpa. - Mit den ersten kräftigen Strahlender Frühjahrssonne bohren sich die Spargelspitzen durch die sandigeErde rund um Osterburg. Hier in der Altmark stand einst die Wiegeder Spargelzucht. Der Diplom-Landwirt August Huchel (1889-1963) nahmin den Zwanziger Jahren als erster das Edelgemüse wissenschaftlichunter die Lupe und gründete 1929 die DeutscheSpargelhochzuchtgesellschaft. Das Wissen um das wertvolleStangengemüse ging von Osterburg aus quer durch Deutschland. Schondamals ging es darum, mehr und besseren Spargel zu ernten. Heuteliegt das altmärkische Zentrum der Spargelzucht rund 20 Kilometerweiter südlich in Möringen bei Stendal.
Der Spargelanbau hat sich enorm weiterentwickelt. «Das hat mitdem, was Herr Huchel getan hat, sehr wenig zu tun», betont JosefGottwald, der 40 Jahre die Saatzuchtstation in Möringen leitete.Während Huchel aus 1500 Pflanzen der Sorte «Ruhm von Braunschweig»die besten heraussuchte, haben später Genetik und Laborarbeit Einzugin die Spargelzucht gehalten.
Immer mehr geht der Trend zum Anbau unter Folie und zu beheiztenFeldern, damit früher und mehr geerntet werden kann. Aus demAgrarministerium in Magdeburg heißt es, von den rund 1000 HektarSpargelanbaufläche in Sachsen-Anhalt liegen 620 Hektar unter Folie.Sechs Hektar in der Altmark werden zudem beheizt. Dort konnte schonEnde März der erste Spargel geerntet werden. Daran müssen dieSpargelsorten angepasst werden.
«Erst zur Zeit der Wende hat sich Spargel vom Luxusgemüse zumVolksgemüse gewandelt», erinnert sich Gottwald. Zum einen sei derLebensstandard in Ost wie West gestiegen, zum anderen habe sich dieLandwirtschaft weiterentwickelt, sagt Gottwald. Heute gibt es dieersten Spargelvollerntemaschinen. Das Spargelstechen von Hand,gebückt über die Spargeldämme, ist sehr anstrengend. «Zu HuchelsZeiten brauchte man noch vier Leute pro Hektar für die Ernte, heutemuss man die gleiche Menge mit einer Person machen», sagt Gottwald.
Huchel kannte nur zwei Sorten, «Ruhm von Braunschweig» und«Schwetzinger Spargel» und züchtete mit einfachen Mitteln einedritte: «Huchels Leistungsauslese». Heute gibt es laut Gottwald etwa20 Spargelsorten. In Möringen arbeitete er bis 2002 an derWeiterentwicklung des Gemüses. «Uns ist es gelungen, eine Kultur zuzüchten und zu bearbeiten, die in die Gegend hier passt.» Gottwaldbrachte die Saatzuchtstation Möringen gut über die Wendezeit, heuteführt sein Sohn sie weiter. Es entstanden wohlklingende Sorten wieEros, Helios und Apollo, später Ramos, Ravel und Rapsody. DieZüchtung einer neuen Sorte dauert zehn bis zwölf Jahre.
In Osterburg erinnert im Kreisheimatmuseum an derHaupteinkaufsstraße nur noch eine kleine Ecke an August Huchel. ImArchiv liegt Huchels Nachlass - Briefwechsel und Dokumente - die dieFamilie dem Museum überlassen hat. «Zu seiner Zeit wurde auf einemViertel der Feldmark Osterburg Spargel angebaut», sagt MuseumsleiterFrank Hoche. Huchel habe prophezeit, dass sich nie wieder so vieleSpargelfelder in allen Himmelsrichtungen um Osterburganeinanderreihen würden. Bislang hat er damit Recht behalten.