Alkohol-Tote 2011 Alkohol-Tote 2011:
Magdeburg//dpa/MZ/wschl. - Leserkommentator „Schreiber40“ ist der Ansicht: „Früher wurden Langeweile und das Nichtstun sozusagen weggesoffen, heute ist es wohl nicht anders“. Er erinnert daran, dass die DDR beim Alkoholkonsum „Weltspitze“ gewesen sei. Kommentator „wono1987“ verweist auf die wöchentlichen Werbeprospekte im Einzelhandel, in denen regelmäßig Sonderangebote für Schnaps und Bier zu finden seien. Und der Kommentator „wermoe“ hält Alkohol für gefährlicher als Haschisch, weil er überall und jederzeit verfügbar sei.
Ganz anders sieht das „Stromer“: Er hält nichts von einer pauschalen Verbots-Debatte von Alkohol und meint: „Wenn wir dabei sind: Computer machen manche Menschen süchtig! Sofort verbieten, gleich mit dem Alkohol. Ach ja, im Straßenverkehr sterben Menschen! Sofort Autos verbieten…!“
Wenn ein pauschales Verbot nicht in Frage kommt, was könnte dann helfen? Wir fragten auf unserer Facebook-Seite nach. Dort standen nach kurzer Zeit zahlreiche Ursachen zur Auswahl, darunter auch ein paar ironische Antworten wie „Wir stehen zu früh auf“. Die meisten unserer Anhänger klickten bei den Ursachen auf die Antwort „Alkohol ist zu billig und sollte teurer werden“
Statistisch betrachtet sterben nur in Mecklenburg-Vorpommern mehr Menschen an Alkohol als in Sachsen-Anhalt: Im „Land der Frühaufsteher“ sind es fast 36 Tote pro 100.000 Einwohner, in Mecklenburg-Vorpommern 37 Tote pro 100.000 Einwohner. Bundesweit liegt der Durchschnitt bei knapp 18 Toten, am niedrigsten ist er in Bayern mit 13 Toten.
Sehr groß sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Unterschiede zwischen Männern und Frauen: 652 Alkoholtote waren 2011 in Sachsen-Anhalt Männer, 176 waren Frauen. Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Zahl der Toten im Land konstant, bundesweit sank sie hingegen von mehr als 15.000 auf unter 14.700.
Erst vergangene Woche hatte das Statistische Landesamt berichtet, dass die Zahl der Komasäufer unter Kindern und Jugendlichen im Jahr 2011 zurückgegangen sei. 506 junge Menschen zwischen 10 und 20 hätten sich bis zum Umfallen betrunken, das seien 21,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Nach der Statistik des Bundesamtes haben vor allem die neuen Bundesländer eine relativ hohe Zahl an Alkoholtoten. Experten sehen dies als Folge anderer Trinkgewohnheiten. Eine Studie der Deutschen Krankenversicherung war im Oktober vergangenen Jahres dagegen zu dem Ergebnis gekommen, dass die Ostdeutschen relativ gesund leben. Für die Untersuchung waren allerdings die Bürger selbst befragt worden.
Für Aufsehen sorgt hoher Alkoholkonsum immer wieder im Straßenverkehr. So war Ende Januar ein 39-Jähriger in Landsberg mit 3,84 Promille Alkohol im Blut gegen einen Findling geprallt. Ein 40-Jähriger stürzte mit 1,5 Promille in Wernigerode mit seinem Wagen in einen Bach. Eine 46 Jahre alte Frau rutschte Anfang Januar mit 3,81 Promille bei Theißen im Burgenlandkreis in einen Straßengraben.
Der Psychiatrieausschuss des Landes hatte im Herbst beklagt, dass das Angebot an Drogenberatung in Sachsen-Anhalt unzureichend sei. Die zuständigen Landkreise hätten Kapazitäten abgebaut, obwohl das Land konstant gezahlt habe.