Zwei Jahre Schalke-Affäre Zwei Jahre Schalke-Affäre : Warum die Ermittlungen gegen Ex-Geschäftsführer der Stadtwerke noch immer laufen

Zeitz - Muss der ehemalige Geschäftsführer der Zeitzer Stadtwerke Andreas Huke vor Gericht oder nicht? Noch ist offenbar alles offen. „Die Ermittlungen gegen den ehemaligen Geschäftsführer wegen Untreue und Vorteilsgewährung sind noch nicht abgeschlossen“, erklärt die Leitende Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft Halle Heike Geyer. Seit fast zwei Jahren wartet Huke nun darauf, dass es eine Entscheidung gibt. Eine lange Zeit. Eine zu lange Zeit, so Huke, denn irgendwann möchte er wieder normal leben und vor allem von den Vorwürfen befreit sein, die er immer bestritten hat.
Nach der fristlosen Kündigung im November 2016 hatten die Stadtwerke Zeitz im Januar 2017 Strafanzeige gegen ihren langjährigen Geschäftsführer gestellt. Die Stadtwerke nutzten nämlich auf Schalke eine VIP-Loge, in die er jahrelang Persönlichkeiten, Funktionäre und Amtsträger aus Sachsen-Anhalt eingeladen haben soll. Allerdings nicht als Privatperson und zum eigenen Vergnügen, wie Huke betont.
Schalke-Affäre in Zeitz: Kontaktpflege für die Stadtwerke?
Es war Kontaktpflege für die Stadtwerke, in deren Namen auch eingeladen wurde. „Und es war sehr effektiv“, sagt Huke. Denn die Stadtwerke wurden unter seiner Führung zu einem gesunden und leistungsfähigen Unternehmen. „Man muss auch etwas investieren, sonst wäre der Umsatz der Stadtwerke nicht so hoch gewesen.“ Investiert habe er allerdings eine vergleichsweise geringe Summe für die Miete der VIP-Lounge: „Es waren jährlich 178.000 Euro, unter einem Prozent des Umsatzes.“ So erschließt sich für ihn nicht wirklich, wofür er jetzt gerade stehen soll. Und warum das alles so lange dauert, Zeit kostet, Lebenszeit.
Im Zuge der Ermittlungen und „Enthüllungen“ mussten Polizisten ihre Posten räumen, der Chef der Investitionsbank Manfred Maas geriet ebenso in den Fokus möglicher Ermittlungen wie der Ministerpräsident Sachsen Anhalts Reiner Haseloff (CDU). Bei den Ermittlungen ging es um die Frage, ob sich die Polizisten zu den Spielen einladen ließen, wer den Aufenthalt in der VIP-Loge auf Schalke bezahlt hat und wer Übernachtungskosten übernommen hat.
Schalke-Affäre in Zeitz: VIP-Tickets für ein Champions-League-Spiel des FC Bayern München zum Spottpreis
Und es stand die Frage: Hat Ministerpräsident Reiner Haseloff VIP-Tickets für ein Champions-League-Spiel des FC Bayern zum Spottpreis angenommen? Schon nach kurzer Zeit war im März 2017 seitens der Staatsanwaltschaft klar, dass es keinen Anfangsverdacht gebe und damit kein Verfahren gegen Haseloff. Auch für den Chef der landeseigenen Investitionsbank (IB), Manfred Maas, blieb es folgenlos, man sah keinen Anfangsverdacht auf Korruption.
Das war bereits im Mai 2017. Und im Februar dieses Jahres kehrten auch die Polizisten zurück auf ihre Dienstposten. Nur Huke wartet weiter. „Die Verfahrensdauer ist in derartigen Fällen nicht ungewöhnlich und bedingt durch die Bewertung geschäftlicher Vorgänge“, erklärt die Oberstaatsanwältin, „und die dazu erforderlichen Vernehmungen und Auswertungen. Auch die vom Beschuldigten vorgebrachten Erklärungen müssen geprüft werden.“ Es sei eine umfangreiche Arbeit für die Experten.
Hukes Anwalt und Ex-DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel sieht der Strafanzeige und den Ermittlungen nach eigener Aussage „extrem gelassen entgegen“ und wittert eher ein Komplott gegen seinen Mandanten, in dem es um „wirtschaftliche Verteilungskämpfe“ unter den Stadtwerke-Gesellschaftern geht. Außerdem weiß Huke vermutlich am besten, wer eingeladen war und wie viel er für den Aufenthalt auf Schalke bezahlt hat. (mz)