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Abfallentsorgung Abfallentsorgung: Sachsen-Anhalt als Müllofen der Nation?

Von Ute Albersmann 30.04.2003, 18:34

Magdeburg/MZ. - Bundesweit drohen ab 2005 erhebliche Engpässe bei der Müllentsorgung. Anders in Sachsen-Anhalt: Hier könnte möglicherweise dreimal so viel Müll verbrannt werden wie im Land anfällt. Das geht aus einem Gutachten der Basler Pognos AG hervor. "Wir werden der Müllofen der Nation", warnt Oliver Wendenkampff vom Bund für Natur- und Umweltschutz (BUND). Bisher sei Müllimport verboten, das wolle das Land ändern.

Ab Mitte 2005 dürfen keine Abfälle mehr deponiert werden, die nicht vorher behandelt wurden. 4,2 Millionen Tonnen, das wäre ein Fünftel des bundesweiten Aufkommens, wird laut Prognos nicht ordnungsgemäß vorbehandelt werden können. Große Probleme werde es unter anderem in Sachsen, Thüringen und Brandenburg geben. Prognos: "Gut verdienen werden diejenigen, die ihre freien Kapazitäten zu einem möglichst späten Zeitpunkten teuer vermarkten können."

In Sachsen-Anhalt haben Unternehmen bereits im Vorgriff auf das neue Landesrecht Verträge über Müll-Lieferungen aus Thüringen und Sachsen geschlossen. An neun Standorten gibt es Baupläne, die unterschiedlich weit vorangetrieben sind. Fachleute gehen davon aus, dass manche noch ad acta gelegt werden, warnen aber trotzdem vor Überkapazitäten. Denn Müll von weit her antransportieren zu lassen, sei teuer. Wendenkampff: "Am Ende wird er mit Dumpingpreisen ins Land geholt."

Die Investoren dagegen geben sich optimistisch. In Magdeburg und Zorbau (Kreis Weißenfels) wurden Grundsteine für Anlagen mit Jahreskapazitäten von je 300000 Tonnen gelegt. Holger Franke requiriert von Mannheim aus Müll für eine geplante Anlage in Leuna (Kreis Merseburg-Querfurt). "Müll ist keine landestypische Angelegenheit", sagt er. Bis zu 150 Kilometer Einzugsradius werde Leuna haben. Kapazität des Müllofens, an dem die Mannheimer MVV Energie AG beteiligt ist: 195000 Tonnen.

In Amsdorf (Mansfelder Land) sollen 60000 Tonnen Abfall verbrannt werden. Für zwei Drittel sind Verträge unterschrieben, sagt Geschäftsführer Wolfgang Paller. Den Rest nutzten die Gesellschafter selber. Das Landes-Umweltministerium mahnt indes mit Blick auf die bundesweite Situation: Gemeinden, die sich nicht rechtzeitig Kapazitäten sicherten, gingen ein schwer kalkulierbares Risiko ein.