Zu Fuß auf Weltreise Zu Fuß auf Weltreise: Rico Reißmann aus Wetterzeube startet zweiten Versuch

Zeitz - Rico Reißmann sitzt in Jena auf gepackten Taschen. „Für den 10. April ist ein Flug nach Indien gebucht“, so der Weltreisende, der in Wetterzeube aufgewachsen ist.
Nach 9.000 Kilometern Fußweg hatte Reißmann seine Erdumrundung zu Fuß dort im November vergangenen Jahres zwangsweise abbrechen müssen.
Nun beginnt die nächste Etappe: Rund 20.000 Kilometer will er noch laufen. Eine weitere Unterbrechung soll es nicht geben.
Stillstand kann Rico Reißmann nur schwer ertragen
Derzeit beschäftigt den Weltreisenden die bürokratische Seite seines Abenteuers: Nötige Visa für Indien und Myanmar müssen beantragt werden. „Das kostet alles Zeit und Nerven“, so Reißmann. Nach eineinhalb Jahren Wanderung ist Stillstand für den Wahl-Jenaer nur schwer zu ertragen.
Alles begann im Jahr 2015, als der Versicherungskaufmann Rico Reißmann sich nach der Trennung von seiner Freundin für einen Neuanfang entscheidet. Er verkauft Hab und Gut und beschließt, zu Fuß in Richtung Osten zu laufen. Immer mit dabei: Sein selbst getüftelter High-Tech-Handwagen mit Solarzelle fürs Mobiltelefon.
Seine Route führte den Wanderer quer durch Europa gen Südosten durch die Türkei bis nach Georgien, wo Rico Reißmann überwinterte. Von dort setzte er seine Reise durch Aserbaidschan fort und durchquerte auch die iranische Wüste. Mit dem Flugzeug reiste er weiter nach Dubai und von dort weiter nach Indien.
Nichts hatte Rico Reißmann aufhalten können. Wetterextreme und Zusammenstöße mit unachtsamen Kraftfahrern hatte er überstanden. Doch in Dubai hatte der Weltreisende versehentlich seinen Pass gewaschen. Nach einer Behördenodyssee musste er seine Reise im November unterbrechen, nachdem er Indien durchwandert hatte. (smu)
Weiter gehen soll sein Trip in Indien. In Mumbai hat Rico Reißmann seinen treuen Begleiter stationiert. Sein selbst gebastelter Handwagen steht dort bei einem Freund. Das Gefährt hat den überzeugten Fußgänger den gesamten Weg über begleitet. Ausgerüstet ist es mit einer Solarzelle. Den Strom braucht der Wanderer, um das Mobiltelefon zu laden, mit dem er sich rund um den Globus navigiert.
Rico Reißmann aus Wetterzeube musste Reise wegen fehlendem Reisepass abbrechen
Zunächst wird Reißmann aber nicht zu Fuß sondern auf der Schiene unterwegs sein. Im Nordosten Indiens, im für die gleichnamige Teesorte bekannten Distrikt Darjeeling, hatte er seine Reise abbrechen müssen. Denn er hatte keinen Reisepass mehr. Eine Zugfahrt soll ihn nun zurück dort hin bringen. „Das wird läppische 44 Stunden dauern“, scherzt der ambitionierte Wanderer.
Den Plan für seine Weiterreise musste Rico Reißmann indes schon wieder ändern, bevor sie überhaupt gestartet ist. Eigentlich wollte er durch Myanmar und weiter durch China laufen. „Aber scheinbar ist dort derzeit die Grenze wegen Unruhen gesperrt. Deshalb muss ich wohl direkt nach Thailand laufen, weiter nach Laos und Vietnam“, so der Weltreisende weiter.
Rico Reißmann aus Wetterzeube lässt sich auch von Wetterextremen nicht beirren
Südostasien ist für sein feuchttropisches Klima berüchtigt. Doch davon lässt sich Reißmann nicht beirren: „Ich kann mir das Wetter halt nicht immer aussuchen. Wenn es schlecht ist, dann muss ich da durch“, sagt er. Den georgischen Winter hat der Mann aus Wetterzeube dabei ebenso bereits abgeschüttelt wie die unbarmherzige Hitze der iranischen Wüste im Hochsommer, die ihn vergangenes Jahr fast verzweifeln ließ.
Sein Fußweg um die Welt soll ihn nun noch über mehrere Kontinente führen. Nach Südostasien will er die australische Küste in Angriff nehmen und den nordamerikanischen Kontinent durchqueren, bis er schließlich von Südeuropa zurück nach Deutschland läuft.
Was Rico Reißmann von seiner Reise abhalten könnte
Und abgesehen von familiären Notfällen werde ihn nichts vom Weiterlaufen abhalten, so der Reisende. Höchstens fehlendes Geld könnte für Verzögerungen sorgen. Wie schon bei Etappe 1 der Wanderung um den Globus wird er vom Zeitzer Goldschmiedemeister Andreas Otto und Sportgeschäftsinhaber Jörg Stöver unter anderem durch Spendensammlungen unterstützt.
Während seiner Zwangspause hat sich der gebürtige Zeitzer mit Nebenjobs Geld für die Weiterreise hinzuverdient. Beim Thüringer Diafestival im Januar hat sich Reißmann zudem durch die Vorträge anderer Weltreisender für die Zukunft inspirieren lassen.
Wie lange der Rest seiner Erdumrundung dauern wird, ist Rico Reißmann nicht wichtig. Von seiner Familie wird er sich einige Zeit lang verabschieden. Und auch die elterlichen Sorgen muss er ab und zu aus dem Weg räumen.
Denn nicht immer durchwandert Rico Reißmann Gegenden, die für ihre Sicherheit bekannt sind. „Über viele Länder gibt es Vorurteile, obwohl sie sehr sicher sind – ein Beispiel ist der Iran. In anderen Ländern herrschen Konflikte, von denen man in Deutschland nur wenig erfährt“, resümiert Reißmann seine bisherigen Erfahrungen.
Von seinen Erlebnissen berichtet Rico Reißmann im Internet bei Facebook in der öffentlichen Gruppe „Rico’s Long Walk“ und auf seinem Blog www.ricoslongwalk.de (mz)