Zicken-Abfuhr für Freier «Pfannkuchen»
Weißenfels/MZ. - Der Raum der Klasse 3 b entpuppt sich als Märchenzimmer mit zauberhafter Kulisse. "Den Königsthron hat unser Hausmeister gebaut und das große dicke Märchenbuch aus weinrotem Samt und mit Goldschrift auch", empfängt uns Schulleiterin Elke Neugebauer.
Kenny Lachmund ist kaum wiederzuerkennen. In schwarzer Pelzrobe und einer ebenso dunklen Kappe tritt er vor die Prinzessin und ihren Vater, den König. "Ich bin der Edle von Schlaraffia", stellt sich der Achtjährige vor. "Wie ein Weinfass sieht er aus", kichert Salomé Voigt, die die eingebildete und hochnäsige Prinzessin im Grimmschen Märchen "König Drosselbart" spielt. Die blonde Drittklässlerin mit den geröteten Wangen ist in ihrem Element und zickt, was das Zeug hält. Jetzt verspottet sie Martin Emmerich, der den Freier "Pfannekuchen" spielt, Mutters elegante spitze Schuhe trägt und sich den Pullover gepolstert hat, damit er einen richtigen Bauch vorweisen kann. "Rund und dick hat kein Geschick", prustet Prinzessin Übermut mit langer Schleppe und Perlenkette los. Auch "Graf Bohnenstange" alias Jörg Rottmann bekommt sein Fett weg: "Dünn und lang hat keinen Gang", hänselt das Mädchen mit der Glitzerkrone seinen Freier. Und so geht das Gezerre hin und her, bis es dem König (Tom Ludwig) zu viel wird und er ein Machtwort spricht. Schon so lange musste er stillsitzen. Aber auch das will gelernt sein für den Auftritt am Sonntag im Kulturhaus.
Mit Feuereifer sind die Kinder bei der Sache, lobt Klassenlehrerin Renate Herzog. "Es macht einfach Spaß", schwärmt Anton Pätzold, der einen der drei Trompeter mimt. Köchin Maria Jacob und Zeremonienmeister Ramon Denzin beteuern, dass sie mit dem Auswendiglernen der Texte keine Probleme hätten. Alle über 180 Kinder der Schule sind in die Revue einbezogen, die aus mehreren Teilen besteht. So berichtet Elke Neugebauer. "Wer nicht Schauspieler ist, singt oder spielt ein Instrument", erzählt die erfahrene Pädagogin.