1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Zeitzer Whisky-Manufaktur: Zeitzer Whisky-Manufaktur: Flüssige Köstlichkeiten reifen im Fass

Zeitzer Whisky-Manufaktur Zeitzer Whisky-Manufaktur: Flüssige Köstlichkeiten reifen im Fass

Von Anja Melior 30.03.2016, 08:25
Die Arbeitsfläche in der Brennerei von Daniel Rost ist mit Flaschen vollgestellt, die Whisky unterschiedlicher Reifegrade enthalten.
Die Arbeitsfläche in der Brennerei von Daniel Rost ist mit Flaschen vollgestellt, die Whisky unterschiedlicher Reifegrade enthalten. Hartmut Krimmer

Zeitz - Die Zeitzer Whisky-Manufaktur wächst weiter. Erst in der vergangenen Woche wurden neue torfige, flüssige Köstlichkeiten in frisch gelieferten Holzfässern angesetzt. Im kommenden Jahr soll die Brennerei näher an die Innenstadt ziehen. Der Inhaber Daniel Rost hat in der Zeitzer Weberstraße ein Haus gekauft. Gleich direkt neben dem Green Island Pub - eine Symbiose, die Gutes erhoffen lässt.

Noch steht die Lomond Still - so heißt die Brennblase - im Einfamilienhaus in einer Zeitzer Wohnsiedlung. Extra von einem schwäbischen Kupferschmied wurde das Herzstück für den Jungunternehmer Rost angefertigt. Selbst in Schottland arbeitet man heute nur noch selten mit diesen alten Brennblasen. Doch Rost wollte eben genau so eine. „Damit kann ich ganz unterschiedliche Whisky-Arten herstellen: Leichte, fruchtige bis hin zu schweren, fast öligen“, so Rost.

Grundlage für jedes Produkt, was unter seinem Dach entsteht, ist die Maische. Diese entsteht, indem man gemälztes Getreide schrotet und mit heißem Wasser vermischt (maischen). Die festen Teile des Malzes bleiben in der Masse und sorgen beim Destillieren für ein kräftiges Torfaroma. Ist sie dann mit Hefe versetzt, gärt sie sieben bis zu zehn Tage, wobei der Alkoholgehalt auf rund 12 Prozent ansteigt. Danach folgt das Brennen. Im ersten Vorgang erreicht der Alkohol 45 Prozent. Erst beim zweiten Brennen steigt der Gehalt auf etwa 80 Prozent. Doch das, was dann entsteht, ist noch lange kein echter Whisky. „Das Produkt heißt in dem Fall zunächst Baby-Whisky“, so der Zeitzer Unternehmer.

Wer guten Whisky erhalten möchte, wählt seine Fässer, in denen das Getränk reifen soll, mit viel Bedacht. Rost wartet oft mehrere Monate, bis er wieder ein neues Behältnis bekommt. Erst kürzlich kamen zwei Fässer an - eines davon direkt aus der Karibik - genauer gesagt aus Martinique. Acht Jahre reifte darin ein Rum. Nun steht das Fass im Hinterhof einer Einfamilienhaussiedlung und wartet auf die Befüllung. „Das Ganze ist relativ unspektakulär“, so Rost. „Dazu fülle ich einfach den Baby-Whisky, der auf 63,5 Volumenalkohol verdünnt wurde, in das Holzfass“, erklärt er weiter. Etwa 190 Liter fließen so durch den Schlauch über den Trichter in das zukünftige „Heim“, wo die Flüssigkeit mindestens für drei Jahre und einen Tag ruhen sollte.

Lange Ruhung

Direkt nach dem Abfüllen werden dem Fass ein paar Flaschen des unfertigen Whiskys abgezapft, in Flaschen gefüllt und etikettiert. Nach gut einem Jahr Ruhen werden erneut ein paar Flaschen abgefüllt. „Das Produkt heißt dann Einjähriger und zeigt bereits eine andere Farbe. Auch der Geruch ist deutlich anders“ erklärt Rost. Im nächsten Jahr geschieht das Gleiche. Wieder haben sich die Farbe, Geruch, Geschmack und der Alkoholanteil geändert. Der Zweijährige muss nun nur noch ein Jahr und einen Tag reifen, bevor er sich Whisky nennen darf. „Etwa 60 Prozent Aroma kommen letztendlich vom Fass. Je nachdem, was vorher drin war. Ob es ein Portwein, Rum oder sonst irgendwas war. Das Holzfass ist entscheidend für das Endprodukt“, erklärt Rost.

Nach und nach sammeln sich mehr Holzfässer an. Alle aus unterschiedlichen Regionen von der ganzen Welt. Ganz hinten in der Ecke liegt eines mit der Aufschrift: Zeitzer Rum - 1050-Jahr-Feier. „Da wäre das Wässerchen fertig, wir haben das der Stadtverwaltung angeboten, ob es tatsächlich dann einen Zeitzer Rum geben wird, steht jedoch noch nicht fest“, so Rost. Bisher sei jedoch noch keiner auf das Angebot der Whisky-Manufaktur eingegangen.

Eine räumliche Veränderung steht ebenfalls an. Rost hat in der Innenstadt ein Haus gekauft. Für die Nutzung entstehen in der nächsten Zeit Pläne. Fest steht, es wird eine Schau-Brennerei geben, einen Shop und vielleicht sogar eine Pension. „Zudem wird mit der Nähe zum Green Island Pub auch die Zusammenarbeit mit dem Inhaber Andreas Weitze ausgebaut“, so Rost. „Man darf also gespannt sein, wie sich alles entwickeln wird“, verrät der Whiskyliebhaber. (mz)